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# taz.de -- Präsidentenwahl in Tschechien: Jiří Drahoš zieht's auf die Prag…
> Der tschechische Wissenschaftler will Präsident werden. Er könnte
> Amtsinhaber Miloš Zeman beim zweiten Wahlgang in zwei Wochen ausstechen.
Bild: Er will es wissen: Jiří Drahoš
Die Prager Burg, der Amtssitz des tschechischen Präsidenten, lockte Jiří
Drahoš schon vor fünf Jahren. Damals hatte er dem frisch gewählten
Staatschef Miloš Zeman zugesagt, dessen wissenschaftlicher Berater zu
werden. Nur meldete sich Zeman daraufhin nicht mehr. Am Wochenende
erreichte Drahoš im ersten Durchgang der Präsidentenwahlen knapp 27 Prozent
der Stimmen und wird in der Stichwahl in zwei Wochen [1][auf Miloš Zeman
treffen].
Die wissenschaftlichen Leistungen des physikalischen Chemikers sind
unbestritten. Schon die sozialistische Tschechoslowakei hofierte Drahoš und
ließ ihn problemlos zu Vorträgen oder wissenschaftlichen Aktivitäten in den
Westen ausreisen. 1985 hielt er sich zu einem Forschungsaufenthalt in
Hannover auf. 21 Patente konnte Drahoš während seiner akademischen Laufbahn
für sich registrieren.
Die Berufung in Zemans Beraterstab scheiterte damals nicht an der
wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit Drahoš’. Sie scheiterte daran, dass er
sich als Vorsitzender der Akademie der Wissenschaften – das Amt bekleidete
er von 2009 bis 2017 – nicht unbedingt Freunde in Industrie und Wirtschaft
gemacht hatte. Deren Vertreter warfen Drahoš vor, die Akademie nicht
effektiv genug zu führen und Reformen zu verhindern, die zu einer besseren
Zusammenarbeit zwischen dem akademischen und wirtschaftlichen Bereich
führen könnten.
## Da fliegt der Dreck
Laut Umfragen hat Jiří Drahoš jetzt beste Chancen, nach der Stichwahl in
zwei Wochen doch noch auf der Prager Burg einzuziehen. Die wird Miloš Zeman
aber nicht kampflos gegen seinen Alterssitz im böhmisch-mährischen Hochland
eintauschen.
Mit seinem zweiten Platz in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl hat
sich Jiří Drahoš fest als der Anti-Zeman der Nation etabliert. In den
kommenden zwei Wochen bis zur Stichwahl wird er nicht nur mit dem Dreck
kämpfen müssen, den die Zemanisten zweifelsohne werfen werden.
Schon vor dem ersten Wahlgang hagelte es in Pro-Zeman-Medien substanzlose
Vorwürfe wegen Drahoš’ serviler Haltung gegenüber der EU oder seinem
früheren Verhältnis zur kommunistischen Geheimpolizei.
## Steht sich selbst im Wege
Sein größter Gegner wird aber er selbst sein. Denn Jiří Drahoš, der extra
eine Brille trägt, um interessanter auszusehen, hat das Charisma einer
grauen Maus. Der 68-jährige Vater zweier Töchter punktete im ersten
Wahlgang nicht, weil er Visionen hätte oder eine Persönlichkeit wäre, die
den Staat besonders gut repräsentieren könnte. Sein Ergebnis verdankt sich
dem Umstand, dass er als der aussichtsreichste Kandidat gegen Miloš Zeman
gilt.
Zeman hat die Herausforderung angenommen und angekündigt, sich auf direkte
Konfrontationen mit Drahoš zu freuen. Der alte Polithase weiß, warum: Er
ist Drahoš, der bei seinen Auftritten unsicher wirkt, oft ins Stottern
kommt und Fragen mit „Das weiß ich nicht“ beantwortet, rhetorisch haushoch
überlegen.
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## LINKS
[1] /Praesidentenwahl-in-Tschechien/!5474484/
## AUTOREN
Alexandra Mostyn
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