| # taz.de -- Der Fall Skripal im UN-Sicherheitsrat: Moskau dementiert weiterhin | |
| > Im UN-Sicherheitsrat wirft Großbritannien Russland einen Verstoß gegen | |
| > die Chemiewaffenkonvention vor. Russland beschuldigt die Briten, Hysterie | |
| > zu verbreiten. | |
| Bild: Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensia während der Sitzung in New… | |
| Washington/London ap/dpa | In der Affäre um den Giftanschlag auf den | |
| russischen Ex-Spion Sergej Skripal haben sich Großbritannien und Russland | |
| im UN-Sicherheitsrat scharf attackiert. Der britische Vize-UN-Botschafter | |
| Jonathan Allen warf Moskau einen Verstoß gegen die Chemiewaffenkonvention | |
| vor. Denn Russland habe das Nervengift Nowitschok nicht deklariert, als es | |
| die Organisation für das Verbot Chemischer Waffen über die Zerstörung | |
| seiner Chemiewaffenbestände informiert habe. | |
| Diese Tatsache allein sollte jegliches russisches Argument negieren, dass | |
| wohl ein anderes Land für die Attacke auf Skripal verantwortlich sei, sagte | |
| Allen in einer Dringlichkeitssitzung des UN-Gremiums am Mittwochabend in | |
| New York. Sein Land gehe davon aus, dass es künftig weitere Drohungen und | |
| Attacken aus Russland geben würde – und es dann jegliche Verwicklung | |
| abstreiten würde. | |
| Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensia betonte indes, dass Moskau | |
| „nichts mit diesem Zwischenfall“ um Skripal zu tun habe. „Wir haben nichts | |
| zu befürchten und nichts zu verbergen.“ Großbritannien warf er hingegen | |
| vor, „eine hysterische Atmosphäre“ zu schaffen. Der Ex-Spion Skripal sei | |
| für Russland keine Bedrohung mehr gewesen, sagte Nebensia. Und überhaupt | |
| wurde ein Attentat seinem Land kurz vor der Präsidentschaftswahl und der | |
| Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft im Sommer nichts bringen. „Mir | |
| kommen aber eine Reihe von Ländern in den Sinn, die sehr wohl von diesem | |
| Vorfall profitieren – und davon, Russland zu beschuldigen“, fügte Nebensia | |
| hinzu. | |
| Zudem forderte der Topdiplomat Großbritannien auf, gemeinsamen | |
| britisch-russischen Ermittlungen zu dem Fall zuzustimmen. Dies sei „der | |
| einzige zivilisierte Weg“, um die Frage der Verantwortung für den | |
| Attentatsversuch zu klären. Großbritannien bat allerdings die Organisation | |
| für das Verbot Chemischer Waffen um eine unabhängige Überprüfung der | |
| britischen Einschätzung, dass das aus sowjetischer Produktion stammende | |
| Mittel Nowitschok gegen Skripal zum Einsatz kam. | |
| Zuvor hatte das Außenministerium in Moskau einen Mangel an Beweisen | |
| beklagt. Gerade das Fehlen von Videomaterial im Fall Skripal sei verdächtig | |
| und einer von vielen Gründen, die britischen Vorwürfe zurückzuweisen, sagte | |
| Außenamtssprecherin Maria Sacharowa der Nachrichtenagentur AP. | |
| ## Sanktionen gegen Russland | |
| Am 4. März waren Skripal und dessen Tochter Julia im englischen Salisbury | |
| [1][vergiftet vorgefunden worden], sie liegen in kritischem Zustand in | |
| einer dortigen Klinik. Premierministerin Theresa May forderte Moskau in | |
| einem Ultimatum zu einer Erklärung auf, [2][Russland ließ die Frist aber | |
| verstreichen]. In einer Reaktion rief May 23 Diplomaten aus Russland auf, | |
| [3][Großbritannien binnen einer Woche zu verlassen]. Auch die [4][Nato | |
