| # taz.de -- Griechenland und Mazedonien: Einigung im Namensstreit | |
| > Griechenland und Mazedonien haben ein Abkommen unterzeichnet, das ihren | |
| > Namensstreit beenden soll. Ein Misstrauensantrag gegen Tsipras war zuvor | |
| > gescheitert. | |
| Bild: Möglicherweise historisch: Die Außenminister beider Länder unterschrie… | |
| Athen ap/dpa | Griechenland und Mazedonien haben am Sonntag eine | |
| Vereinbarung zur Beilegung des seit gut einem Vierteljahrhundert | |
| andauernden Streits um den Namen Mazedonien unterzeichnet. Danach soll die | |
| ehemalige jugoslawische Teilrepublik sich künftig Nord-Mazedonien nennen. | |
| Als Gegenleistung will Athen den Weg des Landes zur Nato und in die EU | |
| nicht länger blockieren. | |
| Die Vereinbarung wurde von den Außenministern der beiden Nachbarstaaten in | |
| der Grenzregion des Prespa-Sees unterzeichnet. Anwesend waren auch die | |
| EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini, EU-Erweiterungskommissar Johannes | |
| Hahn sowie Vertreter der Vereinten Nationen (UN). Die Zeremonie wurde | |
| direkt im Fernsehen beider Nachbarstaaten übertragen. | |
| Am Samstag hatte Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras hat bei | |
| einer Misstrauensabstimmung im Parlament Rückhalt bekommen. 153 der 300 | |
| Abgeordneten votierten für den Regierungschef, 127 gegen ihn. Damit fehlte | |
| Tsipras eine Stimme der Parlamentarier seiner Koalition mit den | |
| rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen. Deren Abgeordneter Dimitris | |
| Kammenos, der mit Nein votiert hatte, wurde unmittelbar danach aus der | |
| Partei geworfen. Das Regierungsbündnis hat damit nur noch eine Mehrheit von | |
| drei Stimmen im Parlament. | |
| Wie schon am Vortag gab es Protestkundgebungen während der Debatte. Vor dem | |
| Parlament schwenkten Tausende griechische Fahnen und riefen Parolen gegen | |
| die Regierung. Es kam zu Zusammenstößen; Polizisten setzten Tränengas gegen | |
| Demonstranten ein, um diese davon abzuhalten, Barrikaden zu durchbrechen. | |
| Nach Ende des Votums versuchten einige Protestler dennoch, ins Parlament zu | |
| gelangen, wurden aber von der Polizei zurückgedrängt. Ein Demonstrant wurde | |
| verletzt, es gab eine Festnahme. Parlamentspräsident Nikos Voutsis warf der | |
| rechtsextremen Partei „Goldene Morgenröte“ vor, die Zusammenstöße drauß… | |
| mit ihren „Schocktruppen“ angefacht zu haben. | |
| Anlass für das Misstrauensvotum war der von Tsipras im langjährigen | |
| Namensstreit mit Mazedonien geschlossene Kompromiss, nach dem der Nachbar | |
| in „Republik Nord-Mazedonien“ umbenannt werden soll. Ein entsprechendes | |
| vorläufiges Abkommen wurde am Sonntag unterzeichnet. Oppositionsführer | |
| Kyriakos Mitsotakis von der konservativen Partei Nea Dimokratia warf | |
| Tsipras vor, die Zukunft des Landes zu verpfänden. | |
| Auch die Unabhängigen Griechen lehnen den Kompromiss ab, stärkten aber der | |
| Regierung den Rücken. Eine Ablehung des Misstrauensantrags sei kein Votum | |
| für den Namenskompromiss mit Mazedonien, betonte der Chef des | |
| Juniorpartners in der Koalition, Panos Kammenos, der auch als | |
| Verteidigungsminister dient. Wenn der Vertrag mit Mazedonien zur Abstimmung | |
| stehe, werde seine Partei ihn ablehnen. | |
| Langer Weg zur Ratifizierung | |
| Tsipras und Mazedoniens Ministerpräsident Zoran Zaev hatten in dem | |
| Namensstreit am Dienstag eine Einigung erzielt. Damit soll ein seit Anfang | |
| der 1990er Jahre schwelender Streit beendet werden, der sich für Mazedonien | |
| zu einem Hemmschuh auf seinem Weg zu einer EU- und Nato-Mitgliedschaft | |
| entwickelt hat. | |
| Griechenland pochte mit dem Argument auf die Namensänderung, dass der | |
| nördliche Nachbar territoriale Ansprüche auf die nordgriechische Provinz | |
| Makedonien andeute. Im Übrigen werde das Erbe des antiken Griechenlands | |
| untergraben, hieß es in Athen. Gegner in Mazedonien finden, dass jegliche | |
| Änderung des Namens ihres Landes eine Gefahr für ihre nationale Identität | |
| sei. Gegen den Kompromiss gibt es in beiden Staaten Widerstand. | |
| Tsipras warb in einer Rede im Parlament vehement für den Deal. „Hass auf | |
| ein anderes Land ist kein Patriotismus“, betonte er. Mit der Einigung mit | |
| Skopje seien alle Forderungen Athens erfüllt, zudem werde „eine offene | |
| Wunde“ geschlossen, „die unser Land seit über 26 Jahren plagt“, erklärte | |
| Tsipras. | |
| Nachdem nun das Abkommen unterzeichnet worden ist, beginnt nun der | |
| komplizierte Prozess der Ratifizierung. Tsipras muss sich dafür andere | |
| Partner als die Unabhängigen Griechen suchen. In Mazedonien entscheidet | |
| nicht nur das Parlament, sondern auch eine Volksabstimmung über den | |
| geplanten neuen Namen für das Land. Präsident Djordje Ivanov hat bereits | |
| angekündigt, er werde das Abkommen nicht unterschreiben. | |
| 17 Jun 2018 | |
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