# taz.de -- Reichtumsbericht der Allianz: Reiche bekommen Konkurrenz | |
> Das Vermögen der globalen Mittelschicht wächst, sagt die Allianz in ihrem | |
> Reichstumsbericht. Weniger soziale Polarisierung durch Globalisierung? | |
Bild: Laut Statistiken der Allianz besaßen die Leute, die zu den reichsten zeh… | |
Die Globalisierung sei eine gute Sache, erklärt die Allianz-Versicherung in | |
ihrem neuen Report über den weltweiten Reichtum. Die wirtschaftliche | |
Entwicklung der vergangenen 20 Jahre habe die soziale Spaltung verringert. | |
Ein Beleg dafür: Die globale „Vermögensmittelklasse“ umfasse mittlerweile | |
rund 1,1 Milliarden Menschen, darunter 500 Millionen Chines*innen und | |
Bürger*innen anderer aufstrebender Staaten. Der Anteil der Mittelschichten | |
der Industrieländer gehe dagegen zurück. | |
Die Allianz stützt sich auf Daten aus 53 Ländern. Sie analysiert die | |
Vermögen der privaten Haushalte aus Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapieren, | |
Ansprüchen gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds. Immobilien wurden | |
nicht einbezogen, ebensowenig Kapital, das Unternehmen und Staaten | |
besitzen. | |
Laut Statistiken der Allianz besaßen die Leute, die zu den reichsten zehn | |
Prozent der Weltbevölkerung gehören, 2017 rund 80 Prozent aller | |
Geldvermögen. Im Jahr 2000 seien es noch 90 Prozent gewesen. Zur gleichen | |
Zeit stiegen die Vermögensanteile der Mittelschichten. | |
„Die Geldvermögen sind im globalen Maßstab zwar immer noch extrem ungleich | |
verteilt“, schreiben die Allianz-Ökonomen Michael Heise, Kathrin Brandmeir | |
und ihre Kollegen. „Aber die Verhältnisse ändern sich zum Positiven. Die | |
Mitte wird breiter und reicher – die Globalisierung wirkt positiv.“ | |
Diese Botschaft widerspricht der Sichtweise vieler Linker, die | |
Globalisierung und Freihandel grundsätzlich für eine ungerechte Sache | |
halten. Der französische Ökonom Thomas Piketty oder die | |
Entwicklungsorganisation Oxfam kritisieren eine zunehmende soziale Spaltung | |
infolge der Globalisierung. Reiche würden reicher, Arme ärmer. Vor dem | |
Weltwirtschaftsforum von Davos im Januar 2018 [1][erklärte Oxfam], 42 | |
Milliardäre hätten so viel Kapital angehäuft wie die ärmere Hälfte der | |
Weltbevölkerung. 2009 seien es noch 380 Milliardäre gewesen. | |
Ein Teil des Widerspruchs dürfte sich durch die unterschiedliche Datenbasis | |
erklären lassen. Zwei Drittel der – ärmeren – Staaten dieser Welt spielen | |
in der Allianz-Studie keine Rolle. Aus Afrika wurde nur die Republik | |
Südafrika einbezogen. Die Berechnung der Vermögensanteile bezogen auf die | |
Welt sind deshalb mit Vorsicht zu betrachten. Außerdem bleibt bei der | |
Allianz das Immobilienvermögen außen vor, das bei Piketty ein wesentlicher | |
Treiber der Polarisierung ist. | |
Laut Versicherung ist das Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte 2017 | |
global auf 168 Billionen Euro (168.000 Milliarden Euro) gestiegen – ein | |
Zuwachs um 7,7 Prozent. Zum Vergleich: Das ist etwas das Doppelte der | |
weltweiten Wirtschaftsleistung. Abzüglich der privaten Schulden betrug das | |
Geldvermögen netto 129 Billionen Euro. | |
26 Sep 2018 | |
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[1] /Oxfam-Bericht-vor-Davos/!5475855 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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