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# taz.de -- Kommentar Rücktritt als Intendant: Die Tragödie des Dieter Wedel
> Ist Regisseur Wedel ein Opfer grausamer Feministinnen und der
> #MeToo-Debatte? Oder ein Täter? Vieles spricht für Letzteres.
Bild: Ein Machtmann, der Frauen demütigt?
Unter shakespeare'schen Ausmaßen machen wir es nicht in Deutschland. Der
Regisseur Dieter Wedel ist im Krankenhaus, die Fallhöhe ist wieder mal
unendlich: Ist Wedel das erste deutsche Opfer der grausamen Feministinnen
und der denunziatorischen #Metoo-Debatte? Oder ein Vergewaltiger, der noch
aus dem Krankenhaus heraus vor lauter Selbstherrlichkeit seine Übergriffe
leugnet und bagatellisiert? Man muss sagen: Es spricht viel für Letzteres.
Wedel, [1][der am Montag als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele
zurücktrat], setzt sich parallel zu Wettermoderator Jörg Kachelmann, der
einst von einer enttäuschten Geliebten der Vergewaltigung beschuldigt
wurde: Er begreift sich als weiteres Opfer von Falschbeschuldigungen
unlauterer, ja, im Ausmaß ihres Zerstörungswillens verbrecherischer
Frauenspersonen. Geld sei im Spiel, viel Geld, [2][suggeriert er].
Eine gute Strategie, denn sie verwischt die Unterschiede, die zumindest
nach den vorliegenden Informationen zwischen beiden Fällen bestehen.
Kachelmanns Freundin könnte durchaus ein Motiv für ihre Anschuldigungen
gehabt haben. Und ihre Aussagen waren zum Teil wenig konsistent.
Die Frauen, die Wedel beschuldigen, haben dagegen wenig Motive, öffentlich
zu lügen. Ihre Schilderungen sind durch Aussagen von weiteren Personen
beglaubigt worden, schon vor Jahren. Man muss auch annehmen, dass Wedels
Anwälte nichts unversucht ließen, um die Aussagen dieser Frauen zu
demontieren. Es scheint nicht gelungen zu sein.
Dennoch hielt sich der Aufschrei in Deutschland in Grenzen. Wedel wurde
verteidigt, der Rechtsfrieden in Gefahr gesehen, die Aussagen der Frauen
wurden natürlich in Zweifel gezogen. Man gewann den Eindruck, dass die
#Metoo-Kampagne, die anderswo die Machos reihenweise zurücktreten ließ, in
Deutschland in einer Art luftleerem Raum versickert. Dass das System dicht
bleibt.
#Metoo hat Dieter Wedel ins Krankenhaus gebracht. Das ist tragisch. Doch es
spricht viel dafür, dass es nicht die Tragödie von #Metoo ist, sondern die
Tragödie des Dieter Wedel – des Vertreters einer Art von Machtmännern, die
Frauen demütigen, übergriffig sind, über ihre Grenzen gehen. Und das immer
noch für normal und entschuldbar halten. Vielleicht bleibt das System in
Deutschland dicht, auch nach dieser Tragödie. Verändern wird es sich
trotzdem.
22 Jan 2018
## LINKS
[1] /Nach-Vorwuerfen-sexueller-Uebergriffe/!5478857
[2] https://www.bad-hersfelder-festspiele.de/
## AUTOREN
Heide Oestreich
## TAGS
Dieter Wedel
Sexualisierte Gewalt
Jörg Kachelmann
Dieter Wedel
Schwerpunkt #metoo
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Dieter Wedel
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