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# taz.de -- Senegals Unis in Aufruhr: Gewaltsamer Tod eines Studenten
> Am Dienstag wurde Mouhamadou Fallou Sène auf dem Campus seiner
> Universität erschosen. Jetzt ist er der Held aller Studierenden dort.
Bild: Profitierte 2012 von der aufsässigen Jugend Senegals: Präsident Macky S…
Mouhamadou Fallou Sène heißt er, und der 25-Jährige, der am Dienstag auf
dem Campus der Universität von Saint-Louis in Senegal erschossen wurde, ist
jetzt der Held aller Studierenden seines Landes. In vier der fünf
Universitäten Senegals wurde am Mittwoch gestreikt und Studierende
lieferten sich Straßenschlachten mit Polizei und Gendarmerie.
Tränengas kam an der großen Cheikh-Anta-Diop-Universität der Hauptstadt
Dakar zum Einsatz, in der südlichen Stadt Ziguinchor flogen Steine und in
Saint-Louis selbst formierten sich Demonstranten zu einem Trauerzug mit
Gebet an dem Ort, wo Fallou Sène am Vortag gestorben war.
Dass Proteste an den Universitäten so eskalieren, ist [1][in Senega]l eher
selten. Grund war diesmal eine Provokation der Studentenvereinigung von
Saint-Louis: Sie rief am Montag eine 48 Stunden währende Aktion des
kostenlosen Mensa-Essens („Journée sans tickets“) aus, um die verspätete
Zahlung ihrer Stipendien zu kompensieren.
Die Universitätsleitung ließ die Mensa von der Gendarmerie besetzen. Die
Studenten reagierten mit Blockaden, die Gendarmen setzten Tränengas und
schließlich scharfe Munition ein – weil sie eingekreist waren, erklärte
Armeeminister Augustin Tine hinterher und führte aus, 18 Gendarmen seien
verletzt worden.
Aber am Mittwochmittag befand sich nach Angaben der Protestierenden ein
zweiter Student in Saint-Louis zwischen Leben und Tod, und die Gewerkschaft
der Universitätsdozenten rief zu einem 48-stündigen Streik aus Solidarität
auf. Senegals Präsident Macky Sall erklärte, er sei über den Tod Fallou
Sènes, der eine Familie hinterlässt, „tief bewegt“ und habe sofortige
Aufklärung angeordnet.
## Jugend als Machtfaktor
Senegals aufsässige Jugend ist ein Machtfaktor: [2][Macky Sall] konnte 2012
nur zum Präsidenten gewählt werden, weil eine breite Jugendprotestbewegung,
die sich am Arabischen Frühling des Vorjahres orientierte, Wahlbetrug durch
Amtsvorgänger Abdoulaye Wade verhinderte. Die Protestführer von damals sind
heute mit den demonstrierenden Studenten solidarisch. Sall will sich im
Februar 2019 zur Wiederwahl stellen.
Der Zeitpunkt ist aus einem weiteren Grund bemerkenswert. Vor 50 Jahren, am
18. Mai 1968, begannen in Dakar Studentenproteste als Echo des Mai 68 in
Paris. Es folgten Universitätsbesetzungen und schwere Unruhen. So weit soll
es diesmal nicht kommen. Aber „der Kampf ist noch lange nicht vorbei“,
sagte jetzt Babacar Cissé, Koordinator der Studenten von Saint-Louis: „Es
geht nicht mehr um die Stipendien. Es geht um Gerechtigkeit für unseren
erschossenen Kameraden.“
16 May 2018
## LINKS
[1] /Konflikt-im-Senegal/!5043241
[2] /Nach-der-Wahl-im-Senegal/!5435957
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Senegal
Protest
Entwicklungshilfe
Bildungschancen
Senegal
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