# taz.de -- Diskriminierende Heineken-Werbung: Das Spiel mit dem Shitstorm-Feuer | |
> Heineken schaltet eine rassistische Werbung, ein Rapper vermutet eine | |
> PR-Strategie dahinter. Wahrscheinlicher ist eine zu inkonsequente | |
> Diversity-Strategie. | |
Bild: Ausschnitt aus der Werbung für Heineken Light | |
Diesmal hat Heineken es getan: eine rassistische Werbung geschaltet. Es | |
geht um einen Werbespot für die kalorien- und alkoholreduzierte Variante | |
des Heineken-Bieres – „Heineken Light“. | |
„Light“ heißt im Englischen nicht nur „Leicht“ sondern auch „Hell“… | |
mit dieser Doppelbedeutung des Wortes spielt die Brauerei in ihrem | |
englischsprachigen Clip. Ein Barkeeper lässt in dem Werbespot eine Flasche | |
Heineken Light die Theke entlang auf eine weiße Frau zugleiten. Auf dem Weg | |
dorthin rutscht die Flasche an drei dunkelhäutigen Menschen vorbei. Zum | |
Ende des Videos wird der Slogan „Sometimes, lighter is better“ | |
eingeblendet. | |
Der US-amerikanische HipHop-Star Chance The Rapper kritisierte den Spot | |
[1][auf Twitter als „schrecklich rassistisch“]. Zusätzlich wirft er Firmen | |
wie Heineken aber auch vor, rassistische Werbung bewusst und mit Absicht zu | |
veröffentlichen, um dadurch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. | |
Es wäre zwar ziemlich pervers, wenn an dieser Unterstellung etwas dran | |
wäre. Aber irgendwie scheint sie auch naheliegend zu sein, denn so langsam | |
fragt man sich ja tatsächlich immer öfter: Kann die PR-Abteilung von Firma | |
xy denn wirklich so blöd sein? | |
## Provozieren, aber nicht diskriminieren | |
Im aktuellen Fall wurde zumindest schnell reagiert: Bjorn Trowery, Director | |
of Communications von Heineken USA, entschuldigte sich für die Werbung, die | |
über das Ziel hinausschieße. Die Biermarke werde sich das Feedback zu | |
Herzen nehmen und es bei zukünftigen Kampagnen berücksichtigen. | |
Dass Heineken die Werbung gezielt rassistisch gestaltet hat, scheint | |
unwahrscheinlich. Auch Pinkstinks-Vorsitzende Stevie Schmiedel kann sich | |
eine PR-Strategie dahinter kaum vorstellen. Die Organisation Pinkstinks | |
kämpft aktiv vor allem gegen sexistische Werbung. | |
Mit Absicht mit dem Shitstorm-Feuer gespielt habe aus Sicht von Pinkstinks | |
bisher nur der Smoothie-Hersteller True Fruits. Die [2][stark | |
sexualisierten Werbesprüche von True Fruits] vom August 2016 sollten ganz | |
gezielt provozieren, waren dabei aber nicht diskriminierend. | |
## Shitstorms zur Bewusstseinsbildung | |
Dass große Unternehmen diskriminierende Werbung bewusst als PR-Strategie | |
nutzen, hält Schmiedel generell für unwahrscheinlich. Gerade Firmen wie | |
Heineken oder die Modekette [3][H&M, die im Januar ebenfalls wegen | |
Rassismus Schlagzeilen gemacht hatte], wollten als progressive Marken | |
gelten und hätten Diversity-Strategien ausgearbeitet. | |
Trotzdem kommt es immer wieder zu Werbe-Fehltritten wie eben aktuell | |
„Sometimes, lighter is better“. Der Grund hierfür liege eher darin, dass | |
klare Vorgaben zu Diversity-Zielen nicht bis in jede Sparte des | |
Unternehmens weitergegeben wurden, vermutet die Pinkstinks-Vorsitzende. | |
In den meisten Fällen komme sexistische Werbung von mittelständischen oder | |
ländlichen Unternehmen. Und dort fehle tatsächlich oft das Bewusstsein für | |
Diskriminierungen, erzählt Schmiedel von den Erfahrungen ihrer | |
Organisation. | |
Shitstorms wegen Werbungen wie der von Heineken sind also weiterhin | |
notwendig. Nicht trotz, sondern eben weil die Diskriminierungen in den | |
meisten Fällen unbeabsichtigt passieren – denn das macht ihren Effekt nicht | |
weniger schlimm. Shitstorms machen auf (vermeintliches) Unwissen | |
aufmerksam, sensibilisieren und schärfen das Bewusstsein. | |
28 Mar 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/chancetherapper/status/978078809995046912 | |
[2] http://meedia.de/2016/08/29/bei-samenstau-schuetteln-fuer-ihre-chiasamen-sa… | |
[3] /Was-fehlt-/!5476361 | |
## AUTOREN | |
Juliane Fiegler | |
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