| # taz.de -- Die Wahrheit: Connis erstes Mal | |
| > Bücher sind schön, aber schwer zu schleppen. Abhilfe könnten | |
| > kleinformatige Pixi-Bücher mit Themen aus der Erwachsenenunterhaltung | |
| > schaffen. | |
| Keine Ahnung wie jemand, der sein Buch „Weizenwampe“ nennt, sich seine | |
| LeserInnen denkt. Jedenfalls passte der Titel ganz gut zu dem Mann, der mir | |
| neulich, jenes Werk beim Schmökern gemütlich auf der eigenen Wampe | |
| ablegend, in der U-Bahn gegenüber saß. Ich ärgerte mich kurz, dass ich kein | |
| Programmheft der alten Desirée-Nick-Show „Hängetitten de Luxe“ dabei hatt… | |
| das hätte ich sonst im Gegenzug demonstrativ aufgeschlagen – so wäre man | |
| vielleicht ins Gespräch gekommen. Vielleicht aber auch nicht. | |
| Auf der anderen Seite freut man sich ja über jeden, der ein Buch liest, | |
| egal ob einen mit Halbwahrheiten gefüllten Ernährungsratgeber oder | |
| „Sämtliche Dichtungen“ von Rimbaud. Wer ein Buch liest, hält jedenfalls d… | |
| Klappe – bis auf diesen sympathischen ägyptenstämmigen Imbissbudenbesitzer | |
| aus Mitte, dem ich wegen nächtlichem Pommesheißhunger (weizenfrei!) bereits | |
| des Öfteren beim Lesen zuhören konnte. Er liest sich immer die Horoskope in | |
| den Boulevardzeitungen laut vor, während man im Fettdunst darauf wartet, | |
| dass die Fritten knusprig werden. | |
| Weil Bücher – und das ist ein Minuspunkt – jedoch zuweilen viel Platz in | |
| der Handtasche wegnehmen und schwer sein können, trug ich eine Weile lang | |
| stets ein paar Pixibücher aus der „Conni“-Reihe („Conni ist krank“, �… | |
| tanzt“, „Conni lernt Backen“), mit mir herum, falls ich mal irgendwo wart… | |
| muss. Da ich Connis Abenteuer als solche aber erstens naturgemäß langweilig | |
| finde (nicht mal Menschen, die 45 Jahre jünger sind als ich, mögen die | |
| spießige und weitgehend humorfreie Conni), und sie zweitens qua Format viel | |
| zu schnell durchzulesen sind, schreibe ich momentan an einer | |
| Conni-Fortsetzung für uns Ältere: „Connis erstes Mal“. | |
| Connis erstes Mal findet natürlich mit Pixi statt, das ist der | |
| zipfelmützige blonde Zwerg, der seit den 80ern auf den Büchern prangt, und | |
| langsam mal alt genug für die heißen Themen sein könnte. Die Rubrik „Hallo, | |
| Euer Pixi zeigt Euch heute…“, die sich auf der Rückseite der Bücher | |
| befindet, und lustige Legespiele oder Tricks vorstellt, konnte ich in | |
| diesem Zusammenhang auch endlich ein wenig spannender gestalten. Ich | |
| glaube, ich muss nicht mehr sagen. | |
| Wie ich feststellen konnte, hatten allerdings schon andere Menschen ähnlich | |
| gute Ideen: In einer Reihe namens „Enid Blyton for grown-ups“ gibt es seit | |
| einer Weile unter anderem die Ausgabe „Five give up the booze“ zu kaufen. | |
| Auf dem Cover sitzen die Fünf Freunde mit bestürzten Gesichtern am Tisch, | |
| und schauen gelangweilt in ihre Kartenblätter, während der Schnapsschrank | |
| im Hintergrund mit Holzlatten vernagelt ist, und Timmy erstaunt ein paar | |
| leere Flaschen beschnüffelt. | |
| Zusammen mit „Five go gluten free“ wären das Bücher, die ich trotz ihres | |
| Gewichts mit mir herumschleppen und bevorzugt in der U-Bahn lesen würde. | |
| Wenn dann noch ein „Weizenwampe“-Leser auftauchte und mir verschwörerisch | |
| zunickte: Oh sweet baby Jesus, das wäre ein Fest. | |
| 6 Apr 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Jenni Zylka | |
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