| # taz.de -- Leichte Sprache: Politik machen mit Behinderung | |
| > Katrin Langensiepen ist Politikerin für Die Grünen. Sie will eine soziale | |
| > Politik für ganz Europa machen. | |
| Bild: Katrin Langensiepen macht Politik für Die Grünen in Hannover | |
| Hinweis: | |
| [1][Hier] können Sie den Text herunterladen. | |
| [2][Hier] und hier können Sie die Original-Texte lesen. | |
| ──────────────────── | |
| Katrin Langensiepen kommt aus Hannover. | |
| Sie ist dort Politikerin für die Partei [3][Die Grünen]. | |
| Sie setzt sich dort für eine soziale Politik ein. | |
| Katrin Langensiepen hat eine Behinderung. | |
| In ihren Armen fehlen bestimmte Knochen. | |
| Deshalb sind ihre Arme etwas kürzer als bei anderen Menschen. | |
| Das nennt man TAR-Syndrom. | |
| Im Gespräch fragte die taz Katrin Langensiepen | |
| nach ihrer Behinderung und nach ihrer politischen Arbeit. | |
| Die taz fragte sie: | |
| Fühlen sie sich behindert? | |
| Katrin Langensiepen sagte dazu: | |
| Die Arme gehören zu mir. | |
| Sie sind ein Teil von mir. | |
| Sie sollen so bleiben wie sie sind. | |
| Aber manchmal werde ich behindert. | |
| Dann liegen beim Frühstücks-Buffet im Hotel | |
| zum Beispiel die Brötchen zu hoch. | |
| Dann muss ich nach Hilfe fragen. | |
| Und darauf habe ich keine Lust. | |
| Ich wünsche mir in solchen Momenten, | |
| dass die Menschen mehr mitdenken. | |
| Katrin Langensiepen erklärte im Gespräch außerdem: | |
| Der Umgang mit Menschen mit Behinderung | |
| in der Gesellschaft ist sogar besser geworden. | |
| Aber sie sagte auch: | |
| Ich bin eine Luxus-Behinderte. | |
| Wie meint sie das? | |
| Sie sagt: | |
| Ich kann sprechen. | |
| Ich kann gucken. | |
| Ich kann hören. | |
| Ich kann mein Leben im Vergleich zu vielen | |
| anderen Menschen mit Behinderungen sehr selbständig führen. | |
| Ich bin für Menschen ohne Behinderung nicht so unheimlich. | |
| Die taz fragte weiter: | |
| Wie war das in der Schule und ihrer Berufs-Ausbildung? | |
| Welche Barrieren gab es dort? | |
| Katrin Langensiepen sagte: | |
| In der Schulzeit hatte ich manchmal Nachteile. | |
| Ich war wegen meiner Arme oft im Krankenhaus. | |
| Nicht alle Kinder konnten das verstehen. | |
| Und nicht alle Lehrer haben mir viel zugetraut. | |
| Einige Lehrer meinten zu mir: | |
| Du lernst nie schreiben. | |
| Doch meine Mutter hat zu mir gehalten. | |
| Trotz dieser Erlebnisse finde ich inklusive Schulen richtig, | |
| in denen Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam lernen. | |
| Nur so ist eine inklusive Gesellschaft möglich. | |
| Katrin Langensiepen erzählt weiter: | |
| Auch nach der Schule war es oft schwer. | |
| Ich wollte eine Berufs-Ausbildung machen. | |
| Dazu sollte ich eine Bildungs-Einrichtung in Berlin besuchen. | |
| Dort kann man den Beruf Büro-Kauffrau lernen. | |
| Die Ausbildung war aber schlecht bezahlt, | |
| es gab damals nur 400 Mark im Monat. | |
| Und ich durfte ab 22 Uhr das Gebäude nicht mehr verlassen. | |
| Das fand ich schlecht und habe die Ausbildung nicht gemacht. | |
| Die taz fragte: | |
| Wie sind sie dann zur Politik gekommen? | |
| Katrin Langensiepen sagte: | |
| Ich war schon immer ein politischer Mensch. | |
| Ich habe nach der Schule in der Nähe von Paris gearbeitet. | |
| Ich habe dort in armen Vierteln gearbeitet. | |
| Ich habe dort viel Ungerechtigkeit und viele Vorurteile | |
| gegenüber armen Menschen gesehen. | |
| Das hat mir Sorgen gemacht. | |
| Ich wollte etwas dagegen tun. | |
| Deshalb will ich bald auch Europa-Politik machen. | |
| Ich will mich dort gegen Benachteiligung und Vorurteile einsetzen. | |
| Die taz fragte: | |
| Warum gibt es in der Politik wenige Menschen mit Behinderungen? | |
| Katrin Langensiepen sagte: | |
| Die politische Arbeit ist kein Standard-Job. | |
| Es gibt keine geregelten Arbeits-Zeiten. | |
| Es gibt eine hohe Belastung. | |
| Das kann abschreckend sein. | |
| Nicht immer sind alle Arbeitsplätze rollstuhl-gerecht. | |
| Und für Menschen mit Behinderungen fehlen Vorbilder. | |
| Ich will das ändern. | |
| Ich möchte ein Vorbild sein. | |
| Ich hoffe, | |
| jemand denkt wegen mir: | |
| Ich kann auch Politiker sein! | |
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| Original-Text: Andrea Maestro | |
| Übersetzung: taz leicht | |
| Prüfung: capito Berlin, Büro für barrierefreie Information | |
| Ein Text vom: 21. September 2018 | |
| 21 Sep 2018 | |
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