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# taz.de -- Kommentar Ebola und Gewalt im Kongo: Verbündete Schreckgespenster
> Wie im Horrorfilm: Im Ostkongo wütet Ebola, Islamisten begehen an den
> Einwohnern Massaker. Doch Wirklichkeit ist profaner.
Bild: Bikoro im Kongo: Mitarbeiter des Gesundheitswesens ziehen in einem Behand…
Es liest sich wie das Szenario eines Horrorfilms: Mysteriöse bewaffnete
Kämpfer einer Gruppierung, die vom Staat als islamistische
Terrororganisation dargestellt wird, dringen nachts in Wohngebiete ein,
töten wahllos Zivilisten, ziehen sich zurück, schlagen erneut zu – und als
Ergebnis bricht der internationale Kampf gegen das nicht minder mörderische
Ebola-Virus tagelang fast komplett zusammen. Rund um die Distrikthauptstadt
Beni im Osten der Demokratischen Republik Kongo [1][scheinen sich alle
Schreckgespenster der Welt verbündet zu haben].
Die Wirklichkeit ist etwas profaner. Islamistische Terroristen im Ostkongo
gibt es nur in der Fantasie des kongolesischen Staates, der Sympathie für
seinen Krieg gegen lokale Rebellen zu gewinnen versucht. Und Ebola ist im
Ostkongo offenbar so gut im Griff wie nirgends sonst: Die internationalen
Impfkampagnen wirken, viele Patienten gesunden wieder, die befürchtete
Ausbreitung auf Großstädte und Handelsrouten scheint auszubleiben.
Dennoch: Die Menschen in Beni und Bürgerrechtler anderswo im Kongo gehen
jetzt zu Recht auf die Straße. Politische Interessenkonflikte sowie
Streitigkeiten um Land und lokalen Einfluss werden gerade im Vorfeld der
geplanten Wahlen verstärkt mit der Waffe ausgetragen und mit Terror gegen
Zivilisten als Kriegsmittel. Nicht nur lokale Rebellen sind dafür
verantwortlich, auch Staat und Armee sind dabei Täter oder zumindest
Komplizen. Und die Ebola-Seuche sowie die mit ihrer Bekämpfung
einhergehende nötige Einhaltung scharfer Präventionsregeln machen der Masse
der Bevölkerung ein ohnehin unvorstellbar hartes Leben noch schwerer.
Nicht nur in Beni, überall in dem 80 Millionen Einwohner zählenden
Riesenstaat haben die Leute die Schnauze voll. Und sie wissen nicht, ob die
Wahlen im Dezember ein Ventil für ihre Unzufriedenheit bieten werden – oder
vielmehr eine Bühne zur Legitimation staatlicher Willkür. Wer von außen den
Kongolesen helfen will, darf sich nicht nur um Ebola Sorgen machen, sondern
auch darum, ob es zu freien und fairen Wahlen kommt und endlich ein
Staatswesen entsteht, das die Menschenwürde achtet.
28 Sep 2018
## LINKS
[1] /Konflikt-im-Kongo/!5536332
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Islamismus
Kongo
WHO
Ebola
Gesundheitspolitik
Kongo
Beni
Ebola
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