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# taz.de -- Lidl macht sich in Hamburg unbeliebt: Die Flaschen von Lidl
> Erst wollte der Discounter Kunden mittels verbotenem Pappaufsteller
> ansprechen, dann handelte er sich einen Plagiatsvorwurf eines örtlichen
> Limonadenherstellers ein.
Bild: Hat gerade Ärger in Hamburg: Der Discounter Lidl
HAMBURG taz | Der Hamburger Limonaden-Hersteller Lemonaid und eine
Grundschule im Stadtteil Groß Flottbek haben einen gemeinsamen Feind: Den
Discounter-Riesen Lidl. Der Gründer der fairen Limonade aus St. Pauli, Paul
Bethke, wirft der Lebensmittelkette vor, eine billige Kopie ihres Getränkes
auf den Markt gebracht zu haben.
Die Limonade „Limo“ von Lidl ähnelt im Design stark der von Lemonaid. Diese
Art von PR-Aktion ist als Greenwashing bekannt. Das bedeutet, dass
Produkte, die nicht umweltfreundlich hergestellt und fair gehandelt wurden,
vegan oder gesund sind, bei den Kund*innen den falschen Eindruck erwecken,
besonders nachhaltig zu sein.
In den sozialen Netzwerken richtete sich Bethke mit direkten Worten an den
Vorstandsvorsitzenden des Discounters Lidl, Jesper Hojer: „Mit der Kopie
von Lemonaid schmücken Sie sich mit unseren Werten, die Ihnen nicht
zustehen.“ Mario Köhler, Pressesprecher von Lidl, sagt: „Mit dem Design
unseres Produkts haben wir dem Wunsch des Kunden nach einer modernen,
ansprechenden Verpackung entsprochen, die verwendeten Zutaten deklarieren
wir deutlich auf der Flasche.“
Für Paul Bethke ist der Hinweis der Zutaten in der Limonade nicht
ausreichend. In einem offenen Brief erklärt er: „Sie täuschen derzeit
Kunden, die mit dem Kauf einen sozialen Beitrag leisten wollen.“ Es sei
nicht nur wichtig, die ökologischen Bedingungen für eine faire Limonade zu
erfüllen, vielmehr sollen auch soziale Projekte durch den Verkauf der
Lemonaid ermöglicht werden, fügt Bethke in einer Stellungnahme für die taz
aus.
Lemonaid stellt durch einen gemeinnützigen Verein fünf Cent pro verkaufter
Flasche für Entwicklungsprojekte zur Verfügung. Lidl behält alle Einnahmen
aus dem „Limo“-Verkauf für die Unternehmenskasse. Mit rechtlichen
Konsequenzen droht Bethke nicht – er sehe darin keinen großen Erfolg, da
Lidl als Großunternehmen schwer anzuklagen sei. Und weil diese
Werbemaßnahme eine temporäre Aktion gewesen sei, würden die Lidl-Limonaden
auch nicht mehr verkauft, so der Konzern.
Nicht nur mit der Limo hat sich Lidl unbeliebt gemacht. Vergangene Woche
berichtete das Hamburger Abendblatt über sogenannte Kundenstopper, die auf
dem Weg zu einer Grundschule in Groß Flottbek angebracht wurden. Die
Pappaufsteller standen am Weg zur Schule und sollten wohl mit großen Augen
und bunten Farben zu einem Einkauf in die ansässige Lidl-Filiale locken.
Martin Roehl, Pressesprecher des Bezirksamtes in Altona, sagt dazu:
„Kundenstopper sind grundsätzlich nicht genehmungsfähig in Hamburg“, er
beruft sich auf das Hamburgische Wegegesetz, das solche Werbemaßnahmen im
gesamten Stadtgebiet verbietet.
## Verstoß gegen das Hamburgische Wegegesetz
Ein Verstoß gegen das Gesetz hätte ein Bußgeld zwischen 100 und 200 Euro
zur Folge. Das Bezirksamt verzichtet jedoch auf die Strafe, da der
Discounter die Kundenstopper schnell entfernen ließ: „Man muss auch die
Verhältnismäßigkeit der Mittel beachten, die zur Erhebung eines Bußgeldes
führen“, erklärt Roehl.
Peter Albrecht von der Hamburger Schulbehörde rät, auf solche Werbetafeln
vollständig zu verzichten. Unter Umständen hätten diese Werbemaßnahmen
nämlich einen gegenteiligen Effekt: „Auch im eigenen Interesse sollten
Unternehmen auf solche Werbemaßnahmen verzichten, sicher werden Eltern das
nicht gut finden und ihr Kaufverhalten anpassen.“
Mario Köhler, Pressesprecher von Lidl erklärt, dass die Kundenstopper in
anderen Städten üblich seien. Zu dem Vorwurf, gegen das Wegegesetz
verstoßen zu haben, gibt es keine eindeutige Erklärung des Discounters. Man
bitte um Verständnis, dass Lidl keine Angaben zur strategischen Ausrichtung
ihrer Marketingaktivitäten machen wolle, heißt es in einer Stellungnahme.
16 Sep 2018
## AUTOREN
Yasemin Fusco
## TAGS
Lidl
Discounter
Werbung
Lemonaid
Lidl
Mode
Bananen
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