# taz.de -- Krise beim HSV: Seriös geht also auch nicht | |
> Der Hamburger SV setzt mit Bruchhagen und Todt die Klubführung ab. Den | |
> Nachfolgern kann man bereits herzliches Beileid aussprechen. | |
Bild: HSV-Präsident Bernd Hoffmann gibt die Freistellung von Heribert Bruchhag… | |
Es hört sich mittlerweile wie ein Running Gag an: „Der HSV widmet sich nun | |
der Neuausrichtung.“ Das hat Vereinspräsident Bernd Hoffmann am Donnerstag | |
nach der Entlassung des Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen und des | |
Sportchefs Jens Todt erklärt. Das Problem ist, dass der HSV nun schon seit | |
gefühlten zwanzig Jahren behauptet, mit der Neuausrichtung beschäftigt zu | |
sein. Die Richtung aber bleibt konstant dieselbe. Von Saison zu Saison geht | |
es vom ersten Spieltag an immer nur nach unten, Richtung Tabellenende. | |
Die vom spendablen Milliardär Klaus-Michael Kühne fast schon | |
Champions-League-verdächtig gepamperte Mannschaft feiert Jahr für Jahr, | |
wenn man in der Relegation wieder einmal glücklich dem Abstieg entronnen | |
ist. Die Konstanz der schlechten Ergebnisse wurde begleitet von einem | |
rekordverdächtigen Personalverschleiß. Wer durfte sich in den letzten vier | |
Jahren nicht alles versuchen als Trainer oder Sportchef. Mirko Slomka, | |
Josef Zinnbauer, Bruno Labbadia, Markus Gisdol und aktuell Bernd Hollerbach | |
auf der Bank. Oliver Kreuzer, Peter Knäbel, Dietmar Beiersdorfer und Jens | |
Todt als sportliche Koordinatoren. | |
Aus der Umklammerung und Abhängigkeit von Investor Kühne kann sich der | |
Verein, dessen Schuldenstand weit über die 100 Millionen Euro betragen | |
soll, seit Jahren nicht lösen. Die Entlassung von Bruchhagen und Todt soll | |
nun wohl signalisieren, dass der Verein nicht schicksalsergeben, sondern | |
handlungsfähig ist. Wenige Wochen vor Saisonende als abgehängter Vorletzter | |
einen Neuanfang einzuleiten, mutet aber reichlich absurd an. Fundamental | |
wegweisende Weichenstellungen für die Zukunft hätten weit vorher getroffen | |
werden müssen. | |
Das Scheitern von Todt und Bruchhagen offenbart vor allem eins: Der HSV ist | |
in seiner derzeitigen Verfasstheit nicht zu steuern. Bruchhagen hatte sich | |
in der Liga einen prächtigen Ruf erarbeitet. Für viele war er der Inbegriff | |
des seriösen Managers. Und Jens Todt fiel in der Branche der Lautsprecher | |
stets mit besonnenen Statements auf. Der HSV hat ein Struktur- und kein | |
Personalproblem. | |
Angeblich soll Jörg Schmadtke ein Kandidat für die Neuausrichtung beim HSV | |
sein. Zwar hat er das Wunder vollbracht, mit dem 1. FC Köln einen völlig am | |
Boden liegenden Chaosverein wieder aufzurichten. Aber der Hamburger SV hat | |
bislang bewiesen, dass an ihm nicht nur die unfähigsten sondern auch die | |
kompetentesten Vertreter ihres Fachs scheitern. Dem nächsten | |
Managerkandidaten für die Neuausrichtung, Jörg Schmadtke, sei an dieser | |
Stelle bereits ein herzliches Beileid übermittelt. | |
8 Mar 2018 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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