# taz.de -- Doping-Verdacht bei Jamaikas Bobteam: Gemästet in den Bob | |
> Jamaikas Bob-Team wurde positiv auf ein Kälbermastmittel getestet. Das | |
> erinnert an den Fall von jamaikanischen Sprintern 2008. | |
Bild: Jazmine Fenlator-Victorian und Carrie Russell in Pyeongchang | |
Es war Clenbuterol. Gefunden hat man das verbotene Kälbermastmittel, das | |
die Muskeln so schön anschwellen lässt, im Urin einer Bobfahrerin aus | |
Jamaika. Mitte Januar war das. Erst jetzt, eine Woche nach Ende der | |
olympischen Spiele, bei denen Jazmine Fenlator-Victorian und Carrie Russell | |
den 19. Platz belegt haben, wurde der positive Test publik. Noch nicht | |
bekannt ist, welche der beiden Frauen positiv getestet worden ist. Keine | |
großen Sorgen um eine Sperre macht sich der Chef des jamaikanischen | |
Bobverbands, Christian Stokes. „Ich glaube, dass das alles ein gutes Ende | |
nehmen wird“, sagte er. | |
Gut möglich, dass er recht hat. Schon einmal standen jamaikanische Sportler | |
im Verdacht, sich mit Clenbuterol gedopt zu haben. Und schon einmal hatte | |
das keinerlei Folgen. In zahlreichen Nachtests von Urinproben, die bei den | |
Olympischen Sommerspielen 2008 in China genommen worden waren, haben die | |
Dopinganalytiker Spuren der auch zur Bekämpfung von Asthma eingesetzten | |
Arznei gefunden, dem eine anabole Wirkung zugeschrieben wird. Darunter | |
waren auch etliche Sportler aus Jamaika. Belangt wurden sie nicht. | |
Die Konzentration des verbotenen Mittels in den Urinproben sei so gering | |
gewesen, dass man nicht zwingend von einem Vergehen gegen die | |
Anti-Doping-Bestimmungen ausgehen konnte. So lautete die Argumentation des | |
Internationalen Olympischen Komitees, nachdem im Frühjahr des vergangenen | |
Jahres die positiven Tests bekannt geworden sind. All jenen, die in den | |
positiven Testergebnissen eine Erklärung für die Erfolge des jamaikanischen | |
Sprintteams sehen wollten, wurde umgehend der Wind aus den Segeln genommen. | |
Auch weil in China der Einsatz von Clenbuterol in der Tiermast weit | |
verbreitet ist, entschied man sich dafür, keine Verfahren einzuleiten. | |
China und Mexiko wurden als Länder eingestuft, in der die | |
Wahrscheinlichkeit, mit Clenbuterol verseuchtes Tierfleisch auf den Teller | |
zu bekommen, besonders hoch ist. In diesen beiden Ländern war der | |
jamaikanische Bob jedenfalls vor den Spielen nicht unterwegs. Auch die | |
Verteidigungsstrategie der Bobfahrerinnen darf man also gespannt sein. | |
## Fleischproben aus Hotels | |
Auch der im vergangenen Jahr zurückgetretene Radprofi Alberto Contador hat | |
einst versucht, das bei ihm nachgewiesene Clenbuterol mit der Einnahme | |
kontaminierten Rindfleischs zu erklären. Er habe sich während der Tour de | |
France 2010 Rindfleisch aus einer Metzgerei in der spanischen Grenzstadt | |
Irun ins Teamhotel liefern lassen. Während die anderen Fahrer des | |
Astana-Teams das im Hotel angebotene Fleisch verzehrt haben, wurden sie im | |
Gegensatz zu Contador nicht positiv getestet. | |
Dumm nur, dass bei einer späteren Untersuchung der Metzgerei sowie des | |
Schlachthofs, der den Fleischer von Irun beliefert, nicht die geringsten | |
Spuren von Clenbuterol gefunden wurden. Contador wurde der Sieg bei der | |
Tour de France 2010 aberkannt und er musste eine zweijährige Sperre | |
absitzen. | |
Ohne jede Strafe dagegen sind jene Juniorenfußballer davongekommen, in | |
deren Urin während der U17-Weltmeisterschaft in Mexiko Clenbuterol gefunden | |
worden ist. Insgesamt waren 109 Dopingproben bei dem Turnier im Jahr 2011 | |
positiv. Um den Nachweis zu erbringen, dass es sich in diesem Fall nicht um | |
Vergehen gegen die Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur handelte, sind | |
damals in allen Mannschaftshotels Fleischproben genommen worden. | |
Untersuchungen in einem niederländischen Labor haben ergeben, dass ein | |
Drittel davon mit Clenbuterol kontaminiert waren. | |
4 Mar 2018 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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