| # taz.de -- Arabischer Polizist in Israel: Für manche Verräter, für andere H… | |
| > Jamal Hakrush ist Polizeivizepräsident. Kein Araber außer ihm hat es je | |
| > so weit in der israelischen Polizei gebracht. Doch trauen ihm die Leute? | |
| Bild: Jamal Hakrush könnte das Land friedlicher machen | |
| Jaljulia/Kirjat Ata/Haifa taz | Eine Glasscheibe am Rathaus von Jaljulia | |
| fehlt. Pistolenkugeln haben sie durchschlagen, also hat man sie lieber ganz | |
| entfernt. Der Bürgermeister Fayek Odeh steht im Foyer und nimmt das | |
| schulterzuckend zur Kenntnis. Jede Nacht, sagt er, gibt es Schießereien. | |
| Die Polizei sieht in der Dunkelheit das Mündungsfeuer, wagt sich aber nicht | |
| heran. Sie sind zu wenige und es ist zu gefährlich. | |
| In Jaljulia, einer arabischen Gemeinde in Israel an der Grenze zum | |
| Westjordanland, wurden in den vergangenen Jahren zwölf Menschen erschossen. | |
| Es sind Rachemorde, sagt Odeh, jeder Mord wird wieder mit einem anderen | |
| vergolten. „Alle hier kennen die Familien, um die es geht.“ | |
| Trotzdem nahm die Polizei in der Vergangenheit nur einen Tatverdächtigen | |
| fest. Er hatte sich selbst gestellt. „Arabisches und jüdisches Blut sind in | |
| Israel unterschiedlich viel wert“, sagt Odeh. „In einer jüdischen Gemeinde | |
| wären die Morde längst aufgeklärt.“ | |
| Die Hoffnungen des Bürgermeisters liegen nun auf Jamal Hakrush. Der | |
| Polizist hat den Ort mehrfach besucht. „Er hat versprochen, uns zu helfen.“ | |
| ## Er könnte das Land verändern | |
| Jamal Hakrush ist der erste und einzige Araber, der es geschafft hat, | |
| Polizeivizepräsident zu werden – der zweithöchste Rang, den die israelische | |
| Polizei überhaupt vergibt. Er ist jetzt 61 und stünde eigentlich kurz vor | |
| der Rente. Vorerst wird er weitermachen, er wird dringend gebraucht. | |
| Vor ziemlich genau zwei Jahren wurde Hakrush befördert – ihm wurde eine neu | |
| gegründete Abteilung unterstellt, die die Beziehungen zwischen der | |
| israelischen Polizei und der arabischen Bevölkerung verbessern soll. Ein | |
| solches Programm gab es in Israel noch nie. Es könnte das Land verändern. | |
| Hakrushs Abteilung soll mehr junge Araber in die Polizei bringen. Viele | |
| scheiterten bislang an den Aufnahmeprüfungen – die sie auf Hebräisch | |
| ablegen müssen, was nicht ihre Muttersprache ist. Hakrush hat einwöchige | |
| Vorbereitungskurse eingeführt, in denen die Studenten vor allem | |
| Hebräischvokabeln aus dem Polizeiwortschatz lernen, aber auch | |
| Staatsbürgerkunde und Geschichte. | |
| An dem Tag, an dem der Bürgermeister Odeh in seinem zerschossenen Rathaus | |
| steht und auf Hilfe hofft, tritt Jamal Hakrush hundert Kilometer weiter | |
| nördlich vor ein Dutzend arabische Studenten. Sie haben in einem | |
| Computerraum an der Polizeiakademie in Kirjat Ata auf ihn gewartet. An der | |
| Wand hängt ein Portrait des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. | |
| ## Arabisch spricht er nie | |
| Hakrush ist ein großer, breiter Mann, der langsam spricht und selten | |
| lächelt. Seine Autorität hat eine Schwere, die die Studenten sofort | |
| verstummen lässt. „Unser Ziel ist es, die Polizeiarbeit in arabischen | |
| Communitys zu verbessern“, sagt Hakrush. „Jeder, der etwas anderes | |
| behauptet, lügt.“ | |
| Und dann fügt er noch hinzu: „Wir helfen euch, in die Polizei einzutreten. | |
| Wie weit ihr aufsteigt, liegt an euch.“ | |
| Hakrush spricht ein weiches Hebräisch mit den Studenten, er hat einen | |