| wurde informiert]. | |
| Zudem bemüht Großbritannien Sanktionen. Kontakte „auf hoher Ebene“ werden | |
| auf Eis gelegt. Auch die anstehende Fußball-WM im Sommer in Russland ist | |
| betroffen, erklärte die britische Premierministerin May im Parlament am | |
| Mittwoch. Regierungsvertreter und Mitglieder des britischen Königshauses | |
| werden nicht zur WM reisen. Desweiteren werde russischer Staatsbesitz | |
| eingefroren, wo immer die britische Regierung Belege habe, dass er er für | |
| Geheimoperationen gegen Großbritannien genutzt werde. Zudem verschärft | |
| London Kontrollen von Privatfliegern, sowie bei Zoll und Frachtverkehr. | |
| Im Fall Skripal bekam Großbritannien erneut Rückendeckung von den USA. Das | |
| Weiße teile Londons Einschätzung, dass Moskau für die „abscheuliche | |
| Attacke“ auf Skripal verantwortlich sei, sagte Regierungssprecherin Sarah | |
| Sanders in Washington. Das Giftattentat auf den Ex-Agenten passe in ein | |
| Muster Russlands, internationales Recht zu missachten, die Souveränität | |
| anderer Länder zu untergraben und Versuche anzustellen, „westliche | |
| demokratische Institutionen und Prozesse zu unterwandern und zu | |
| diskreditieren.“ Zuvor hatte sich der mittlerweile von Trump gechasste | |
| US-Außenminister [5][Rex Tillerson zu dem Fall geäußert]. Auch er | |
| unterstützte die Einschätzung der britischen Regierung. | |
| 15 Mar 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Wegen-Vergiftung-im-Krankenhaus/!5489931 | |
| [2] /Nach-Vergiftung-eines-Ex-Spions/!5491520 | |
| [3] /London-nach-dem-Attentat-auf-Ex-Spion/!5491622 | |
| [4] /Konflikt-nach-Attentat-auf-Ex-Spion/!5491524 | |
| [5] /Attentat-auf-russischen-Ex-Spion/!5491032 | |
| ## TAGS | |
| Sergej Skripal | |
| Großbritannien | |
| Russland | |
| UN-Sicherheitsrat | |
| Russland | |
| Russland | |
| Doppelagent | |
| Sergej Skripal | |
| Sergej Skripal | |
| Sergej Skripal | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Debatte zum Anschlag von Salisbury: Sie ziehen alle Register | |
| Die Indizienlage im Fall Skripal ist klar: Sie deutet nach Russland. Warum | |
| dazu von „Hysterie“ geschrieben wird, erschließt sich nicht. | |
| Anschlag auf Agenten in England: Woher kam das Gift? | |
| Der Ermittlungsstand macht eine russische Täterschaft für die Vergiftung | |
| des Agenten Skripal wahrscheinlich. Russlands Angaben sind widersprüchlich. | |
| Russlands Reaktionen im Fall Skripal: Giftige Höflichkeit aus Moskau | |
| Nach der Ausweisung von 23 Diplomaten plant die russische Regierung | |
| Vergeltung gegen die Briten. Die will sie aber erst London selbst | |
| mitteilen. | |
| Nach Giftgas-Anschlag von Salisbury: Theresa May schließt die Reihen | |
| Die Premierministerin verhängt harte Maßnahmen gegen Russland. Dafür erhält | |
| sie im ganzen politischen Spektrum breite Zustimmung. | |
| London nach dem Attentat auf Ex-Spion: Russische Diplomaten müssen raus | |
| Großbritannien verweist 23 russische Diplomaten des Landes. Sie haben eine | |
| Woche Zeit, um das Land zu verlassen. Moskau erklärt sich zu unrecht | |
| beschuldigt. | |
| Konflikt nach Attentat auf Ex-Spion: Großbritannien informiert Nato | |
| Russland lässt das britische Ultimatum im Fall Skripal unbeantwortet | |
| verstreichen. Jetzt wendet sich Theresa May an die Nato. Weitere Sanktionen | |
| stehen noch aus. |