| # taz.de -- Ausschussvorsitzender über Dorothee Bär: „Sie braucht die Feder… | |
| > Dorothee Bär soll Staatsministerin für Digitales werden. Schön, sagt | |
| > FDP-Politiker Jimmy Schulz. Nun brauche sie aber auch Macht. | |
| Bild: Im Rampenlicht: Dorothee Bär, designierte Staatsministerin für Digitales | |
| taz: Herr Schulz, die CSU-Politikerin Dorothee Bär soll in einer künftigen | |
| Regierung [1][Staatsministerin für Digitalisierung] werden. Was sagt uns | |
| das? | |
| Jimmy Schulz: Das ist zunächst einmal erfreulich. Bär war als | |
| Staatssekretärin bereits im Verkehrsministerium für die Digitalisierung | |
| zuständig. Sie ist eine sehr geeignete Person und ich schätze sie sehr. | |
| Trotzdem hat die Sache einen Haken. | |
| Welchen? | |
| Jetzt muss sie [2][auch Macht bekommen]. | |
| Hat man als Staatsministerin denn keine Macht? | |
| Das kommt drauf an und wird gerade erst ausgehandelt. Bislang ist noch | |
| völlig unklar, welche konkreten Entscheidungsbefugnisse sie denn eigentlich | |
| erhalten wird. Wir haben als FDP immer ein eigenes Digitalministerium | |
| gefordert. Wir halten das für erforderlich, um den vielen komplexen Fragen, | |
| die die Digitalisierung aufwirft, mit einer klaren und koordinierten | |
| Strategie begegnen zu können. | |
| Klar ist immerhin, dass sie als Staatsministerin im Bundeskanzleramt | |
| arbeiten wird. Damit ist auch klar, dass sie einen eigenen Arbeitsstab | |
| erhalten wird. | |
| Eine Staatsministerin im Kanzleramt ist etwas anderes als eine Ministerin | |
| mit eigenem Haus und Richtlinienkompetenz. Die Frage ist jetzt also, welche | |
| Kompetenzen ihr Stab im Kanzleramt erhält. | |
| Welche Kompetenzen müsste Bär denn aus Ihrer Sicht erhalten? | |
| Bislang werden Digitalisierungsthemen ja in etlichen Ministerien | |
| verhandelt. Ein bisschen im Innenministerium, ein bisschen im | |
| Verkehrsministerium, ein bisschen im Wirtschaftsministerium, ein bisschen | |
| überall. Mit diesem Wirrwarr kann es so nicht weitergehen. Jetzt muss die | |
| Staatsministerin für Digitalisierung auch den zentralen | |
| Koordinierungsauftrag für die Digitalisierungspolitik der Bundesregierung | |
| erhalten. | |
| Was heißt das konkret? | |
| Das lässt sich an zwei Dingen festmachen. Erstens muss die Federführung für | |
| Gesetzesvorhaben bei der Staatsministerin liegen. Das bedeutet, dass sie | |
| wichtige Gesetzesvorhaben auf den Weg bringen kann. Zweitens benötigt | |
| Dorothee Bär dann auch ein eigenes Budget, das weit über das Budget für | |
| ihre eigenen Mitarbeiter hinausgeht. Nur wer Budgethoheit hat, kann auch | |
| verändern. | |
| Sie zeichnen das Bild einer mächtigen Digitalministerin im | |
| Bundeskanzleramt, mit Federführung und Haushaltshoheit. Mit Verlaub, Herr | |
| Schulz: Das glauben Sie doch wohl selber nicht. | |
| Wieso? Dorothee Bär war jahrelang Staatssekretärin im Bundesministerium für | |
| Verkehr und [3][digitale Infrastruktur] und war dort für Digitales | |
| zuständig. Ich würde doch davon ausgehen, dass sie diese Kompetenzen und | |
| Zuständigkeiten auch mitnimmt ins Bundeskanzleramt. Das bedeutet natürlich | |
| auch, dass sie dafür die entsprechenden Mitarbeiter benötigt. Sonst wäre es | |
| doch ein fauler Handel. Dann hätte sie ja nichts zu bestimmen. | |
| Ich biete Ihnen eine Wette an: Kein Minister wird freiwillig diese | |
| Kompetenz abtreten. | |
| Eine abgemilderte Möglichkeit wäre, dass die Federführungen bei | |
| Gesetzesvorhaben wenigstens geteilt werden können. So könnte die | |
| Staatsministerin am Kabinettstisch auf Augenhöhe mit den Ministern reden. | |
| Aber alles, was darunter bleibt, wäre aus meiner Sicht ein schlechtes | |
| Zeichen. | |
| Herr Schulz, Sie selbst sind Vorsitzender im Digitalausschuss des | |
| Bundestags und damit der parlamentarische Gegenspieler von Dorothee Bär. | |
| Bislang ist ihr Ausschuss ein Schönwetterausschuss. Wenn Dorothee Bär | |
| aufgewertet wird, werden auch Sie aufgewertet. | |
| Mir geht es nicht um die Macht unseres Ausschusses, sondern um die Frage, | |
| wie wir die Digitalisierungspolitik in Deutschland so koordinieren, dass in | |
| diesem Bereich überhaupt eine einheitliche und zukunftsgewandte Politik | |
| erkennbar wird. Heute ist es noch nicht einmal gängig, dass gemeinsame | |
| Ausschusssitzungen des Digitalausschusses mit anderen zuständigen | |
| Ausschüssen stattfinden. Bislang gibt es vor allem ein riesiges | |
| Kuddelmuddel um Kompetenzstreitigkeiten und viele Debatten, die doppelt | |
| geführt werden. Das muss endlich aufhören. Eine zentrale Koordinierung ist | |
| eine zwingende Voraussetzung für eine Digitalpolitik, die den | |
| Herausforderungen gewachsen ist. Das sollte die neue Bundesregierung jetzt | |
| auf den Weg bringen. | |
| 6 Mar 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Martin Kaul | |
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