| starken arabischen Akzent. Arabisch spricht er nie. Die Sprache ist auf dem | |
| Polizeigelände nicht erwünscht. | |
| 60 Prozent der Morde in Israel werden in arabischen Communitys begangen, | |
| obwohl Araber nur 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Mit diesen Zahlen | |
| hantiert Hakrush jeden Tag, sie bereiten ihm Kopfzerbrechen. Die | |
| israelische Regierung hat 300 Millionen Euro bereitgestellt, damit er mit | |
| seiner Abteilung die Situation verbessert. | |
| ## Gangs und Familien | |
| Für die Gewalt in den arabischen Dörfern, die vor allem im Norden Israels | |
| liegen, gibt es drei Gründe: kriminelle Gangs, häusliche Gewalt und | |
| Familienfehden. „Durch den Zerfall der traditionellen Strukturen ist ein | |
| Machtvakuum entstanden“, sagt Hakrush. Es gebe kaum noch Muhtar, | |
| Dorfvorsteher, die diese Konflikte lösen. Deshalb braucht es Polizei. | |
| Viele Araber beklagen, dass sich die israelische Polizei nicht richtig | |
| bemüht, die Verbrechen aufzuklären. Sie trauen ihr auch deshalb nicht, weil | |
| es in der Vergangenheit viele Vorfälle gegeben hat, bei denen Araber von | |
| der israelischen Polizei verletzt oder getötet wurden. Die Polizei sah in | |
| den Arabern lange eher Unruhestifter als Schutzbedürftige. | |
| Zwölf neue Stationen muss Hakrush in den kommenden fünf Jahren in | |
| arabischen Orten eröffnen. Die Hälfte des Personals soll arabisch sein, | |
| insgesamt 600 arabische Polizisten. Wenn es klappt, wäre es eine Revolution | |
| für die israelische Polizei. Und es könnte ein Modell für die gesamte | |
| Gesellschaft werden: Araber und Juden arbeiten an einem gemeinsamen Ziel | |
| und schaffen eine bessere Gesellschaft für alle. Ein ziemlich großes | |
| Vorhaben. | |
| Schafft Hakrush das? | |
| ## Chef vieler jüdischer Polizisten | |
| Jamal Hakrush stammt aus einer Bauernfamilie in der Nähe von Nazareth. Er | |
| arbeitete dort als Bauingenieur. Als er 21 Jahre alt war, im Jahr 1978, | |
| beschloss er, zur Polizei zu gehen. Seine Eltern unterstützten ihn. „Weil | |
| es ohne Polizei keine Lebensqualität gibt“, sagt er. „Und ich hatte | |
| vermutlich Lust auf Action.“ Außerdem wollte er die Gewalt in den | |
| arabischen Dörfern beenden. | |
| Hakrush hat als Wachmann begonnen. Später war er Junioroffizier, hat „die | |
| niedrigsten Aufgaben gemacht“. Er hatte keinen großen Einfluss, deshalb gab | |
| es in seinem Dorf keinen Widerstand. Über die Jahre ist er aufgestiegen. | |
| Und die anderen im Dorf haben begonnen, ihn mit Respekt zu behandeln. Die | |
| meisten sehen ihn als „ihren“ Mann in der Polizei, sagt er. Aber nicht | |
| alle. | |
| Heute ist Hakrush der Chef von vielen jüdischen Polizisten. Seine Abteilung | |
| liegt auf einem Hügel in Kirjat Ata, nicht weit von Haifa entfernt. In | |
| seinem Büro hängen israelische Fahnen an der Wand und Fotos, die Hakrush im | |
| Kreis seiner Kollegen zeigen. Auf einem umarmt er Roni Alsheikh, den | |
| Polizeivorsitzenden und früheren Vizechef des Inlandsgeheimdienstes. Ihre | |
| Bäuche stoßen aneinander, sie lachen. | |
| Wie ist Hakrushs Verhältnis zu den jüdischen Polizisten? | |
| „Respektvoll“, sagt er. | |
| War es schwierig, sich als Araber in der israelischen Polizei | |
| hochzuarbeiten? | |
| „Vermutlich musste ich mich mehr anstrengen“, sagt Hakrush. „Aber das ist | |
| nur natürlich. Und es heißt nicht, dass ich keine Anerkennung bekommen | |
| hätte. Oder keine Chance. Ich bin der Beweis dafür, dass es jeder in der | |
