| # taz.de -- Muslima schließen sich #MeToo an: Belästigung an heiligen Orten | |
| > Unter dem Hashtag #MosqueMeToo twittern UserInnen über sexuelle | |
| > Belästigung auf Pilgerfahrten nach Mekka. Sie brechen damit ein Tabu. | |
| Bild: „Die Tatsache, dass es dort passierte, an diesem heiligen und vermeintl… | |
| BERLIN taz | Als sie zehn Jahre alt war, pilgerte sie mit ihrer Familie | |
| nach Mekka. Während ihre Mutter sich in einem Laden umsah, packte ein Mann | |
| sie am Arm. Als sie mit 23 Jahren erneut in die heilige Stadt reiste, wurde | |
| sie wieder von einem Fremden begrapscht. So schildert es eine junge Frau | |
| namens Sabrina auf [1][Twitter unter dem Hashtag #MosqueMeToo]. Sie | |
| schreibt auch, dass sie sich die Schuld für den Übergriff gab, weil sie | |
| sich nicht schwarz gekleidet und ihr Gesicht nicht bedeckt hatte. Dann | |
| bedankt sie sich – durch den Hashtag fühle sie sich nun besser. | |
| Ihr Dank richtet sich auch an die [2][Initiatorin des Hashtags, die | |
| ägyptisch-amerikanische Journalistin Mona Eltahawy]. Vergangene Woche rief | |
| Eltahawy Frauen dazu auf, über sexuelle Belästigung an religiösen Orten zu | |
| sprechen. Vorausgegangen war ein Facebook-Post, mit dem eine Frau aus | |
| Pakistan Übergriffe während der Haddsch, der islamischen Pilgerfahrt nach | |
| Mekka, öffentlich machte. Während der Tawāf, wenn die Gläubigen die Kaaba | |
| siebenmal umkreisen, sei sie von mehreren Männern gegen ihren Willen | |
| angefasst und belästigt worden. | |
| Nach Angaben der Deutschen Welle soll die Frau aus Pakistan ihren | |
| Facebook-Account mittlerweile gelöscht haben, nachdem sie massiv bedroht | |
| und angefeindet worden sei. Doch mit ihrem Post brach sie ein Tabu. Mona | |
| Eltahawy reagierte auf die Geschichte mit Solidarität und offenbarte, wie | |
| sie ebenfalls als 15-jährige in Mekka belästigt wurde. Seither schließen | |
| sich ihr tausende UserInnen auf Twitter an. | |
| Mona Eltahawy schreibt als Journalistin seit Jahren über Sexismus. Zwar | |
| begrüße sie es sehr, dass unter #MeToo auch Fehlverhalten berühmter | |
| Persönlichkeiten im Globalen Norden aufgedeckt werde, doch sei es ebenso | |
| wichtig, dass die Debatte über das hinausginge, was mächtige weiße Männer | |
| mächtigen weißen Frauen antun, findet sie. Denn das Problem betreffe auch | |
| die islamische Gesellschaft. Eine weitere Nutzerin auf Twitter erinnert | |
| sich, wie sie als 21-Jährige belästigt wurde, ebenfalls in Mekka: „Die | |
| Tatsache, dass es dort passierte, an diesem heiligen und vermeintlich | |
| sicheren Platz, hat mich so sehr gebrochen, dass ich mich nie mehr davon | |
| erholte.“ | |
| ## Nächster Hashtag: #IBeatMyAssaulter | |
| Neben den Schilderungen der Frauen hat Eltahawy auch eine Menge | |
| Hasskommentare erhalten. Zum Beispiel werfen einige muslimische Männer ihr | |
| vor, dem Islam zu schaden. Eltahawy lässt sich das nicht gefallen. Sie | |
| entgegnete, dass die Übergriffe durch nichts zu entschuldigen seien – sie | |
| müssten benannt werden. | |
| Außerdem melden sich unter dem Hashtag #MosqueMeToo zunehmend | |
| islamfeindliche Kommentatoren, die die Religion pauschal als misogyn | |
| brandmarken. Auf diese Zweckentfremdung des Hashtags wiederum reagieren | |
| UserInnen in den sozialen Netzwerken. So schreibt ein Nutzer, dass er | |
| hoffe, dass die Debatte auch andere Religionen durchdringe, weil zu viele | |
| Menschen Gott und heilige Orte missbrauchten, um zu verstecken, wie | |
| abscheulich sie Frauen behandelten. | |
| Wenige Tage nach ihrem ersten Hashtag führte Eltahawy noch einen weiteren | |
| ein. Sie twitterte, dass sie in der Disko von einem Fremden angefasst | |
| worden sei und ihn daraufhin geschlagen habe. Unter [3][#IBeatMyAssaulter] | |
| forderte Eltahawy Frauen dazu auf, sich zu wehren und auch darüber zu | |
| erzählen. Eine Frau folgte ihrem Rat und twitterte: „Vor ein paar Monaten | |
| hat mich ein betrunkener Ex-Freund in die Ecke getrieben und angefasst. Ich | |
| habe mehrmals Nein gesagt, aber er hat nicht aufgehört, mich anzufassen. | |
| Also hab ich ihn geschlagen und bin gegangen.“ Das bereue sie nicht und sie | |
| würde es immer wieder tun, wenn Männer ein „Nein“ nicht akzeptierten. | |
| Die Frauen, die unter #IBeatMyAssaulter twittern, möchten nicht als Opfer | |
| behandelt werden. Andererseits solle das nicht vom eigentlichen Problem | |
| ablenken, meint eine Betroffene: „Der Druck ist zu groß, dass wir uns | |
| selbst vor etwas schützen sollen, das nicht in unserer Verantwortung | |
| liegt.“ Schließlich sei es völlig in Ordnung, sich nicht wehren zu können | |
| und das wäre schließlich auch nicht notwendig, wenn es gar nicht erst zu | |
| sexuellen Übergriffen käme. | |
| 16 Feb 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://twitter.com/hashtag/MosqueMeToo?src=hash | |
| [2] https://twitter.com/monaeltahawy/status/960644697067749376 | |
| [3] https://twitter.com/search?f=tweets&q=%23IBeatMyAssaulter&src=typd&… | |
| ## AUTOREN | |
| Raphaela Rehwald | |
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