| # taz.de -- Abstimmung über Brexit-Gesetz: Parlament bekommt kein Vetorecht | |
| > EU-Befürworter*innen in London wollten dem Parlament ein Vetorecht beim | |
| > Brexit-Deal verschaffen. Doch Theresa May hat sich durchgesetzt. | |
| Bild: Noch weht die EU-Flagge vor dem britischen Parlament, aber der Brexit naht | |
| London taz | Im Unterhaus in Großbritannien hat die Regierung von | |
| Premierministerin Theresa May gerade noch eine Niederlage abgewendet. Zur | |
| Wahl stand die Frage, ob das britische Parlament ein im EU-Austrittsgesetz | |
| verankertes Recht haben sollte, der Regierung eigene Wünsche zu diktieren, | |
| wenn dem Parlament ein zukünftiges Übereinkommen mit der EU nicht gefallen | |
| oder es gar kein Übereinkommen bis zur vorgeschriebenen Verhandlungsfrist | |
| im Januar 2019 geben sollte. | |
| [1][Die Regierung von Theresa May wollte auf jeden Fall ein Vetorecht des | |
| Parlaments] verhindern, doch den ganzen Tag gab es Gerüchte, dass sie damit | |
| scheitern könnte. Das Oberhaus hatte am Montag für den Zusatz zum | |
| EU-Austrittsgesetz gestimmt. Die Abstimmung am Mittwoch wurde als Showdown | |
| mit den EU-freundlichen Rebellen in Mays Konservativer Partei gewertet. | |
| So ernst schien es zu sein, dass die Regierung kranken Abgeordneten nicht | |
| gestattete, ihre Stimme aus der Distanz abzugeben. So wurde die kranke | |
| Abgeordnete Naz Shah zur Abstimmung im Rollstuhl durch das Unterhaus | |
| geschoben. | |
| In seiner Verteidigung der Regierungsposition wiederholte Brexit-Minister | |
| David Davis, dass ein explizites Recht des Parlaments, Anweisungen für die | |
| Verhandlungen zu geben, die Verhandlungsfreiheit Großbritanniens | |
| einschränken würde. Die EU wisse, dass sie es dann Großbritannien einfach | |
| nur so schwer machen müsste, bis das Parlament einschreitet. Auch könne es | |
| kein Weg sein, um zu versuchen, den Brexit ganz zu verhindern. | |
| ## Zugeständnisse an die Rebellen | |
| Anschließend gab Davis ein paar Zugeständnisse zur Besänftigung der | |
| Rebellen. Im Fall eines „No Deals“ würde die Frist einer | |
| Regierungserklärung und des Rechts auf parlamentarische Anträge verkürzt. | |
| Wenn es zu keiner Einigung mit der EU kommen sollte, sogar von drei Wochen | |
| auf fünf Tage. | |
| Der konservative Abgeordnete Dominic Grieve, auf dessen Antrag die | |
| Abänderung des Gesetzesentwurfs überhaupt zurückging, ließ wissen, dass er | |
| dem Argument der Regierung, dass ihre Position geschwächt werde, keinerlei | |
| Glauben schenke. Auch die Möglichkeit einer fehlenden Einigung erklärte er | |
| als unwahrscheinlich. | |
| Doch wer aufpasste, bemerkte gleich am Anfang seiner Rede einen Hinweis auf | |
| mehr. „Es ist seltsam und unbefriedigend, wie unser Parlament seine | |
| Geschäfte durchführt und in Ping-Pong-Debatten über Gesetzesanträge endet, | |
| die bezüglich dem, was dem Parlament wirklich Sorgen macht, irrelevant | |
| sind“, sagte er. Statt auf seinen eigenen Änderungsantrag zu pochen, | |
| erklärte er dann urplötzlich, dass er sich nun doch wieder hinter die | |
| Regierung stelle. | |
| ## Auch Oberhaus segnet Brexit-Gesetzgebung ab | |
| Was bedeutet die Kehrtwende des gegenwärtigen Hauptmanns der Tory-Rebellen? | |
| Seitdem letzte Woche klar geworden war, dass es zu einer weiteren | |
| Abstimmung zu Abänderungen des Brexit-Gesetzentwurfs kommen könnte, hatten | |
| intensive Verhandlungen auf höchster Ebene begonnen. Verhandlungen? Der | |
| Ex-Staatsekretär im Justizministerium Phillip Lee sprach am Mittwochmorgen | |
| eher von den „dunklen Künsten der Regierungspeitschen“. Der Tory-Politiker | |
| Lee war in der Vorwoche wegen der Brexit-Politik der Regierung von seinem | |
| Posten zurückgetreten. | |
| Mit der Abstimmung, die schließlich mit 319 zu 309 Stimmen gegen eine | |
| Abänderung ausfiel, ist die derzeitige Brexit-Gesetzgebung mehr oder | |
| weniger abgesegnet und wurde Stunden später vom Oberhaus ohne Widerrede | |
| akzeptiert. | |
| Die zuversichtliche Stellungnahme des Brexit-enthusiastischen Ministers für | |
| internationalen Handel, Liam Fox, nach der Abstimmung könnte jedoch manche | |
| verärgern. Fox erklärte in einem BBC-Interview, dass die Regierung jetzt | |
| freie Hand zum Verhandeln hätte sowie die Befugnis, die EU-Verhandlungen | |
| auch ohne einen Deal zu verlassen. | |
| 21 Jun 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Daniel Zylbersztajn | |
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