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# taz.de -- Chancenungleichheit im Bildungssystem: Deutsche Unis bleiben elitär
> Akademikerkinder haben nach wie vor deutlich bessere Chancen, ein Studium
> aufzunehmen. Das belegt eine neue Studie.
Bild: Bildungsungerechtigkeit: Wenn die Eltern nicht studiert haben, machen die…
BERLIN taz | Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung
(DZHW) hat am Dienstag aktuelle Ergebnisse zu Bildungsbeteiligungsquoten,
kurz den [1][„Bildungstrichter“] veröffentlicht. Daraus geht hervor:
Studienchancen in Deutschland sind nach wie vor extrem ungleich verteilt
und hängen stark vom Bildungshintergrund der Eltern ab.
Das DZHW bzw. seine Vorgängerorganisation HIS berechnen seit 1985 in
regelmäßigen Abständen die sogenannten Bildungsbeteiligungsquoten (BBQ),
die Rückschlüsse auf die Entwicklung der Chancengleichheit beim
Hochschulzugang in Deutschland ermöglichen.
Eigentlich hätte der aktuelle Bildungstrichter bereits im vergangenen Juni
vorliegen sollen, als die [2][Sozialerhebung des Deutschen
Studierendenwerks] veröffentlicht wurde. Damals [3][fehlte die Grafik], die
den Zusammenhang von Herkunft und Hochschulzugang aufzeigt, – und führte so
prompt zu Vorwürfen gegen das CDU-geführte Bundesministerium für Bildung
und Forschung. Das DZHW führte „methodische Gründe“ für das Ausbleiben d…
Grafik an, die klassischerweise in der Erhebung des Studierendenwerks
publiziert wird.
Der nun nachgelieferte Bildungstrichter belegt: Um Bildungsgerechtigkeit
ist es in Deutschland nach wie vor schlecht bestellt. Lediglich 27 von 100
Kindern von Nicht-Akademiker*innen nehmen ein Hochschulstudium auf, während
es bei Kindern von Akademiker*innern ganze 79 von 100 sind.
## Seit 2005 hat sich kaum etwas verändert
Das DZHW identifiziert vielfältige Gründe für diese Chancenungleichheit. So
werde der Kostenaufwand für höhere Bildung gerade von Eltern ohne eigene
Studienerfahrung häufig überschätzt. Gleichzeitig stünden Haushalten von
Akademiker*innen in der Regel mehr finanzielle Ressourcen zur Verfügung, um
das Studium der Kinder zu finanzieren. Dies komme besonders in den
[4][Übergangsphasen] zwischen den verschiedenen Schulformen zum Tragen, an
denen vom Elternhaus Entscheidungen für oder gegen eine weiterführende
Ausbildung getroffen werden müssen.
In der Konsequenz sind Kinder von Akademiker*innen im Vergleich zu ihrem
Anteil an der altersgleichen Bevölkerung an den Hochschulen
[5][überrepräsentiert]. Dieses Ergebnis ist zunächst nichts Neues.
Bezeichnend ist mit Blick auf die Erhebungen der vergangenen Jahre jedoch
eines: Seit 2005 hat sich kaum etwas an der nachteiligen Situation von
Kindern geändert, deren Eltern nicht studiert haben.
Der Bildungstrichter betrachtet auch Hochschulzugangschancen von
Studienberechtigten mit Migrationshintergrund. Die Analyse macht deutlich,
dass auch hier die soziale Herkunft schwer wiegt. Egal ob
Migrationshintergrund oder nicht: Student*innen aus nicht-akademisch
geprägten Haushalten sind an den Hochschulen unterrepräsentiert.
Student*innen mit Migrationshintergrund aus einer Akademikerfamilie sind an
den Hochschulen allerdings noch viel stärker überrepräsentiert, als ihre
Mitstudierenden ohne Migrationshintergrund.
In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Studierenden in Deutschland
um fast 50% von etwa 1,94 Millionen auf knapp 2,84 Millionen angestiegen.
Die jüngsten Ergebnisse des DZHW zeigen: In Bezug auf die soziale Herkunft
der Studierenden hatte diese Öffnung des Hochschulssystems bisher kaum
Auswirkungen.
10 May 2018
## LINKS
[1] http://www.dzhw.eu/aktuell/presse/material/pressemitteilungen/PM_Bildungsbe…
[2] http://www.sozialerhebung.de/
[3] /Sozialerhebung-des-Studentenwerks/!5425182
[4] /Leistung-lohnt-sich-nicht/!5199612
[5] /Erste-Studie-nach-Studiengebuehren/!5143869
## AUTOREN
Lin Hierse
## TAGS
Studium
Bildungschancen
Schwerpunkt Stadtland
Studenten
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