| israelischen Polizei schaffen kann. Und sei es deshalb, weil es gut für ihr | |
| Image ist.“ | |
| Er lächelt. | |
| Es ist nicht die israelische Polizei, die ihm Steine in den Weg legt, | |
| sondern einige von „seinen“ Leuten. | |
| ## Der neue und der alte Weg | |
| „Ich fahre viel durch die Dörfer“, sagt Hakrush, „und höre den Menschen… | |
| Ich verstehe, warum sie skeptisch sind. Aber ich frage sie jedes Mal: Wenn | |
| ihr die Polizei hier nicht haben wollt, was ist dann eure Lösung? Ich warte | |
| immer noch auf eine Antwort.“ | |
| Einer von diesen Menschen, die sich gegen Hakrushs Programm wehren, ist | |
| Jamal Zahalka. Er kommt aus Kafr Kara, einer Stadt im Norden Israels. Er | |
| war Mitglied der PLO, der Palästinensische Befreiungsorganisation, als | |
| diese noch verboten war, und saß deshalb zwei Jahre im Gefängnis. Heute ist | |
| er Chef der arabischen Balad-Partei und Abgeordneter der Knesset. | |
| Jamal Hakrush und Jamal Zahalka stehen vielleicht für den neuen und den | |
| alten Weg der arabischen Israelis. Der eine akzeptiert die Umwelt, in der | |
| er lebt, und versucht, die Lebensbedingungen zu verbessern. Der andere | |
| verweigert sich, bleibt in der Opposition und fordert eine Revolution, | |
| keine Reform. | |
| Es ist nicht einfach, mit Zahalka ins Gespräch zu kommen. Mehrere | |
| Nachrichten ignoriert er, irgendwann antwortet er, indem er ein Video | |
| schickt. Es ist auf Arabisch und es geht um Jaffa-Orangen. | |
| ## Verräter würde er nicht sagen | |
| Schließlich klappt es mit einem Treffen in der Knesset. Zahalka setzt sich | |
| erst mal eine Spritze Insulin, er ist Diabetiker. Dann bittet er seine | |
| Assistentin dazu. Sie wird nicken, wenn er etwas sagt. | |
| Zahalka beklagt die hohe Kriminalität in den arabischen Gemeinden. Er gibt | |
| der israelischen Polizei die Schuld, die sich nur um die jüdischen | |
| Ortschaften kümmere. „Die israelische Polizei behandelt uns wie Feinde“, | |
| sagt er. „Deshalb wollen wir nicht, dass junge Araber sich der Polizei | |
| anschließen. Es ist nur ein Instrument, um uns von innen zu unterdrücken.“ | |
| Zahalka ist überzeugt, die Polizeistationen seien nicht nur wegen der | |
| Sicherheit da. „Sie sollen auch verhindern, dass wir unsere Häuser dort | |
| bauen, wo wir es wollen. Außerdem sitzt in jeder Polizeistation der | |
| Geheimdienst.“ | |
| Ist Jamal Hakrush für Zahalka ein Verräter? | |
| „Ich verwende dieses Wort nicht. Er ist nur ihr Gehilfe. Er hat eigentlich | |
| gar nichts zu sagen.“ | |
| Zahalka nickt. Dann ist das Gespräch beendet. | |
| ## Durch Schüsse eingeholt von dem, was er bekämpft | |
| Einige Monate nachdem Hakrush seine Arbeit aufgenommen hat, Ende 2016, wird | |
| sein Neffe schwer verwundet in seinem Auto gefunden. Er wurde angeschossen, | |
| man bringt ihn in ein Krankenhaus, wo er wenig später stirbt. Ein | |
| 17-jähriger Araber wird festgenommen. | |
| Hakrushs Neffe Anan war Elektriker. Er hatte laut Anklageschrift bei der | |
| Familie seines Angreifers kostenlos ein paar Installationen durchgeführt. | |
| Als er sich mit dem Auto auf den Rückweg machte, soll er vom jüngsten Sohn | |
| der Familie erschossen worden sein. | |
| Einige Wochen nach dem Mord, in den letzten Tagen des Jahres 2016, ist | |
| Jamal Hakrush vor allem mit Bilanzen beschäftigt. Er und seine Mitarbeiter | |
| müssen die Kosten des Jahres zusammentragen und das Budget für 2017 | |
| entwerfen. Nach einer langen Sitzung empfängt er zum Interview. | |
| In seiner Familie ist jetzt etwas passiert, gegen das er seit Jahrzehnten | |
