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# taz.de -- Kommentar Türkeioffensive in Syrien: Mit zweierlei Maß gemessen
> Wer sich über die Invasion der Türkei gegen Kurden empört, darf die
> Offensive von Assad in Idlib nicht vergessen. Menschenrechte sind
> unteilbar.
Bild: Wer Afrin sagt, muss auch Idlib sagen
Zwei militärische Großoffensiven finden derzeit in Syrien statt, aber nur
eine davon weckt internationale Aufmerksamkeit. Die eine ist der Angriff
der Türkei auf das syrische Kurdengebiet [1][Afrin]. Nach jüngsten
UN-Angaben sind mittlerweile bis zu 5.000 Menschen auf der Flucht. Die
Kämpfe sind heftig, und wohin das alles führt, weiß niemand. Die
diplomatischen Sorgen sind groß, die Empörung in der deutschen
Öffentlichkeit und Politik noch größer.
Die andere Offensive ist die der syrischen Regierung gegen die letzten
verbliebenen Rebellengebiete in der Provinz [2][Idlib]. Nach jüngsten
UN-Angaben sind mittlerweile über 247.000 Zivilisten auf der Flucht. Die
Menschen fliehen durch strömenden Regen unter wiederholten gezielten
Luftangriffen des Regimes in die wenigen noch intakten zivilen
Einrichtungen. Hilfe ist kaum möglich, die internationale Politik schweigt.
In Deutschland nehmen Medien und Öffentlichkeit das Drama von Idlib kaum
wahr, seit Beginn des Afrin-Kriegs überhaupt nicht mehr.
Der Vorwurf, es werde mit zweierlei Maß gemessen, klingt abgedroschen, aber
in diesem Falle trifft er genau. 5.000 Menschen fliehen vor Erdoğan – das
ist eine Schlagzeile. 250.000 Menschen fliehen vor Assad – das ist keine.
Man hat sich schon daran gewöhnt, dass Assads Verbrechen am eigenen Volk in
weiten Teilen der linken deutschen Öffentlichkeit achselzuckend hingenommen
und sogar systematisch angezweifelt werden. Da können noch so viele an
Giftgas erstickte Kinder herumliegen und blutige Menschenfetzen aus Ruinen
ragen – es wird sich immer in Deutschland jemand finden, der alles leugnet
oder mit dem perfiden Satz „die Angaben sind nicht zu überprüfen“ ins
Bodenlose relativiert. Bei Arabern und Assad will man lieber nicht Partei
ergreifen. Bei Kurden und Erdoğan hingegen herrscht absolute Gewissheit,
Gut und Böse sind klar verortet.
Wer erinnert sich noch an den einfachen Grundsatz: Menschenrechte sind
unteilbar? Wer für Menschenrechte eintritt, kann nicht zu Afrin schreien
und zu Idlib schweigen.
24 Jan 2018
## LINKS
[1] /Tuerkische-Offensive-gegen-Kurden/!5478997
[2] /Offensive-des-syrischen-Regimes/!5474158
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Schwerpunkt Syrien
Afrin
Idlib
Türkei
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Kurden
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Idlib
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