# taz.de -- Afrikanischer Fußball bei der WM: Musa und Moses stehen bereit | |
> Nigeria hat sich durch die vielleicht härteste Qualifikation aller Teams | |
> gekämpft und nun Achtelfinalchancen. Können die Spieler sie nutzen? | |
Bild: Nigerias Fußballer beim Training in Kaliningrad, in der Mitte Ahmed Musa | |
Spätestens seit Roger Milla 1990 für Kamerun durch Italien tanzte, wartet | |
man auf einen afrikanischen Weltmeister. Es sei nur eine Frage der Zeit, | |
bis einer der Geheimfavoriten sich auch einmal durchsetze: So hatte Pelé in | |
einer seiner berühmtesten Fehleinschätzungen einen afrikanischen Sieger vor | |
Ende des 20. Jahrhunderts angekündigt. Und vor jeder Endrunde finden sich | |
Experten, die den afrikanischen Teilnehmern ein Finale vorhersagen. | |
Afrikanische Mannschaften dominieren die U-Weltmeisterschaften, von den | |
letzten sechs U17-Weltmeisterschaften gewann allein Nigeria drei. Danach | |
aber reißt der Erfolgsfaden. Nie hat ein afrikanisches Team bei einer WM | |
ein Halbfinale erreichen können, nie hat mehr als ein Team des | |
Afrikanischen Fußballverbands CAF die Vorrunde überstanden. | |
Kaum eine Mannschaft hatte eine härtere Qualifikation als Nigeria zu | |
überstehen. Die letzte Runde spielte man gegen Sambia, Algerien und | |
Kamerun, den aktuellen Afrikameister. Vier Siege, ein Unentschieden in | |
sechs Spielen; fünf Punkte Vorsprung in einer sehr ausgeglichenen Masse an | |
TalentenGruppe. Ist es dieses Jahr auch in der Endrunde so weit? Ist einmal | |
mehr drin? | |
Eines der Probleme, mit dem der afrikanische Fußball zu tun hat, ist simple | |
Mathematik. 56 Nationalverbände vereinigt die Confédération Africaine de | |
Football, sie konkurrieren um fünf Startplätze bei der WM. Die europäische | |
Uefa mit ihren aktuell 55 Mitgliedern hat dieses Jahr 14 Mannschaften im | |
Turnier und entsprechend höhere Erfolgsaussichten. | |
Trotz großer Konkurrenz hat Nigeria sich für die letzten drei | |
Weltmeisterschaften qualifiziert. In Südafrika 2010 schied man sang- und | |
klanglos nach der Vorrunde aus, nachdem kurz vor dem Turnier in einer | |
unnachvollziehbaren Hauruck-Aktion Lars Lagerbäck als Trainer installiert | |
worden war. Der war dann gleich wieder weg und hatte danach den fabulösen | |
Aufstieg der isländischen Nationalmannschaft zu verantworten. | |
## Dämlicher Elfmeter | |
Nigeria hat in den bisherigen Spielen einen gemischten Eindruck | |
hinterlassen. [1][Der Einstieg gegen Kroatien war denkbar schwer], aber die | |
Nigerianer kassierten die Tore erst nach einem unglücklichen Eigentor und | |
einem eher dämlichen Elfmeter, beides nach Eckbällen. | |
Gegen jene Isländer, die Lagerbäck 2016 wieder verließ, schleppte sich das | |
Spiel die erste Hälfte wie ein Brautkleid; die robuste, gemächliche Art der | |
Wikinger lag Nigeria nicht. Erst in der zweiten Halbzeit verstanden es | |
insbesondere Victor Moses und Ahmed Musa, immer wieder einmal Tempo | |
aufzunehmen und in [2][die ozeanweiten Räume hinter der isländischen | |
Absicherung zu stoßen]. | |
Ahmed Musa wurde in einer der nigerianischen Fußballakademien ausgebildet. | |
Mit 17 wechselte er aus der heimischen Liga in die niederländische | |
Erendivisie. In England bei Leicester konnte er sich nicht durchsetzen, | |
aber auch wenn er dort als Flop gilt, ist er nicht gescheitert. | |
Inzwischen ist er bei ZSKA Moskau unter Vertrag. Besonders gern spielt er | |
gegen Lionel Messi: Zwei Mal standen sie gegeneinander auf dem Platz, zwei | |
Mal machte Musa zwei Tore. Vor vier Jahren bei der WM reichten sie nicht, | |
Nigeria verlor 2:3. | |
Der nigerianische Fußball hat in der Zwischenzeit keine großen Fortschritte | |
gemacht. Die heimische Liga ist zu schwach, die Infrastruktur ausbaufähig, | |
im ganzen Land gibt es nur zwei Plätze, auf denen die Nationalmannschaft | |
Partien austragen kann. | |
Das Publikum interessiert sich für die großen europäischen Ligen, es | |
fließen kaum Fernsehgelder, die Verbände sind entsprechend abhängig vom | |
Geld aus der Politik, die sich dann auch gerne einmischt. | |
## Masse an Talenten | |
Weil Spieler immer teurer werden, sichern sich Topklubs möglichst viel | |
Masse an Talenten. Was dann aus denen wird, die nicht den Erwartungen | |
entsprechen, ist von sekundärem Interesse. | |
Otto Pfister, der über ein halbes Dutzend afrikanischer | |
Nationalmannschaften trainiert hat, sagte in einem lesenswerten | |
11freunde-Interview, die Akademien könne man vergessen. „Man hofft, mit | |
geringem Aufwand einen Diamanten wie Eto’o oder Drogba zu finden und dann | |
das große Geld damit zu machen. Aber dafür muss man halt auch etwas tun.“ | |
Jedes Jahr finden sich Experten, die dem afrikanischen Fußball den | |
Durchbruch vorhersagen, aber es werden immer weniger. Selbst der | |
nigerianische Trainer Gernot Rohr sagt: „Wir haben ein Team für 2022.“ Sein | |
Glück könnte sein, dass Argentinien ein Team von 2014 hat. | |
26 Jun 2018 | |
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## AUTOREN | |
Frederic Valin | |
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