| # taz.de -- Facebook-Datenskandal: Nun doch keine Europäer betroffen? | |
| > Facebook verwirrt mit der Nachricht, dass im Cambridge-Analytica-Fall | |
| > womöglich doch keine Daten von europäischen Nutzern geteilt wurden. | |
| Bild: Ja was denn nun, Facebook? | |
| Brüssel dpa | Facebook erklärt in einer überraschenden Kehrtwende, dass von | |
| dem Datenskandal um Cambridge Analytica möglicherweise überhaupt keine | |
| Nutzer in Europa betroffen gewesen seien. Nach Angaben des | |
| Cambridge-Professors Aleksandr Kogan, der die Informationen an die | |
| Datenanalyse-Firma weitergab, sei es bei dem Deal nur um Mitglieder aus den | |
| USA gegangen. „Wir haben keine Beweise dafür gesehen, dass Kogan mit ihnen | |
| Daten über europäische Nutzer geteilt hat“, erklärte Facebook nun in | |
| [1][nachgereichten Antworten] auf liegengebliebene Fragen aus der Anhörung | |
| von Firmenchef Mark Zuckerberg im Europaparlament am Dienstag. Zuckerberg | |
| hatte diese Entwicklung mit keinem Wort erwähnt. | |
| Klarheit solle eine Überprüfung der Computer-Systeme von Cambridge | |
| Analytica bringen, hieß es weiter. Zuvor hatte das Online-Netzwerk noch | |
| selbst geschätzt, dass bis zu [2][310.000 Mitglieder in Deutschland] und | |
| mehrere Millionen in Europa insgesamt betroffen sein könnten. Diese | |
| Berechnung basierte auf der Zahl der Nutzer, deren Informationen bei Kogan | |
| über eine Umfrage-App gelandet waren. | |
| Einer direkten Antwort auf die Frage, ob europäische Nutzer für den | |
| Datenabfluss an Cambridge Analytica finanziell entschädigt werden könnten, | |
| wich Facebook unterdessen aus und verwies darauf, dass definitiv keine | |
| Bankdaten betroffen gewesen seien. | |
| ## Datenaustausch mit WhatsApp | |
| Facebook veröffentlichte die Antworten auf insgesamt 18 konkrete Fragen | |
| rasch nach der scharfen Kritik an der Anhörung. In den schriftlichen | |
| Antworten lehnte es Facebook unter anderem ab, zu versprechen, keine Daten | |
| mit der Chat-App WhatsApp auszutauschen. Auch hieß es, man könne nicht | |
| versprechen, gefälschte Profile komplett aus dem Netzwerk verschwinden zu | |
| lassen, auch wenn Facebook jeden Tag Millionen davon blockiere. | |
| Bei vielen Antworten verwies Facebook auf bereits bekannte Stellungnahmen. | |
| Zur Erfassung von Daten von Nicht-Mitgliedern hieß es etwa, einige | |
| Informationen für die Sicherheit würden benötigt. „Wenn zum Beispiel ein | |
| Browser in den vergangenen fünf Minuten hunderte Websites besucht hat, | |
| könnte das ein Hinweis darauf sein, dass das Gerät ein Bot ist.“ Facebook | |
| erstelle aus Daten von Nicht-Mitgliedern keine Profile und sie könnten | |
| erfragen, welche Informationen über sie das Online-Netzwerk habe. Zugleich | |
| hieß es, Nicht-Mitglieder könnten per Werbung dazu ermutigt werden, sich | |
| bei Facebook anzumelden. Um das Sammeln einiger Daten von Internet-Nutzern, | |
| die keine Facebook-Mitglieder sind, gab es immer wieder Streit mit | |
| europäischen Datenschützern. | |
| Zum Datenabgleich mit WhatsApp bekräftigte Facebook, dass derzeit keine | |
| Profil-Informationen europäischer WhatsApp-Nutzer für die Personalisierung | |
| der Werbung bei Facebook verwendet würden. Aber wie bereits mehrfach | |
| angekündigt, tausche man einige Informationen wie Telefonnummern aus, um | |
| zum Beispiel Absender von Spam oder anderer unerwünschter Inhalte zu | |
| blockieren. Bei Freigabe der WhatsApp-Übernahme 2014 hatte Facebook | |
| ursprünglich noch erklärt, ein Datenabgleich zwischen dem Online-Netzwerk | |
| und WhatsApp sei nicht möglich. Deshalb belegte die EU-Kommission das | |
| Online-Netzwerk mit einer Strafe von 110 Millionen Euro, nachdem 2016 doch | |
| ein Abgleich von Telefonnummern angekündigt wurde. | |
| Vor allem der Ablauf der [3][Anhörung im Europaparlament] war scharf | |
| kritisiert worden. Zunächst stellten die Fraktionsspitzen bei einem live im | |
| Internet übertragenen Treffen im kleinen Kreis rund 45 Minuten zum Teil | |
| sehr konkrete Frage. Danach nahm sich Zuckerberg rund 20 Minuten Zeit, sie | |
| alle gesammelt zu beantworten. Er beschränkte sich dabei weitgehend auf | |
| allgemeine Einlassungen zu den angerissenen Themenkomplexen, statt einzelne | |
| Fragen direkt zu beantworten. | |
| Guy Verhofstadt, der Fraktionsvorsitzende der Allianz der Liberalen und | |
| Demokraten für Europa, kritisierte auch die nachgereichten Antworten als | |
| [4][„unzureichend“]. Außerdem seien weiterhin nicht alle offenen Fragen | |
| beantwortet worden. | |
| 24 May 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.facebook.com/facebookbrussels/posts/1769490786430772 | |
| [2] /Datenaffaere-um-Facebook/!5497876 | |
| [3] /Zuckerbergs-Anhoerung-im-EU-Parlament/!5507542 | |
| [4] https://twitter.com/guyverhofstadt/status/999611455291916293 | |
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