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# taz.de -- Proteste im Hambacher Forst: Räumungen starten wieder
> Die Polizei legt im Hambacher Forst wieder los: Nach vier Tagen Pause
> soll es nun schnell gehen. Journalisten dürfen nicht in Sichtweite.
Bild: Sie haben sich angeseilt, denn die Räumung des Hambacher Forsts wird for…
Hambacher Forst taz | „Wenn Sie gehen, tut es auch nicht weh“, sagt ein
Beamter zu einer Aktivistin, die er aus der Sitzblockade abführt. Sie geht
dann widerwillig mit, anstatt sich steif zu machen. Nach und nach lösen die
BeamtInnen die Blockade unter der Tripod genannten Struktur, die aussieht
wie ein großer Dreibeinhocker, auf. Der Westzugang zum Hambacher Forst soll
an diesen Montag frei werden. Gut zehn Menschen führt man ab, vom Tripod
tönen Schreie. Journalisten dürfen nicht in Sichtweite, innerhalb des
Sicherheitsbereiches. Anders als sonst, ohne Erklärung.
Am Mittwoch waren die Räumungen im vom Rodungen bedrohten Waldgebiet
gestoppt worden, [1][weil ein Journalist aus etwa 15 bis 20 Metern Höhe
abgestürzt] war. Bis dahin waren laut Polizei 39 von 51 Baumhäusern im Wald
abgerissen worden. Dass die Polizei weiter räumen würde, war klar. Noch am
Sonntagabend hatte Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) das dem WDR
gesagt. Der genau Zeitpunkt, das war bis zuletzt unklar. Nun starteten die
Räumungen am Montag wieder. [2][RWE will dort ab Mitte Oktober 100 Hektar
Wald für seinen Braunkohletagebau roden], die Hälfte des noch bestehenden
Gebiets.
Die erste Räumungsverfügung war schon verlesen, da legte ein
Polizeisprecher seinen Wissensstand so dar: Man räume nur die Rettungswege
frei, auch besetzte Strukturen wie die drei Tripods am westlichen
Waldzugang. Wenige Minuten später: Die Aachener Nachrichten melden exklusiv
die Fortsetzung der Räumung. Dann ein Anruf des Pressesprechers: Man sei
nun informiert. Die Räumung ginge weiter.
An zwei Orten gleichzeitig wird die Räumung der Besetzung fortgeführt: Am
Westzugang des Hambacher Forsts, wo drei besetzte Tripods den Weg
versperren, und im sogenannten Kleingartenverein, weiter südöstlich. Beide
Orte sind weiträumig abgesperrt, in Sicherheitsbereichen sind
[3][Hebebühnen im Einsatz]. In den verbleibenden Baumhausdörfern Lorien,
Beechtown und Cosytown, wo noch ein Haus steht: bis Redaktionsschluss keine
Maßnahmen.
## 100.000 Euro pro Tag für den Polizeieinsatz
Nach vier Tagen Pause soll es nun offensichtlich schnell gehen. Das hat
auch finanzielle Gründe: Laut Schätzungen kostet eine Hundertschaft, etwa
130 PolizistInnen, etwa 100.000 Euro pro Tag. Im Einsatz sind Tausende aus
dem ganzen Bundesgebiet. Vor Ort erzählen PolizistInnen der taz, dass
BeamtInnen, die beim Absturz dabei waren, noch in therapeutischer Betreuung
seien.
Die Pressestelle hatte mitgeteilt, dass Dienstpläne nicht umgeschrieben
worden seien; die BeamtInnen würden wohl eingesetzt wie vor dem Unfall
geplant. Auf Seiten der Besetzer hatte am Sonntag eine Sprecherin der
Initiative „Ende Gelände“ um Trauerzeit gebeten, und um Ruhe. Aber die ist
nun vorbei, für alle vor Ort. Bis heute Abend dürfte der westliche Zugang
geräumt sein. Dann ist der Weg bald frei zum Baumhausdorf Lorien.
Parallel zu den Räumungen der Baumhäuser blockierten am Montag acht
AktivistInnen an drei Stellen die Schienen der Hambach-Bahn, mit der Kohle
aus dem Tagebau zu den Kraftwerken transportiert wird. Unter anderem
ketteten sich die Menschen an Betonblöcke unter dem Gleisbett. Die Blockade
dauerte am Nachmittag noch an. Die Versorgung der Kraftwerke war laut RWE
nicht bedroht, weil diese über Kohlebunker verfügen.
24 Sep 2018
## LINKS
[1] /Todesfall-im-Hambacher-Forst/!5534587
[2] /Kommentar-Hambacher-Forst-und-Klima/!5531996
[3] /Engpass-im-Hambacher-Forst/!5537460
## AUTOREN
Anett Selle
## TAGS
Schwerpunkt Hambacher Forst
RWE
Rodung
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Nordrhein-Westfalen
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Baumhäuser
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