# taz.de -- Spanien gewinnt Halbfinale: Eine große Symphonie des Fußballs | |
> Es war ein Augenschmaus: Schöner Fußball, wenige Fouls und Fußball, | |
> Fußball, Fußball. Doch am Ende starb die deutsche Maschine und konnte | |
> Spanien nichts abringen. | |
Bild: Durch zum Endspiel: Spanien feiert das gewinnende Tor. | |
DURBAN taz | Es war eine Ecke, die die Entscheidung brachte. Carles Puyols | |
unwiderstehlicher Köpfer brachte Spanien den Sieg über Deutschland. | |
Deutschland spielt am Samstag in Port Elizabeth um Platz drei. Die Spanier | |
dürfen in Soccer City, dem Tempel dieser Fußball-WM in Johannesburg, gegen | |
die Niederlande um den Titel spielen. Der Finaltraum der Deutschen platzte | |
in einem Spiel, in dem sich zwei der besten Mannschaften der Welt ein Spiel | |
auf Augenhöhe geliefert haben. | |
Die Minuten nach Beginn des Spiels, die gehörten den Spaniern. Doch was | |
sich sonst auf dem Feld abspielte, das war eine große Symphonie des | |
Fußballs. Es wurde gespielt, gespielt, einfach nur gespielt. Torchancen gab | |
es in der ersten Halbzeit zwar nur zwei, eine für jedes Team, doch wie die | |
deutschen verteidigten. Wie der Ball durch die spanischen Reihen lief, es | |
war ein Augenschmaus. | |
Ganze drei Mal musste der ungarische Schiedsrichter Viktor Kassai wegen | |
eines Foulspiels pfeifen. Die ballsicheren Spanier wurden nie abgegrätscht, | |
die Deutschen stellten die Räume zu. Es war Abwehrarbeit in Dur, heiteres | |
Verteidigen. Und nachdem sie die ersten Bälle im Mittelfeld gewonnen | |
hatten, da spielten sie sich auch vor das Tor der Spanier. | |
Wer würde den ersten Fehler machen, das fragten sich viele in der Pause. | |
Die Mannschaften agierten beide zu sicher. Und auch als die Spanier nach | |
der Pause mit dem erklärten Willen anrannten, das Spiel entscheiden zu | |
wollen, blieben die Deutschen ihrer Devise treu. Nachlaufen, Doppeln, | |
Blocken. Und dann doch die ersten Fehler. Lahm machte einen. Schweinsteiger | |
auch. Und dann war es Manuel Neuer, der das 0:0 festgehalten hat. | |
Nach der Pause ersetzte Bundestrainer Joachim Löw auf der linken | |
Abwehrseite Jerome Boateng durch Marcell Jansen und den fleißigen aber | |
gedanklich nicht ganz so schnellen Thomas-Müller-Stellvertreter Piotr | |
Trochowski durch Toni Kroos. Und dann kam der Moment, in dem die viel | |
besungene deutsche Maschine doch noch ins Laufen gekommen ist. Toni Kroos | |
wurde von Mesut Özil und Lukas Podolski freigespielt. Er scheiterte an Iker | |
Casillas. Das war die deutsche Chance. 69 Minuten waren da gespielt. Vier | |
Minuten später köpfte Puyol sein entscheidendes Tor. | |
Die deutsche Maschine war abgestorben. Die Musik wurde ganz leise. Aus | |
einer fußballerischen Symphonie wurde ein Krampfspiel und die Deutschen | |
mussten einsehen, dass gegen eine Mannschaft wie Spanien nichts zu | |
erzwingen ist. Die hohen Bälle in den Strafraum, die am Ende auch Mario | |
Gomez spielte, der für Sami Khedira ins Spiel gekommen war, bedeuteten | |
keine Gefahr. | |
Und die Deutschen mussten einsehen, dass es eben nur beinahe gereicht hat | |
in dem Duell der Finalisten um den Europameistertitel 2008. Doch sie können | |
mitspielen. Diese Erkenntnis werden sie mitnehmen aus dem Turnier. Viel | |
Spaß sei ihnen gewünscht beim WM-Abschiedsspiel gegen Uruguay! | |
7 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
## TAGS | |
Fußball | |
Schwerpunkt Deniz Yücel | |
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