| kämpft, ein Mord. Wie geht er damit um? | |
| ## Keine Vergeltung, das System funktioniert | |
| Hakrush erstarrt während der Frage, er kneift die Augen zusammen. Der | |
| Pressesprecher rutscht auf seinem Stuhl hin und her. „Hakrush, antworte | |
| nicht“, sagt er. | |
| „Doch, ich will antworten.“ Und dann holt er aus und spricht ohne | |
| Unterbrechung. „Bevor dieser Mord geschehen ist, habe ich gesagt, dass die | |
| Gewalt niemanden auslässt. Sie kommt zu dir, auch wenn du versuchst dich | |
| herauszuhalten. Sie geht von Haus zu Haus. Der Mord an meinem Neffen tut | |
| sehr weh. Natürlich. Aber wenn man sich die Sache rational ansieht, gibt es | |
| keinen Unterschied zwischen ihm und den anderen 1.182 Arabern, die seit dem | |
| Jahr 2000 umgebracht wurden. Jedes dieser Opfer hat eine Familie. Aber das | |
| ist kein Grund, das Recht in die eigenen Hände zu nehmen. Denn: Der Mord an | |
| meinem Neffen zeigt auch, dass das System funktioniert. Der Mann, der | |
| meinen Neffen umgebracht hat, sitzt inzwischen im Gefängnis. Ich selbst | |
| habe dafür gesorgt, dass die Lage nicht eskaliert. Es wird keine Vergeltung | |
| geben. Ich hoffe, dass der Fall als Beispiel für andere dient.“ | |
| „Halas“, genug, sagt der Pressesprecher. | |
| „Ich möchte eine neue Generation von Polizisten erschaffen“, sagt Hakrush, | |
| „eine, die keinen Unterschied zwischen arabischen und jüdischen Israelis | |
| mehr macht, denn beide Gruppen sind Bürger dieses Staates. Wenn wir die | |
| Polizei so verändern, dann können wir auch die Gewalt in den arabischen | |
| Gemeinden bekämpfen.“ | |
| Hakrush steht auf, verabschiedet sich und verlässt den Raum. | |
| ## Polizistin mit Kopftuch | |
| Ein Jahr vergeht. Im November 2017 wird die neue Polizeistation in Jamal | |
| Hakrushs Heimatort eröffnet, in Kufr Kanna. Es könnte ein Tag des Triumphs | |
| für ihn sein. Premierminister Benjamin Netanjahu und der Minister für | |
| öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, haben in einer Zeremonie die Tafel der | |
| Station enthüllt. Aber einige Araber haben sich davor versammelt, um | |
| dagegen zu demonstrieren. Sie beklagen, dass die Polizei erst kürzlich | |
| einen Lehrer und Familienvater erschossen hat. Er hatte einen Polizisten | |
| überfahren. In der Untersuchung des Falls stellte sich heraus, dass er | |
| vermutlich nur deshalb die Kontrolle über sein Auto verloren hatte, weil | |
| ihn vorher eine Kugel der Polizisten getroffen hatte. „Wir werden unser | |
| Leben für die Märtyrer opfern“, rufen die Demonstranten. Auch Jamal Zahalka | |
| ist unter ihnen. | |
| In den Tagen danach versammeln sich immer wieder arabische Jugendliche am | |
| Eingang der Station und beschimpfen Polizisten. Über Facebook verbreitet | |
| sich ein Video, das eine arabische Polizistin aus Kufr Kanna zeigt, die | |
| gerade zum Dienst erscheint. Sie heißt Sabrin Saadi. Eine Gruppe junger | |
| Männer erwartet sie und verhöhnt sie. „Ekelhaft“, rufen die Männer. „W… | |
| für ein Witz!“ „Monster!“ „Schlampe!“ Saadi würdigt sie keines Blic… | |
| läuft an ihnen vorbei in die Station. | |
| Sabrin Saadi ist die einzige Polizistin in Kufr Kanna, die ein Kopftuch | |
| trägt. Sie bekommt deshalb immer wieder Hassnachrichten. Aber inzwischen | |
| schreiben ihr auch einige, dass sie ein Vorbild ist. | |
| Saadi ist erst 24 und noch in der Ausbildung. Sie kommt in einem langen | |
| Mantel zum Treffpunkt, eine Shisha-Bar in Haifa. Sie trägt ihr Kopftuch | |
