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# taz.de -- Flughafen-Erweiterung in London: Heathrow bekommt umstrittene Piste
> Nach langem Streit hat die britische Regierung den Ausbau des Flughafens
> Heathrow genehmigt. Wohngebiete müssen nun geräumt werden.
Bild: Nichts mit dritter Startbahn am Hut: Demonstrant in London
LONDON taz | Nach zehn Jahren Streit, vielen Versprechen, nach einem
Hungerstreik von Aktivist*Innen und juristischen Androhungen hat das
britische Parlament den umstrittenen Erweiterungsplänen bezüglich einer
dritten Runway am Londoner Flughafen Heathrow zugestimmt. Mindestens 14
Milliarden Pfund soll die Erweiterung kosten.
Um den Flughafen zu erweitern, müssen verschiedene Wohngebiete geräumt und
die Londoner Autobahn M25 umgeleitet werden. Die Abgeordneten sehen in dem
Neubau große Chancen für Großbritannien. Das sehen nicht alle so. Londons
Bürgermeister Sadiq Khan, zuständig für Transportfragen, kündigte schon vor
der Wahl an, dass er eine juristische Klage unterstützen wird.
Auch Greenpeace will sich der Klage anschließen. „Die britische Regierung
wird es so nicht schaffen, die Luftverschmutzung zu beseitigen“, sagte
Greenpeace-Geschäftsführer John Sauven. Sowohl Greenpeace als auch Khan
bevorzugen den Flughafen Gatwick als Alternative.
Während der Ausbau des Flughafens privat finanziert werden soll – Heathrow
ist ein Konsortium von Privatanleger*Innen –, ist fraglich, wie weitere
Kosten, die mit dem Ausbau zusammenhängen, gedeckt werden können. Khan
kritisierte, dass „die Regierung nicht verraten hätte, wie sie die für die
Verbesserung von Straßen und Zugverbindungen notwendigen Milliarden
aufbringen möchte“.
## May war mal dagegen
Die Abstimmung im Parlament hat zudem für einige Überraschungen gesorgt,
unter anderem die Abwesenheit von Außenminister Boris Johnson. Dieser hatte
noch vor drei Jahren öffentlich versprochen, er würde sich im Fall einer
Erweiterung „vor die Bulldozer am Flughafen legen“. Am Montag war er dann
gar nicht bei der Abstimmung, sondern bei politischen Gesprächen in
Afghanistan. Premierministerin Theresa May entschied sich ebenfalls gegen
die Forderungen der Wähler*innen aus ihrem Wahlkreis. Schließlich sind sie
unmittelbar von der Erweiterung betroffen. May war einst Gegnerin des
Ausbaus, doch seitdem sie Premierministerin ist, sieht sie den Fall anders.
Trotz der Enthaltungen war das Wahlergebnis eindeutig. Denn neben ein paar
rebellierenden Tory-Hinterbänkler*innen, den wenigen Liberaldemokraten und
einer einzigen Grünen stimmten nur wenige Labour-Abgeordnete gegen den
Ausbau.
Vor Ort will ein Zusammenschluss aus Umweltaktivist*innen und
Bürgergruppen mit dem Namen #StayGrounded an allen Fronten weiterkämpfen.
Callum Harvey, der Sprecher von Vote No Heathrow, nannte die Wahl „einen
vollkommenen Zusammenbruch progressiver Politik“. In Zeiten des
Klimawandels hätte die Politik sich für den falschen Weg entschieden. „Ein
dritter Runway ist nicht nur ein rückwärtsgewandter Schritt. Er zeigt, dass
die Leben derer, die weltweit mit am meisten vom Klimawandel betroffen
sind, nicht so viel zählen wie der Luxus einer Minderheit von wohlhabenden
Flugpassagieren.“ Für ihn bedeutet die Entscheidung der Abgeordneten:
Unternehmen stehen an erster Stelle, die Menschen an zweiter.
Roger Hallam, der wegen Heathrow in den Hungerstreik getreten war und heute
ebenfalls Unterstützer von #StayGrounded ist, stellte klar, dass es hier
um mehr als nur den Ausbau eines Flughafens gehe, nämlich um eine
„moralische Kehrtwende beim Umweltbewusstseins“. Für November kündigte er
weitere Protestaktionen an.
26 Jun 2018
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn
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Fliegen
London
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Gatwick
Flughafen
Großbritannien
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verschlechtern.
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