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# taz.de -- Zweifel nach Brandanschlag: Selbstkritische Autonome
> Drei Monate nach ihrem Brandanschlag auf einen Laster in Bremen
> Gröpelingen räumen die Täter*innen Fehler ein. Fahrlässig finden sie ihre
> Aktion trotzdem nicht.
Bild: Ein Ergebnis des Anschlags war dieser ausgebrannte LKW in Bremen-Gröpeli…
BREMEN taz | Fast drei Monate nach ihrem Brandanschlag auf einen Laster des
Betonwerks Thielen äußern [1][die TäterInnen nun „Zweifel“ an der Aktion,
weil sie „beinahe das Leben eines Unbeteiligten gekostet hätte“]. Zugleich
verteidigten die Autonomen auf dem Portal de.indymedia.org erneut den
Anschlag: die Aktion reihe sich in „einen vielfältigen und legitimen
Widerstand gegen Nazis und Rassismus“ ein.
Bisher Unbekannte hatten in der Nacht vom 26. auf den 27. Dezember
vergangenen Jahres auf dem Firmengelände im Stadtteil Gröpelingen einen
Lastwagen in Brand gesteckt. Neben dem Laster, der völlig ausbrannte, stand
ein weiterer – und darin schlief ein Fahrer. Durch Geräusche wachte er auf
und konnte sich und den LKW gerade noch in Sicherheit bringen und die
Feuerwehr benachrichtigen.
Der 38-Jährige leidet noch heute gesundheitlich unter den Folgen des
Anschlags, berichtete der [2][Weser-Kurier]. Die Firma hat den Fahrer
mittlerweile entlassen: Der Schaden – die Polizei bezifferte ihn auf
200.000 Euro – zwinge sie zu „drastischen Einsparungen“, hieß es zur
Begründung.
Die Staatsanwaltschaft stufte die Tat als „versuchtes Tötungsdelikt“ ein
und setzte auf Hinweise zur Ergreifung der Täter eine Belohnung von 3.000
Euro aus. „Die Ausführung der Aktion war nicht fahrlässig“, erklären die
BekennerInnen unter der Überschrift [3][“Eine bittere Lektion über Feuer
und Militanz“].
Mit dem Text wollen sie nach eigenem Bekunden dazu beitragen, dass andere
Militante „unseren Fehler nicht wiederholen“ – schließlich sei ein
Brandanschlag „eine Handlung mit höchster Verantwortung“. Und „mit etwas
Pech“ hätte der Fahrer „die Nacht nicht überlebt“. Weiter schreiben die
TäterInnen: Die „fatale Auswirkung“ habe sie sprachlos gemacht und
„intensiv beschäftigt“. Es dürfe nicht passieren, dass Unbeteiligte zu
Schaden kommen.
Den Anschlag selbst sehen die TäterInnen als „eine von vielen direkten
Antworten auf den Aufschwung des Rechtspopulismus in der BRD“. Der
Firmengründer des Betonwerks Thielen zog 1947 für die CDU in die Bremer
Bürgerschaft ein, beteiligte sich später aber an der Gründung der NPD,
wurde ihr erster Bundesvorsitzender und verließ 1967 die Partei.
Im September vergangen Jahres hatte der jetzige Firmeninhaber
Friedrich-Carl Thielen der Alternative für Deutschland (AfD) erlaubt, das
Gelände für ein Wahlkampffahrzeug zu nutzen. [4][Die Verbindung zwischen
der Firma und der AfD wird auch von Gerald Höns, AfD-Mitglied im Beirat
Walle, auf Nachfrage der taz nicht bestritten]. Das Betonwerk Thielen sei
[5][“eine Firma aus NPD-Mitgliedern“], heißt es in dem ursprünglichen
Bekennerschreiben vom 28. Dezember 2017 schlicht.
Man habe „nicht damit gerechnet, dass an einem Feiertag auf einem umzäunten
Firmengelände ein Fahrer in seinem Fahrzeug schläft“, schreiben die
TäterInnen in ihrer Erklärung. Das war aus heutiger Sicht ihr einziger
Fehler: Denn die Arbeitsverhältnisse seien „flexibel und dereguliert“, so
dass man überall nachts auf arbeitende oder schlafende Menschen treffen
könne. „Nicht zuletzt sind es Lohnabhängige aus anderen Ländern, die sich
keine Wohnung leisten können und ihre Nacht am unterbezahlten Arbeitsplatz
verbringen müssen.“
Anderen Linksradikalen empfehlen sie deshalb „penible
Sicherheitsvorkehrungen“ und eine „sorgfältige Vorbereitung“, sollten
Fahrzeuge oder Gebäude in Brand gesetzt werden. Von der Tat als solcher
distanzieren sie sich nicht – Gewalt gegen Fahrzeuge „von Nazis und
Rechtspopulisten“ sei „keine Besonderheit“.
Die AfD bietet nach eigenen Aussagen inzwischen 25.000 Euro für konkrete
Informationen, die zur Ermittlung der TäterInnen durch die Polizei führen.
Aktuell gebe es aber „leider keine neuen Ermittlungsergebnisse“, teilte die
Staatsanwaltschaft am Dienstag auf Nachfrage der taz mit.
22 Mar 2018
## LINKS
[1] http://endofroad.blogsport.de/2018/03/18/eine-bittere-lektion-ueber-feuer-u…
[2] https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-das-schwere-leben-…
[3] https://de.indymedia.org/node/18997
[4] /!5476214/
[5] https://de.indymedia.org/node/16446
## AUTOREN
Jan Zier
## TAGS
Bremen
Brandanschlag
Autonome
Radikale Linke
AfD Bremen
Bundeswehr
Rigaer Straße
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