# taz.de -- Unfairer Wahlkampf im Kongo: Kabilas Kommission beißt alle weg | |
> Oppositionskandidat Jean-Pierre Bemba wird von Kongos Präsidentenwahl | |
> ausgeschlossen. Das ebnet dem Regierungskandidaten den Weg. | |
Bild: Und nun? Jean-Pierre Bemba, hier vor der Presse in Kinshasa, 3. August | |
Berlin taz | Faire Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo sind erneut | |
ein Stück unwahrscheinlicher geworden, nachdem die Wahlkommission des | |
Landes in einer mit Spannung erwarteten Entscheidung mitten in der Nacht | |
zum Samstag eine Reihe profilierter Präsidentschaftskandidaten von dem für | |
23. Dezember geplanten Wahlgang ausschloss. | |
Jean-Pierre Bemba, der vor kurzem triumphal aus dem Exil zurückgekehrte | |
Warlord und Hauptwidersacher des Amtsinhabers Josph Kabila bei dessen | |
erster Wahl 2006, verliert die Zulassung ebenso wie drei ehemalige | |
Premierminister – Samy Badibanga, Antoine Gizenga und Adolphe Muzito – | |
sowie ein weiterer Kandidat und die einzige Frau unter den ursprünglich 25 | |
Bewerbern. | |
Nur 19 bleiben übrig, darunter immerhin Felix Tshisekedi von Kongos größter | |
Oppositionspartei UDPS (Union für Demokratie und Sozialen Fortschritt), | |
dessen verstorbener Vater Etienne Tshisekedi 2011 gegen Kabila antrat und | |
verlor, sowie der damals drittplatzierte Vital Kamerhe und der radikale | |
Oppositionelle Martin Fayulu aus Kinshasa. | |
Und natürlich der von der Regierung als „Unabhängiger“ aufgestellte | |
designierte Nachfolger Kabilas, Emmanuel Ramazani Shadary, dessen | |
Siegeschancen nun deutlich gestiegen sind. | |
## Shadarys zwei Hauptgegner ausgeschaltet | |
Vor Bembas Ausschluss hatte bereits ein weiterer aussichtsreicher | |
Kabila-Gegner, Exprovinzgouverneur Moise Katumbi, gar nicht erst nach Kongo | |
einreisen dürfen, um zu kandidieren. Die beiden Politiker, die Shadary am | |
gefährlichsten werden könnten, stehen somit jetzt nicht auf den | |
Wahlzetteln. | |
Es ist eine Spaltung der Opposition abzusehen: zwischen denen, die sich um | |
Tshisekedi scharen, und denen, die die Wahl boykottieren. Das wird dem | |
Regierungskandidaten weiter nützen. | |
Ändern könnte das nur noch das Verfassungsgericht. Das höchste Gericht hat | |
bis zum 11. September Zeit, um die Einsprüche gegen die vorläufige | |
Kandidatenliste der Wahlkommission zu prüfen, und die Kommission muss am | |
19. September die endgültige Liste vorlegen. | |
Überraschungen gelten aber als unwahrscheinlich, da beide Institutionen als | |
Kabila-treu gelten. | |
## Ungereimtheiten in der Wahlkommission | |
Die Gründe für die Ausschlüsse sind vielfältig und umstritten. Bemba wurde | |
zum Verhängnis, dass der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag ihn in | |
einem Nebenverfahren zu seinem Kriegsverbrecherprozess – in dem er in | |
zweiter Instanz freigesprochen wurde – der Zeugenbeeinflussung für schuldig | |
befunden hatte. Aus Sicht der Wahlkommission fällt dies unter das | |
Ausschlusskriterium einer Verurteilung wegen Korruption. | |
Kritiker weisen allerdings darauf hin, dass einer von Bembas Anwälten, der | |
sich den identischen Schuldspruch in Den Haag einfing, als | |
Parlamentskandidat zugelassen wurde. Ähnliche Ungereimtheiten gibt es in | |
Fällen, wo Präsidentschaftskandidaten wegen doppelter Staatsbürgerschaft | |
ausgeschlossen worden sind, obwohl sie vorher unter denselben Vorzeichen | |
sogar Premierminister sein konnten. | |
## Proteste bleiben vorerst aus | |
Befürchtete Unruhen in Oppositionshochburgen blieben am Wochenende zunächst | |
aus, wohl weil sowieso kaum jemand eine faire Wahl im Kongo erwartet. Moise | |
Katumbi, der von Anfang an nicht zugelassene Oppositionelle, rief auf | |
Twitter dazu auf, „den Druck zu erhöhen und diese kabilistische Scheinwahl | |
abzulehnen“. | |
Er bekam Unterstützung ausgerechnet von einem ehemaligen Führer der derzeit | |
kaltgestellten Rebellenbewegung M23 (Bewegung des 23. März), die nur auf | |
eine solche Gelegenheit wartet, um wieder zu den Waffen zu greifen. „Ihre | |
Weisung wird gehört und befolgt werden, jenseits dessen, was Sie sich | |
vorstellen“, antwortete Benjamin Mbonimpa, ehemaliger M23-Exekutivsekretär, | |
Katumbi auf Twitter. | |
26 Aug 2018 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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