| konservativ gebunden, ihr Gesicht ist weich, sie lächelt viel. Sie bestellt | |
| eine Shisha mit Wassermelone, „fresh“, sagt sie. Ein frisches Stück Melone | |
| liegt direkt auf der Kohle und verbreitet einen süßen Geruch. | |
| ## Wie eine Familie | |
| „Es wird noch nicht akzeptiert, dass eine religiöse Frau Polizistin ist“, | |
| sagt sie. „Diese Leute machen alles so kompliziert.“ | |
| Saadi hat ein paar Tage gebraucht, um sich von den Angriffen, die auf dem | |
| Video zu sehen sind, zu erholen. „Es ist schlimm, wenn sie dir solche | |
| Sachen ins Gesicht sagen. Aber in der Polizei zu sein gibt mir | |
| Selbstvertrauen. Ich konzentriere mich auf meine Aufgabe und versuche, | |
| nicht so sehr auf das Drumherum zu achten.“ Sie hat viel Rückhalt von ihren | |
| Kollegen erfahren. Auch Hakrush hat ihr Mut gemacht. Und es ist eine große | |
| Hilfe, dass ihre Familie hinter ihr steht, sagt sie. „Das macht alles | |
| leichter.“ | |
| Sie hat ihren Ersatzdienst bei der Polizei gemacht. Eine Frau hat sie | |
| ermuntert, dabei zu bleiben. Sie mag es, Menschen zu befragen, sagt Saadi. | |
| Ihre Geschichten zu erfahren. Später will sie mal Verhöre leiten. | |
| „Für die Menschen in Kufr Kanna ist es jetzt viel einfacher“, sagt sie. | |
| „Sie haben Vertrauen zu uns. Wir sprechen ihre Sprache und wir verstehen | |
| die Kultur.“ | |
| In Sabrin Saadis Station arbeiten zu achtzig Prozent arabische Polizisten, | |
| zwanzig Prozent sind Juden. Hakrushs Utopie ist dort schon ein wenig wahr | |
| geworden. Spannungen gibt es nicht, sagt Saadi. Im Gegenteil: „Es fühlt | |
| sich an, als ob wir eine Familie wären. Mein Chef ist ein religiöser Jude. | |
| Und ich komme besser mit ihm klar als irgendjemand sonst.“ Einmal pro Woche | |
| schaut Hakrush bei ihnen vorbei und fragt, wie es läuft. Meistens läuft es | |
| gut, sagt sie. | |
| ## Hakrushs Konzept wird jetzt kopiert | |
| Zwei Monate nach der Eröffnung der Station, im Januar 2018, sitzt Hakrush | |
| erschöpft in seinem Büro in Kirjat Ata. Es ist Donnerstag Abend, eine lange | |
| Woche liegt hinter ihm. Er zeigt Bilder auf seinem Smartphone; von einem | |
| Vortrag, den sie am Tag zuvor gehalten haben – über den Faktor Mensch in | |
| der Polizei. „Das alles sind arabische Polizisten“, sagt er und zeigt | |
| Gruppenbilder. „Und die israelische Polizei nimmt sie als wichtig wahr.“ | |
| Inzwischen wird sein Konzept kopiert, sagt er, zum Beispiel bei der | |
| israelischen Feuerwehr. Auch sie bieten jetzt Vorbereitungskurse für | |
| arabische Israelis an. | |
| „Das vergangene Jahr war extrem erfolgreich“, sagt er. Auch Menschen aus | |
| den arabischen Communitys wenden sich jetzt an sie, nehmen die israelische | |
| Polizei als Helfer wahr. „Es ist viel zu früh, um zu wissen, ob die Ziele | |
| am Ende erreicht werden. Aber gerade läuft es gut.“ | |
| Aus 1,5 Prozent arabischen Polizisten sind fast drei Prozent geworden, sie | |
| haben drei Polizeistationen eröffnet, drei weitere sind im nächsten Jahr | |
| geplant. Eine kriminelle Organisation, die auch in Jaljulia für einige | |
| Morde verantwortlich gewesen sein soll, konnten sie zerschlagen. | |
| „Es gibt keine Veränderung ohne Widerstand“, sagt Hakrush. „Im Gegenteil: | |
| Eine Veränderung ohne Widerstand sollte dringend überprüft werden.“ Aber | |
| der Respekt, den sie erhalten, sagt er, ist größer als die Ablehnung. | |
| 13 Apr 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Steffi Unsleber | |
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