# taz.de -- Kommentar Abtreibungsverbot: Kampagne mit langem Atem | |
> Ungewollt Schwangere müssen sich in Argentinien weiterhin an klandestine | |
> Netzwerke wenden. Eine Lockerung ist aber eine Frage der Zeit. | |
Bild: Die Massen an grünbetuchten jungen Menschen werden das Abtreibungsverbot… | |
[1][Die Lockerung des Abtreibungsverbots in Argentinien ist vorerst | |
gescheitert.] Doch wer glaubt, die Sache sei damit vom Tisch, der irrt. Die | |
Kampagne für das Recht auf einen legalen, sicheren und kostenlosen | |
Schwangerschaftsabbruch hat einen langen und ausdauernden Atem. | |
Vor fünfzehn Jahren wurde die Kampagne angestoßen, sechsmal wurde ihr | |
Gesetzentwurf vom Kongress gar nicht erst angenommen, bis der Entwurf den | |
Sprung in die Plenarsäle der beiden Parlamentskammern schaffte, und sich in | |
einer der beiden erfolgreich durchsetzte. | |
Ein kurzes Aufatmen ist gegenwärtig aus der katholischen Kirche zu | |
vernehmen. Die hatte die Lage aus ihrer Sicht völlig falsch eingeschätzt | |
und den konservativen ProVida-Gruppen und evangelikalen Fundamentalisten | |
lange das Feld überlassen hatte, in der irrigen Annahme, das Ganze werde in | |
Bausch und Bogen scheitern. Umso heftiger schlugen die Bischöfe zurück, um | |
verlorenes Terrain zurückzugewinnen und um die Niederlage im Herkunftsland | |
des Papstes abzuwenden, die Wasser auf die Mühlen der reaktionären | |
innerkirchlichen Gegner von Franziskus geleitet hätte. | |
[2][Es sind die bewegten Massen an grünbetuchten jungen Menschen] nicht nur | |
in den Straßen der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, die erkennen | |
lassen, dass es eine Frage der Zeit ist, bis dieses Recht auch in | |
Argentinien durchgesetzt wird. Mit diesem Bewusstsein sind Zehntausende | |
DemonstrantInnen, die in der regnerischen Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag | |
vor dem Kongressgebäude auf die Abstimmung der dort tagenden SenatorInnen | |
gewartet hatten, nach ihrer Niederlage friedlich nach Hause gegangen. Von | |
einigen Hitzköpfen abgesehen. | |
Was deshalb vorerst bleibt, ist [3][der verzweifelte Alltag der ungewollt | |
schwanger gewordenen Frauen], die sich in ihrer Not weiterhin an das | |
klandestine Netzwerk einer florierenden Abtreibungsindustrie wenden müssen | |
und je nach ihren Vermögensverhältnissen sich in schicken Arztpraxen oder | |
dunklen Hinterzimmern einen Abbruch unterziehen. | |
9 Aug 2018 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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