# taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Wunderbarer Zufall | |
> Gonzalo Reyes Araos präsentiert bei Gilla Lörcher analoge Malerei, die | |
> wie Glitch Art aussieht. Die taz sprach mit dem Künstler. | |
Bild: Gonzalo Reyes Araos, „RGB Paintings“, 2018 Installationsansicht | |
Sieht man Gonzalo Reyes Araos’ „RGB Paintings“ auf dem Computerbildschirm, | |
hält man seine schillernden Farbspiele zunächst für digitale Glitch Art. | |
Erspäht man sie aus der Ferne geht der Verwechslungsimpuls in Richtung | |
kompliziert verschalteter LED-Platten. Doch Araos’ Spiel mit Rot, Grün und | |
Blau, die die additive Grundlage des digitalen Farbspektrums bilden, ist | |
durch und durch analog. | |
In akribisch ausgerichteten Schichten rastert der Künstler dünne Öl- bzw. | |
Acrylstreifen über Aluverbundplatten. Horizontale Streifen laufen auf der | |
Bildfläche durch, dazwischen platziert er unzählige, auf gerade mal einen | |
halben Zentimeter zugeschnittene Farbsplitter. | |
Dabei folgt er Algorithmen aus der Bilddarstellung von LCD-Screens und | |
erzielt ein visuelles Ereignis wie man es sonst aus der Tradition der | |
Optischen Täuschung kennt: Je nach Standpunkt wechseln die vielfarbigen | |
Gemälde die Erscheinung und strahlen bei [1][Gilla Lörcher] als gänzlich | |
monochrome Flächen in grün, hellgrau oder lila in den Raum. Die Glitches? | |
Dem wunderbaren Zufall herausfallender Farbsplitter zu verdanken. | |
Einblick (716): Gonzalo Reyes Araos, Künstler | |
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? | |
Und warum? | |
GRA: Toll fand ich Haegue Yangs Installation „Silo of Silence – Clicked | |
Core“ im [2][KINDL Zentrum]. Ich habe mich so klein in diesem Raum gefühlt. | |
Die Skulptur hat mich angeregt, über Raumvolumen und die eigene Position im | |
Raum nachzudenken. Eindrucksvoll war auch Monica Bonvicini in der | |
[3][Berlinischen Galerie]. | |
Und ich mochte „What the sun has seen“ von Agnieszka Polska beim Preis der | |
Nationalgalerie im [4][Hamburger Bahnhof]. Die Idee, dass die Sonne uns | |
beobachtet, geht mir seither nicht mehr aus dem Kopf … | |
Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen? | |
Ich gehe eigentlich nicht in Clubs, ich mag eher die Barkultur. Sehr | |
empfehlen kann ich die [5][Bar Barbette], ein Treffpunkt für Künstler und | |
Denker. Ein Ort, der leider in Gefahr ist zu verschwinden. Man muss ihn | |
unbedingt unterstützen. | |
Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit | |
durch den Alltag? | |
Derzeit lese ich „A Brief History of Working with New Media Art: Interviews | |
with Artists“. Darin finden sich Interviews von den 80ern bis heute. Und | |
ich habe gerade begonnen, den Documenta-14-Reader zu studieren. Ansonsten | |
lese ich am meisten Magazine wie Spike oder Frieze. | |
Was ist dein nächstes Projekt? | |
Ich bereite gerade ein Projekt in der chilenischen Atacama-Wüste vor. Dort, | |
in der trockensten Wüste der Welt, werde ich mit drei weiteren Künstlern | |
für zwei Monate ein Arbeitsstipendium wahrnehmen. Das Stipendium steht im | |
Zusammenhang mit dem SACO Festival und ich werde dort eine Arbeit | |
entwickeln, die sich mit dem Begriff des Territoriums auseinandersetzt. | |
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten | |
Freude? | |
Mmh, ich freue mich jeden Morgen auf ein gutes Frühstück, einen extra guten | |
Kaffee und das Tageslicht. Das treibt mich aus dem Bett. In der Berliner | |
Winterzeit muss, wenn das Tageslicht so knapp ist, der Kaffee besonders gut | |
sein. | |
Dieser Text erscheint im taz Plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg | |
immer donnerstags in der Printausgabe der taz. | |
21 Mar 2018 | |
## LINKS | |
[1] http://www.galerie-loercher.de/ | |
[2] http://www.kindl-berlin.de/ | |
[3] https://www.berlinischegalerie.de/home/ | |
[4] https://www.smb.museum/museen-und-einrichtungen/hamburger-bahnhof/home.html | |
[5] http://www.barbabette.com/ | |
## AUTOREN | |
Noemi Molitor | |
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