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# taz.de -- Kolumne Der Zuckerberg Teil 13: Facebook macht dicht
> Wer hat sich denn die ganzen Daten gekrallt? Der neue Daten-Skandal sorgt
> für Empörung. Dabei gehört Facebook doch zu den Guten. Oder nicht?
Bild: Facebook macht Pause – endlich mal Zeit für die Natur
Facebook. Ein alter Hut mit vielen bunten Federn. Angesichts der
versammelten Pracht von Schreiadler, Vollmeise, Schluckspecht, Trollvogel
sowie praktisch sämtlichen Kauzarten soll diese Serie für den nötigen
Durchblick sorgen.
Wir schreiben den 22. März des Jahres 2018. Facebook geht nicht. Ein
Feiertag für den Geist, ein Fest für die Sinne. Im Karton herrscht
herrliche Ruhe. Auf einmal rieche ich den Frühling wieder und sehe die
Pracht des unablässig fallenden Schnees. Ich kann mich wieder spüren, den
Menschen, den Mann, das soziale Wesen. Auch mein Stuhl ist fest und verfügt
über eine unbedenkliche Farbe.
Die Atempause verdanken wir der britischen Firma, die ein paar Jahre lang
mithilfe simpler Apps ein paar Daten von ein paar Leuten gemopst hat, um
damit ein paar Wahlen zu beeinflussen. Nicht weiter wild, doch bei Facebook
ist man gewissenhaft. Nun wird alles repariert. Die Daten werden noch mal
ordentlich festgeklebt, die Löcher im Netz geflickt und den Firmen ein
allerletztes Mal erklärt, dass das so nicht geht: Niemand darf sich einfach
Daten krallen. Also nur Facebook darf das, um alles zu verbessern,
natürlich. Und für all diese Arbeiten muss das soziale Netzwerk eben
vorübergehend stillgelegt werden. Wenn das Scheißhaus repariert wird,
stellt der Klempner ja auch das Wasser ab.
Doch nicht jeder hat so viel Verständnis. Auf den Störungsseiten watet man
durch knietiefe Verzweiflung. So demonstriert Userin „Anke“, was FB nicht
nur mit der Sprache seiner Nutzer angerichtet hat: „Es ist zum Heulen es
geht nichts uber Tablett Smartphon geht aber Windows aber Tablett android“.
## Zugriff auf alles
Zwar sagen einige, die Daten könne praktisch jeder abschöpfen, der seinen
PC auch nur um ein My kundiger zu nutzen weiß, als davorzusitzen und
„Facebook geht nicht“ zu jammern, doch ich habe einen anderen Verdacht –
schuld sind diese geilen Fragespiele: „Wenn du wie ein Land aussehen
würdest, was wäre dann dein Lieblingsessen?“ Kann gut sein, dass genau das
die Apps sind, mit denen die Fieslinge sich die Daten holen. Denn um am
Spiel teilnehmen zu können, klicke ich jedes Mal „Zugriff erlauben > Auf
alles > Immer“ an. Nur den Ordner mit den Nacktfotos und meine
Passwortliste schicke ich extra – sicher ist sicher.
Natürlich bin ich trotzdem empört. Wie alle. Wir haben gedacht, die wollen
die Menschen auf der ganzen Welt wider sämtliche Schranken wie Sprache,
Religion, Klasse, mordsmäßige Entfernung sowie viel zu tiefes Wasser
zueinanderführen. Damit alle sich liebhaben und es nie wieder Krieg gibt.
Das ist schließlich Facebook und nicht irgendein Verbrechersyndikat à la
NSA. Jetzt muss man plötzlich lesen, wie doll geflunkert wurde.
Doch die Auszeit tut gut. Nach dreiundsiebzig Sekunden wird mir dennoch
langsam langweilig. Ich hab schon dreimal aus dem Fenster geguckt und einen
ganzen Text geschrieben. Was soll ich denn jetzt machen?
26 Mar 2018
## AUTOREN
Uli Hannemann
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