| # taz.de -- Schlusswort im NSU-Terror-Prozess: Zschäpe will verschont werden | |
| > Der NSU-Prozess geht zu Ende: Am 11. Juli soll das Urteil fallen. Zuvor | |
| > ergriff Beate Zschäpe nochmal das Wort – und erklärte sich für | |
| > unschuldig. | |
| Bild: Beate Zschäpe hat sich in ihrem Schlusswort von den Taten des NSU distan… | |
| MÜNCHEN taz | Es war ein letzter Verteidigungsversuch: Im NSU-Prozess in | |
| München erklärte sich Beate Zschäpe am Dienstag erneut für unschuldig. Sie | |
| habe bis heute „keinerlei Kenntnis“, wie genau ihre früheren | |
| Untergrundbegleiter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt die zehn Mordopfer | |
| aussuchten, sagte die 43-Jährige in ihren Schlussworten am letzten | |
| Verhandlungstag. „Bitte verurteilen Sie mich nicht für etwas, was ich weder | |
| gewollt noch getan habe.“ | |
| Die Bundesanwaltschaft wirft Zschäpe die volle Mittäterschaft an den zehn | |
| Morden, zwei Anschlägen und 15 Raubüberfällen des „Nationalsozialistischen | |
| Untergrunds“ vor – obwohl sie an keinem Tatort gesehen wurde. In den fast | |
| 14 Jahren des Untergrunds habe sie aber die gleichen Ziele wie ihre | |
| Kumpanen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt verfolgt und unverzichtbare Dienste | |
| für die Terrorgruppe verrichtet, wie die Tarnung, Beuteverwaltung oder den | |
| Versand der Bekenner-DVD. | |
| Zschäpe dagegen erklärte schon im Dezember 2015, dass alle Taten allein auf | |
| das Konto von Böhnhardt und Mundlos gingen und sie diese verurteile. Sie | |
| habe die Männer aber nicht stoppen können und sei aus Abhängigkeit zu ihnen | |
| auch mit im Untergrund geblieben. | |
| Daran knüpfte Zschäpe am Dienstag an. Dass sie sich im November 2011 nach | |
| anfänglicher Flucht der Polizei gestellt habe, sei eine „Art Befreiung“ | |
| gewesen. Die Taten von Böhnhardt und Mundlos seien „schrecklich“ gewesen. | |
| Sie entschuldige sich für das Leid, dass die beiden Männer bei den | |
| Opferangehörigen angerichtet hätten. „Jedes Wort meiner Entschuldigung ist | |
| ernst gemeint“, sagte Zschäpe. Auch sie selbst habe „gravierende Fehler“ | |
| gemacht, das habe sie inzwischen erkannt. Es sei eine Schwäche gewesen, | |
| sich nicht von Böhnhardt und Mundlos zu trennen. „Ich möchte nur noch | |
| eines: einen Abschluss finden.“ | |
| Zschäpe distanzierte sich auch vom rechtsextremen Gedankengut. „Ich habe | |
| mit diesem Kapitel unwiderruflich abgeschlossen.“ Gleichzeitig erklärte die | |
| 43-Jährige aber, die Meinungen ihrer Mitangeklagten zu akzeptieren. Diese | |
| hatten im Prozess teils bekräftigt, weiterhin ihrer Neonazi-Gesinnung | |
| anzuhängen. | |
| Nach Zschäpe sprachen am Dienstag auch drei der vier Mitangeklagten ihre | |
| Schlussworte. Nur einer, André E., schwieg – wie schon über den gesamten | |
| Prozess. Danach verkündete Richter Manfred Götzl den Urteilstermin für den | |
| seit mehr als fünf Jahren laufenden Prozess: für den nächsten Mittwoch, 11. | |
| Juli, um 9.30 Uhr. | |
| 3 Jul 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Rechter Terror | |
| Beate Zschäpe | |
| NSU-Prozess | |
| Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) | |
| Lesestück Recherche und Reportage | |
| NSU-Prozess | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| NSU-Prozess im Rückblick: „Abgrund an Menschenfeindlichkeit“ | |
| Nach mehr als fünf Jahren soll im NSU-Prozess Anfang Juli das Urteil | |
| fallen. Am Dienstag will sich Beate Zschäpe zum letzten Mal äußern. | |
| Plädoyer von Verteidiger im NSU-Prozess: Heer nimmt Verhandlung auseinander | |
| Zschäpes Verteidiger Heer hält sein Abschlussplädoyer zum NSU-Verfahren. | |
| Der Angeklagten sei das Recht auf einen fairen Prozess verweigert worden. |