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# taz.de -- Die Wahrheit: Masseur des Grauens
> Werner hörte interessiert zu. Doch der Masseur bearbeitete ihn mit jedem
> Detail seines Lebens härter per Bürste …
Wer schön sein will, muss leiden“, sang die Rockband Oomph! aus
Braunschweig vor zehn Jahren: „Weißt du nicht, wer seinen Körper in der
Hölle bestellt, / bleibt immer jung, hat viel Erfolg und schwimmt im Geld.“
Die Quelle für das Sprichwort, das es in vielen Sprachen gibt, kennt
niemand, obwohl Adele Burns aus Glasgow vermutlich die Rainbow Rooms in
Glasgow dafür verantwortlich macht.
Die 47-Jährige wollte sich dort die Haare färben lassen, aber die
Angestellte verzichtete darauf zu testen, ob die Haare das Färbemittel
vertrugen. Sie vertrugen es nicht. So mussten die Haare sechs Mal gewaschen
und neu gefärbt werden, weil das Resultat bei den ersten fünf Versuchen
nicht wie gewünscht ausgefallen war. Adeles Hals war während der ganzen
Zeit in dem typischen Friseursalonwaschbecken eingeklemmt, damit die Bluse
nicht nass wurde.
Am Ende hatte sie Kopfschmerzen, führte das aber auf den Mangel an Nahrung
und Flüssigkeit während der Prozedur zurück. Am nächsten Tag war ihr
schwindlig, sie bekam Sehstörungen und verlor schließlich das Bewusstsein.
Schlaganfall durch Haarefärben, konstatierte ein Gutachter. Nun will sie
eine Million Schadenersatz vom Friseursalon.
Manchmal liegen Missgeschicke bei Verschönerungsaktionen am eigenen Körper
an einer kryptischen Gebrauchsanweisung. Eine gewisse Abi twitterte jüngst
Fotos eines rosafarbenen „ethischen Naturprodukts“ von Lush. Leider hielt
sie es für Seife. Es war aber ein konzentrierter Badezusatz. Das zweite
Foto, das Abi postete, zeigte ihr fluoreszierendes schweinchenpinkes
Gesicht. Nach einer Woche und täglich drei Bädern mit Scheuerpaste hatte
sie wieder ihre blasse englische Hautfarbe.
Bisweilen dauert es länger, bis die Wunden verheilt sind. Eine Bekannte
hatte ihrem Mann Werner eine Schönheitskur in einem römisch-irischen Bad
geschenkt. Dazu gehörte eine Bürstenmassage. Der Masseur in diesem
deutschen Kurort schien jedoch schlecht gelaunt. Er erzählte von seiner
Frau. Sie hatte ihn verlassen und die Kinder mitgenommen. Er muss nun ein
hübsches Sümmchen Unterhalt zahlen. Aus Kummer begann er zu trinken. Eines
Tages wurde er betrunken am Steuer geschnappt – Pappe weg, ein Monatsgehalt
Geldbuße.
Werner hörte interessiert zu, äußerte hin und wieder sein Bedauern. Doch
der Masseur bearbeitete ihn mit jedem neuen Detail seines
erbarmungswürdigen Lebens immer härter per Bürste. Werner glaubte zunächst,
das sei normal. Als er jedoch befürchtete, der Masseur würde ihn am Ende
häuten, schrie er vor Angst und Schmerz.
Drei Angestellte des Kurbades hörten die Schreie und eilten zu Hilfe. Sie
überwältigten den Masseur, wischten das Blut auf und riefen die Polizei. Es
dauerte Wochen, bis Werner wieder auf dem Rücken schlafen konnte. Seine
Oomph!-Platte hat er weggeschmissen.
27 Aug 2018
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Massage
Regen
Irland
Irland
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