Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kohleumschlag im Hafen Rotterdam: Noch mal um 25 Jahre verlängert
> Rotterdam bleibt einer der größten Kohleumschlagsplätze in der EU.
> Deutschlands Nachfrage hält die niederländische Steinkohle am Leben.
Bild: Knapp 30 Megatonnen Steinkohle jährlich kommen in Rotterdam an. Ihr Best…
Amsterdam taz | Bis 2043 soll im Hafen von Rotterdam weiter Steinkohle
verladen werden. Das hat das Unternehmen EMO (Europäischer
Massengüter-Umschlag) beschlossen, das einen entsprechenden Kontrakt mit
dem Hafen besitzt. Es ist eine umstrittene Entscheidung. Denn eigentlich
wollen Öko-Organisationen und der Rotterdamer Stadtrat das Verladen von
Kohle auslaufen lassen. EMO aber macht von einer einseitigen Option
Gebrauch. Das Unternehmen verlängert den im Juni auslaufenden Vertrag um 25
Jahre.
Rotterdam ist der wichtigste europäische Verladehafen für trockene
Massengüter. Hinter Eisenerz und Schrott bildet Steinkohle den größten
Posten. Knapp 30 Megatonnen jährlich kommen hier an, meist aus den USA,
Kolumbien und Russland. Ihr Bestimmungsland ist mehrheitlich Deutschland,
wo Stahlindustrie und Elektrizitätswerke die Kohle aus Rotterdam
benötigen.
Ein Protestbrief niederländischer Umweltorganisationen an den Rotterdamer
Stadtrat verweist auf die Bedeutung des Hafens für das deutsche Hinterland.
„Neben nachhaltiger Energie ist Deutschland noch immer sehr abhängig von
Energie aus Kohlekraftwerken“, heißt es dort. In der Lokalpolitik stoßen
sie damit nicht auf taube Ohren: der Stadtrat stimmte bereits 2017 dafür,
den Kohlenumschlag auslaufen zu lassen. Allerdings nannte er kein Datum.
Die Kommune ist Großaktionärin des Hafens.
Der Hafenbetrieb lehnt diesen Schritt bisher ab: „Unternehmen benötigen
Sicherheit. Sie investieren Hunderte Millionen, also müssen sie einen
Vertrag auch verlängern können, wenn sie dafür einen wirtschaftlichen Grund
sehen“, sagte Direktor Allard Castelein dem niederländischen Rundfunk NOS.
Allerdings verhandele man mit EMO, um möglicherweise eine Alternative in
Form anderer Güter zu finden, die anstelle der Kohle in Rotterdam verladen
werden könnten.
## Ausstieg am Hafen Amsterdam
Willem Wiskerke, klima- und energiepolitischer Sprecher von Greenpeace
Nederland, fordert den Hafenbetrieb auf, den Umschlag mithilfe erhöhter
Tarife unrentabel zu machen. Umweltorganisationen wollen, dass Rotterdam
dem Beispiel des Amsterdamer Hafens folgt – dem zweitgrößten Standort, der
bis 2030 aus dem Steinkohlengeschäft aussteigt. „Wenn Amsterdam und
Rotterdam mit dem Umschlag aufhören, gibt es keinen Hafen, der die
Kapazitäten hat, dies zu übernehmen.“ Genau das befürchtet der Hafenbetrieb
und warnt vor einem Abwandern der Kohle zu konkurrierenden Häfen.
Beim Unternehmen EMO macht man sich unterdessen Sorgen, mit der einseitigen
Verlängerung doch nicht durchzukommen. Letzte Woche erschien eine
Delegation von mehreren Dutzend Arbeitern des Unternehmens im Rotterdamer
Stadthaus. Sie forderten einen Entschädigungsfonds, sollte der Hafenbetrieb
einen Rückzieher machen. Klar ist: Die Politik ist nun am Zug. Vatan
Hüzeir, Mitglied der lokalen Rotterdamer Klima-Initiative, warf dem
Stadtrat im Lokalsender RTV Rijnmond vor, sich aus der Verantwortung zu
stehlen.
27 Feb 2018
## AUTOREN
Tobias Müller
## TAGS
Kohle
Rotterdam
Hafen
Schifffahrt
Steinkohle
Rembrandt
Energiewende
Niederlande
Rotterdam
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ende des Steinkohlebergbaus: Bye-bye, Kohlenpott
Mit der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop schloss am Freitag das letzte
Steinkohlebergwerk Deutschlands. Das Aus war schon 2007 besiegelt worden.
Ausstellung im Rijksmuseum Amsterdam: Pracht und Herrlichkeit
„High Society“ heißt die neue Ausstellung. Und zeigt – Überraschung –
Porträts von genau dieser. Klingt gewöhnlich, knallt aber ziemlich.
„Energie-Atlas“ für Europa: Argumente gegen die Bremser
Die EU braucht mehr grüne Energie, aber viele Staaten wehren sich dagegen.
Die Böll-Stiftung und Öko-Betriebe legen deshalb einen „Energieatlas“ vor.
E-Schiffe in der Binnenschifffahrt: Niederländer schippern bald elektrisch
Mehr Fracht, keine Emissionen: Zwischen den Häfen von Rotterdam, Antwerpen
und ihrem Hinterland verkehren ab Herbst die ersten E-Schiffe.
Entwicklung des Rotterdamer Hafens: Die Zukunft schwimmender Inseln
Der Rijnhafen wird zu einem Experimentierfeld nachhaltigen Bauens. Statt
Containerschiffen gibt es hier bald ein grünes Archipel.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.