# taz.de -- Anschlag in der Ostukraine: 150 Gramm TNT zur Wahl | |
> Bei einer Explosion in Donezk sind mindestens vier Menschen verletzt | |
> worden. Eine Bombe ging hoch, als sich Kommunisten trafen. | |
Bild: KP-Demo in Donetzk im November 2017 | |
KIEW taz | Bei einem Anschlag auf das Parteibüro der Kommunistischen Partei | |
in Donezk sind am Samstag vier Menschen verletzt worden. Unter ihnen | |
befindet sich auch Igor Chakimsjanow, der Kandidat der Kommunistischen | |
Partei der Volksrepublik Donezk für die Wahl zum Republikchef und des | |
Parlamentes, die am 11. November stattfinden soll. | |
Die russische Nachrichtenagentur RIA zitiert Gennadij Fomenko von der | |
Kommunistischen Partei der international nicht anerkannten „Volksrepublik | |
Donezk“, der von schweren Verbrennungen einer Delegierten des Parteitages | |
spricht. Die unter einem Sitz versteckte Paketbombe bestand wohl aus 150 | |
Gramm TNT. Derzeit findet ein Parteitag der Kommunisten in Donezk statt. | |
Zum Zeitpunkt des Anschlages waren 50 Personen im Gebäude. | |
Die Bombe, sagt der Kommunistenchef von Donezk, Boris Litwinow, richte sich | |
gegen die Abgeordneten und die kommunistische Partei. „Das ist ein Versuch, | |
uns daran zu hindern, an der Wahl teilzunehmen.“ Mit dem Parteitag laufe | |
auch die Frist ab, die Dokumente für die Wahl einzureichen. Nun seien viele | |
der erforderlichen Dokumente beim Anschlag verbrannt. | |
Auch wenn die Kommunisten von Donezk die Abspaltung der Stadt von der | |
Ukraine seit 2014 unterstützt hatten, scheint ihr Verhältnis zu den | |
Machthabern sehr angespannt zu sein. So versucht derzeit der Kandidat der | |
Kommunisten, der bei dem Anschlag verletzte Igor Chakimsjanow, der im April | |
und Mai 2014 Verteidigungsminister der „Volksrepublik Donezk“ war, auf dem | |
Gerichtsweg seine Wiedereinsetzung als Verteidigungsminister durchzusetzen. | |
Die im Oktober 2014 gegründete KP der „Volksrepublik Donezk“ sieht sich in | |
der Tradition Lenins und der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. Immer | |
wieder wird auf den Seiten der Partei in Online-Netzwerken positiv Bezug | |
auf Stalin genommen. | |
## Kommunisten empört | |
Nur wenige Stunden vor dem Anschlag wandte sich Chakimsjanow über das | |
russische Online-Netzwerk „VKontakte“ an seine Unterstützer. Es gebe | |
Versuche, seine Arbeit zu stören, schreibt er. | |
Bereits im August hatte der Kommunist die Machthaber der Volksrepublik | |
kritisiert. Er warf ihnen eine Einschüchterung der Bevölkerung und | |
Propaganda vor und forderte gleichzeitig, Personen, die an der Front | |
lebten, Wohnraum in ruhigen Gebieten zur Verfügung zu stellen, auch ohne | |
Einwilligung der Wohnungseigentümer. Gleichzeitig kritisierte er die | |
wachsende Armut in Donezk. Lediglich eine Elite von fünf bis zehn Prozent | |
der Bevölkerung lebe gut. | |
Der auf der Krim lebende unabhängige Kommunist Igor Panjuta berichtet, der | |
auch mit der Lage der Kommunisten in Donezk vertraut ist, dass unter der | |
Oberfläche schon lange Konflikte zwischen den Machthabern und den | |
Kommunisten schwelten. „Die Machthaber von Donezk stehen für das | |
Großkapital. Klar, dass das die Zusammenarbeit mit den Kommunisten | |
erschwert“, sagte Panjuta der taz. | |
Und ein Kommunist aus Donezk, der namentlich nicht genannt werden wollte, | |
erklärte: „Die Machthaber zwingen uns, uns sozialdemokratisch zu verhalten. | |
Wenn wir hier in Donezk anfangen würden, eine Pariser Kommune aufzubauen, | |
würden sie uns vernichten“. | |
30 Sep 2018 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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