| # taz.de -- Gipfel der G20-Agrarminister: Ein Strohhalm für den freien Handel | |
| > Die G20-Agrarminister feiern in Argentinien ihr Bekenntnis gegen den | |
| > Protektionismus und für mehr Klimaschutz. | |
| Bild: Bundesministerin Julia Klöckner (CDU, m.) in Buenos Aires | |
| Berlin taz/dpa | Aus ihrer Freude macht Julia Klöckner (CDU) an diesem | |
| Wochenende kein Hehl. Sogar zu dem Wort „Durchbruch“ lässt sich die | |
| Bundeslandwirtschaftsministerin verleiten. Der Grund für ihre Zuversicht: | |
| Unter den Agrarministern der G20, der mächtigsten Industriestaaten der | |
| Welt, scheint doch mehr Einigkeit zu herrschen als gedacht. In ihrer | |
| Abschlusserklärung zum Treffen im argentinischen Buenos Aires stellen sie | |
| sich gegen mehr protektionistische Handelshemmnisse und plädieren für mehr | |
| Einsatz gegen den Klimawandel. | |
| Man wolle keine unnötigen Hindernisse für den Handel aufbauen, heißt es in | |
| dem Papier. Und: „Wir erkennen die Bedeutung eines multilateralen, offenen | |
| und transparenten Handelssystems mit klaren Regeln an.“ Das heißt, dass die | |
| G20 den Rechten und Pflichten der WTO, also der Welthandelsorganisation, | |
| unterliegen. | |
| Der Tonfall ist in der Tat ungewöhnlich und schwimmt offenbar auf der | |
| Beruhigungswelle, die US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsident | |
| Jean-Claude Juncker in der vergangenen Woche losgetreten haben. Trump und | |
| Juncker vereinbarten in Washington eine Art Pause im Handelszwist. | |
| Überraschend einigten sie sich darauf, vorerst auf Sonderzölle auf | |
| europäische Autos zu verzichten und lieber auf Verhandlungen zum Abbau von | |
| Handelsbarrieren zu setzen. Außerdem sagte Juncker Trump zu, mehr | |
| Sojabohnen und Flüssiggas aus den USA einführen zu wollen. | |
| Kaum einer glaubte an eine solche Einigung. Schließlich ließ Trump in den | |
| vergangenen Monaten keine Gelegenheit aus, an den Schutz der US-Industrie | |
| und der heimischen Agrarwirtschaft zu erinnern. Für | |
| Landwirtschaftsministerin Klöckner steht nun die Zusage der | |
| Industriestaaten für eine globale und nachhaltige Lebensmittelproduktion im | |
| Vordergrund. Entscheidend sei eine Vereinbarung zum Klimaschutz, bei der | |
| der Landwirtschaft eine besondere Rolle zukomme, sagte die CDU-Politikerin. | |
| Inwieweit dies gemeinsam mit den USA funktionieren kann, ließ sie | |
| allerdings offen. Trump hatte seine Unterstützung für das Pariser | |
| Klimaabkommen aufgekündigt. | |
| ## Pestizide hindern Freihandel | |
| Die G20-Länder verfügen über rund 60 Prozent der landwirtschaftlich | |
| nutzbaren Flächen der Welt und wickeln etwa 80 Prozent des globalen Handels | |
| mit Lebensmitteln ab. Zwei Drittel der Weltbevölkerung leben in den | |
| G20-Staaten. An der Öffnung der Märkte sind daher vor allem auch | |
| lateinamerikanische Staaten interessiert. Thema war demnach auch das | |
| geplante Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und dem | |
| südamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur. | |
| Seit rund 20 Jahren wird über einen solchen Vertrag verhandelt. | |
| Problematisch sind vor allem fehlende Regelungen angesichts des | |
| großflächigen Einsatzes von Pestiziden beispielsweise in Brasilien und | |
| Argentinien. „Es darf keine Kompromisse zuungunsten des gesundheitlichen | |
| Verbraucherschutzes geben“, sagt Landwirtschaftsministerin Klöckner zu den | |
| Verhandlungen. | |
| Trotz der vorsichtigen Signale glauben Experten nicht an ein Ende des | |
| globalen Handelsstreits. „Wir haben einen Marathon vor uns und sind gerade | |
| am Start“, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und | |
| Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, am Sonntag im | |
| Deutschlandfunk.Von einem Freihandelsabkommen sei man weit entfernt. | |
| 29 Jul 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Tanja Tricarico | |
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