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# taz.de -- Zeit-Redakteur über Umgang mit der AfD: „Man ist kein Zweifelnde…
> Der Journalist Martin Machowecz kritisiert, dass Kollegen am Wochenende
> an der Demonstration gegen die AfD teilgenommen haben.
Bild: Ist es ok, dass Journalist*innen gegen die AfD mitdemonstrieren?
taz: Herr Machowecz, Zehntausende Menschen haben am Sonntag gegen die AfD
demonstriert. Darunter auch Journalisten. Das nennen Sie auf Twitter
problematisch. Warum?
Martin Machowecz: Mich hat das gewundert. In meiner Timeline tauchten viele
Kollegen auf, die stolz mitteilten, die AfD in die Schranken gewiesen zu
haben. Dabei haben wir Journalisten eigentlich eine privilegierte
Möglichkeit, Kritik an der AfD zu üben: in unseren Texten.
Nun ist die Alternative für Deutschland eine Partei, die in Teilen offen
rassistisch ist. Wieso sollten Journalisten nicht in ihrer Freizeit dagegen
protestieren? Gibt man als Journalist sein Recht auf freie Meinungsäußerung
auf?
Natürlich nicht, ganz im Gegenteil. Man muss als Journalist sogar eine
Haltung haben: Es ist unser Job, sich immer wieder eine zu erarbeiten.
Genau deshalb finde ich es schwierig, sich an einer Demonstration gegen
eine Partei zu beteiligen, über die man noch berichten will. Man ist dann
kein Zweifelnder mehr, man wirkt zumindest voreingenommen.
Die Kollegen haben vor Ort ihre Meinung vertreten. Ich habe mich auf
Twitter auch in Ihrem Thread geäußert – und Ihnen widersprochen. Kann ich
Sie jetzt noch interviewen?
Aber klar doch. Ist doch schön, dass wir über den richtigen Umgang mit der
AfD diskutieren. Nur ist das etwas anderes, als explizit gegen eine Partei
auf die Straße zu gehen – und dann, wie bei der Anti-AfD-Demo, noch stolz
darüber zu twittern.
Warum?
Es entsteht der problematische Eindruck, wir Journalisten seien alle
einhellig gegen die Partei. Und wir wüssten genau, was gut und böse ist.
Das erschwert es, mit deren Wählern in Kontakt zu bleiben. In Sachsen, von
wo aus ich berichte, sind das bis zu 30 Prozent der Wahlberechtigten. Ich
habe überhaupt den Eindruck, dass unsere Leser es schätzen, wenn wir offen
dafür sind, ständig unsere Positionen zu überprüfen, nicht immer alles
schon ganz genau wissen.
Aber die Demonstrationen richteten sich nicht gegen einzelne Wähler,
sondern gegen die Partei. Wer Donald Trumps Politik ablehnt, beleidigt ja
auch nicht gleich jeden, der ihn gewählt hat.
Ich weiß nicht, ob man das immer trennen kann. Ich bin selbst teils
erschüttert von den AfD-Funktionären, mit denen ich beruflich zu tun habe.
Aber ich finde es falsch, AfD-Wählern den Eindruck zu vermitteln, wir
würden sie kollektiv ausgrenzen – und dass ihre Haltungen in der
Berichterstattung nicht vorkommen sollten. Wer die AfD insgesamt ausgrenzt,
bestärkt sie in ihrem Pariagehabe.
Viele dieser Haltungen sind aber auch offen menschenfeindlich. Um den
Eindruck universeller Ablehnung zu vermeiden, sollten Journalisten auf ihr
Recht verzichten, genau das anzuprangern?
Journalisten können das doch in Kommentaren und Essays anprangern. Aber
klar: Jeder Kollege ist frei in seinen Entscheidungen. In Sachsen sind bald
Landtagswahlen und ich beschäftige mich intensiv mit der Frage, ob die AfD
diese Wahl womöglich wird gewinnen können. Allen, die das verhindern
wollen, würde ich raten, sich die Mühe zu machen, der AfD immer wieder im
Konkreten nachzuweisen, wo sie falsch liegt.
29 May 2018
## AUTOREN
Jörg Wimalasena
## TAGS
Schwerpunkt Demos gegen rechts
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Journalismus
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