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# taz.de -- Spendenaktionen für Seenotrettung: „Es braucht jetzt neue Schiff…
> Um Menschen vor dem Ertrinken im Mittelmeer zu retten, braucht es
> Schiffe. Deutsche Fernsehmoderatoren rufen nun zum Spenden auf.
Bild: Davon braucht es eher mehr als weniger: Seenotrettungsschiffe auf dem Mit…
Berlin taz | 629 Menschen sind im Juni im Mittelmeer ertrunken. Hunderte
Tote, in nur einem Monat. Kein Schiff privater Hilfsorganisationen befindet
sich momentan auf See. Der Grund: Die Schiffe dürfen den Hafen nicht
verlassen. Auch das Suchflugzeug „Moonbird“ der Organisation „Sea-Watch“
[1][hat keine Starterlaubnis]. Die Rettungscrews sind bereit zu helfen,
aber mittellos. Die NGOs [2][benötigen Geld], um neue Schiffe chartern zu
können.
Tausende gingen in den letzten Tagen auf die Straßen, [3][protestierten
gegen die Behörden] und gegen die Kriminalisierung von Seenotrettung. Ihre
Stimme ist ein Zeichen für mehr Humanität. Auch Prominente ziehen mit und
nutzen ihre Popularität, um Spendengelder zu sammeln und Aufmerksamkeit zu
wecken. So jetzt auch ProSieben-Ikone Klaas Heufer-Umlauf.
Der Satiriker und Moderator Jan Böhmermann rief zuvor eine Spendenaktion
für die Anwaltskosten des angeklagten Lifeline-Kaptitäns ins Leben. In
wenigen Tagen kamen fast 200.000 Euro zusammen. Sein Kollege Klaas
Heufer-Umlauf tut es ihm nun gleich, ruft dazu auf, die „andere Seite des
Problems“ zu betrachten. In seinem [4][YouTube-Video] spricht er über die
Situation auf dem Mittelmeer und eine Möglichkeit etwas gegen das Sterben
zu tun: Spenden, damit Rettungsorganisationen wie „Mission Lifeline“,
„Sea-Watch“ oder „Jugend Rettet“ neue Schiffe chartern können.
Weitermachen, gegen den Willen der Behörden und für die Rettung hunderter
Menschen.
„Es lässt mich nicht los und ich hoffe, einige andere auch nicht“, sagt
Heufer-Umlauf. Das Video, mit seinem Handy gefilmt, misst eine Länge von
sechs Minuten. Er spricht von Menschen, die vor lebensbedrohlichen
Umständen fliehen, sich aufmachen nach Europa. Und das mit triftigem Grund,
wie er findet: „Niemand steigt freiwillig in ein Schiff, wenn er weiß, dass
es zu voll und nicht funktionstüchtig ist und er nicht schwimmen kann.“
„Es braucht jetzt neue Schiffe“, sagt Heufer-Umlauf. Schiffe, um ein
Zeichen zu setzen und weiter lebensnotwendige Hilfe leisten zu können. Der
34-Jährige betont: „Irgendwo muss das Geld herkommen“. Er selbst habe auch
schon gespendet. Wie viel, verrät er jedoch nicht. Er hofft, dass die
Leute, je nach Verhältnismäßigkeit, seinem Beispiel nachgehen und sich
engagieren. „Völlig egal ob zwei Euro oder 200.000 Euro“, jeder könnte
mithelfen, sagt der Moderator und versichert, er würde persönlich dafür
Sorge tragen, dass das Geld „dahin kommt, wo es hin muss.“
## Ein Aufruf, nicht ohne Kritik
Der Aufruf zeigt Wirkung. Innerhalb eines Tages zählte das
Online-Spendenkonto bereits eine Summe von über 100.000 Euro. Das Video
wurde über 60.000 Mal geklickt, der Hashtag [5][#Civilfleet] tausendfach
geteilt. Klaas Heufer-Umlauf brachte eine Diskussion ins Rollen. Die
Meinungen auf Twitter [6][gehen stark auseinander]. Während einige
schreiben, sie würden sich „ganz sicher nicht“ an „illegaler Migration“
beteiligen, [7][loben andere die Aktion] und die Menschlichkeit, die
dahinter stecke: „Danke Klaas! Die paar seidenen Fäden, an denen die
Menschlichkeit und ein offenes Europa noch hängen, werden von
Fernsehmenschen statt Politikern in die Öffentlichkeit getragen.“
Heufer-Umlauf kritisiert viel in seinem Video. Er kritisiert die Behörden
für ihr Verhalten. Er verstehe nicht, wie man Menschen dafür anklagen kann,
dass sie anderen Menschen das Leben retten. Dieses Vorgehen beschreibt
Heufer-Umlauf als „bizarr und absurd und bescheuert“. Sein Ziel: Möglichst
viel Geld sammeln, damit die NGOs neue Schiffe chartern können. Ginge es
nach ihm, sollten die Rettungsschiffe zur Not auch inoffiziell wieder
rausfahren und weiter Menschen retten, denn: „Was soll daran illegal sein?“
Doch auch [8][Heufer-Umlauf selbst steht in der Kritik]. Er würde sich
durch die Aktion bloß selbst profilieren wollen und den Aufruf als
persönliche PR nutzen. „Großes Sommerkino! Hier verschafft sich jemand
Publicity unter dem Deckmantel der Flüchtlingshilfe für schleuserähnliche
NGOs“, heißt es auf Twitter.
Nach zwei Tagen ist auf dem [9][Spendenkonto „Jetzt retten wir!
#civilfleet“] eine Summe von über 135.000 Euro eingegangen. 3.300
Beteiligungen zählt die Website. Heufer-Umlauf ist begeistert von den
Reaktionen. „Wahnsinn, Wahnsinn, vielen Dank! Weiter gehts“, meldet er sich
bei seinen Followern auf Twitter. Die Aktion läuft noch 18 weitere Tage.
9 Jul 2018
## LINKS
[1] /Abschottung-der-Europaeischen-Union/!5516013
[2] https://twitter.com/SEENOTRETTUNG/status/1015593610866298880
[3] /Seebruecke-Demos-fuer-Seenotrettung/!5519391
[4] https://www.youtube.com/watch?v=oVxX-hrREg0
[5] https://twitter.com/search?q=%23Civilfleet
[6] https://twitter.com/damitdasklaas/status/1015579587005353984
[7] https://twitter.com/cranberrymerlin/status/1015584540285456384
[8] https://twitter.com/damitdasklaas/status/1015579587005353984
[9] https://www.leetchi.com/c/civilfleet
## AUTOREN
Charlotte Köhler
## TAGS
Klaas Heufer-Umlauf
NGO
Lifeline
Mittelmeer
Schwerpunkt Flucht
Jugend Rettet e.V.
Lifeline
Mithulogie
Flüchtlingshilfe
Schwerpunkt Flucht
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