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# taz.de -- Antisemitismus an Berliner Schule: Großer Aufklärungsbedarf
> Der Antisemitismusvorfall an der Zehlendorfer John-F.-Kennedy-Schule war
> nicht muslimisch motiviert. Unklar bleibt das Ausmaß der Vorfälle.
Bild: Im Fokus: Die John-F.-Kennedy Schule in Berlin-Zehlendorf
Berlin taz | Auch zwei Tage nach Bekanntwerden des neuesten Vorfalls von
Antisemitismus an einer Berliner Schule ist nicht klar, was da nun
eigentlich genau an der John-F.-Kennedy Schule passiert ist. Am Donnerstag
hatte die Leitung der renommierten amerikanisch-deutschen Schule zur
Pressekonferenz geladen, um Gelegenheit für Fragen zu geben. Doch solche
nach dem Ausmaß der Vorfälle und der Motivation der TäterInnen blieben
weiter unbeantwortet. Klar ist indes: Es handelt sich, anders als bei
anderen Vorfällen an Berliner Schulen in jüngster Zeit, nicht um muslimisch
motivierten Antisemitismus. „Ein solcher Fall liegt hier nicht vor“,
bestätigte Heike Waldschütz von der Schulaufsicht.
Ko-Schulleiter Brian L. Salzer betonte am Donnerstag erneut, man werde „das
Fehlverhalten einiger Schüler nicht akzeptieren“. Er bedaure es außerdem,
dass die Eltern des Opfers die Aufarbeitung der Vorfälle durch die Schule
nicht zufriedenstellend fanden.
Am Dienstag hatte die Schule öffentlich gemacht, dass es in einer 9. Klasse
über Wochen Übergriffe gegeben haben soll. Mehrere Jugendliche sollen einem
jüdischen Mitschüler unter anderem Rauch aus einer E-Zigarette ins Gesicht
geblasen haben, verbunden mit einer Anspielung an die Judenvernichtung im
Dritten Reich. Wörtlich soll der Satz „Das soll dich an deine Vorfahren
erinnern“ gefallen sein.
Die Schulleitung betonte, sie habe erst Anfang Juni von den Vorfällen
erfahren, obwohl der Schüler bereits seit längerem gemobbt worden sei.
Dabei soll es laut der Schulaufsicht nicht nur um antisemitische
Beleidigungen sondern auch um rassistische und homophobe Äußerungen
gegangen sein.
## „Mit allen Kräften ermittelt“
Ko-Schulleiter Steffen Schulz betonte am Donnerstag, man habe daraufhin
„mit allen Kräften ermittelt“, was genau vorgefallen ist und unter anderem
das Opfer und die Eltern zu einem „moderierten Gespräch“ in die Klasse
eingeladen. Es habe auch eine polizeiliche Anzeige und eine Gewaltmeldung
bei der Senatsbildungsverwaltung gegeben. Den Eltern des Opfers war das
allerdings nicht genug: Offenbar wollten sie mit den Vorfällen an die
Öffentlichkeit gehen, daraufhin kam die Schule ihnen am Dienstag zuvor.
Unklar blieb, ob das Mobbing von einzelnen ausging oder die ganze Klasse
oder auch mehrere Klassen an der Schule beteiligt waren und was das Motiv
der Schüler war. Das Opfer ist seit Anfang Juni krank geschrieben.
Über konkrete Konsequenzen für die beteiligten Schüler wollte man sich am
Donnerstag zunächst nicht äußern. Ein Schulausschluss für die Täter steht
derzeit laut Schulleitung aber nicht zur Diskussion.
Grundsätzlich werde man nun aufarbeiten, warum die Vorfälle der
Schulleitung erst so spät bekannt wurden: Man wolle die „Kommunikationswege
auf den Prüfstand“ stellen. Im kommenden Schuljahr soll es dann Workshops
geben, um den LehrerInnen zukünftig mehr „Handlungssicherheit im Umgang mit
Diskriminierungen“ zu geben. Auch im Unterricht wolle man das Thema im
kommenden Schuljahr aufgreifen, eine Kooperation mit dem Jüdischen Forum
für Demokratie und Antisemitismus sei geplant.
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, forderte ein
bundesweites „niedrigschwelliges Meldewesen“ für Antisemitismusvorfälle.
Das Beispiel an der renommierten Schule zeige, dass Antisemitismus an jeder
Schulform und in jedem Milieu vorkomme.
28 Jun 2018
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Antisemitismus
Mobbing
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Lesestück Interview
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