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# taz.de -- Präsidentenwahl in Tschechien: Miloš Zeman muss in die zweite Run…
> Amtsinhaber Zeman bekommt die meisten Stimmen. Dennoch könnte es für
> seinen Herausforderer Jiří Drahoš in der Stichwahl reichen.
Bild: Milos Zerman und seine Frau Ivana
Prag taz Überraschungen gab es bei der tschechischen Präsidentschaftswahl
nur auf den hinteren Rängen. So hatte kaum jemand dem jungen Arzt und
Aktivisten Marek Hilšer einen Achtungserfolg von knapp neun Prozent der
Stimmen zugetraut. Das sind immerhin doppelt so viel, wie
Exministerpräsident Mirek Topolánek für sich verbuchte. Der war angetreten,
um die tschechische Gesellschaft zu einen. Bei einer Wahlbeteiligung von 60
Prozent, waren sich knapp 96 Prozent einig, den Energielobbyisten nicht
als Präsidenten zu wollen: mit etwas über vier Prozent endete er auf einem
hinteren Platz der neun Bewerber, die im Rennen um das Präsidentenamt
angetreten waren.
Das wird erwartungsgemäß angeführt von Amtsinhaber Miloš Zeman, dem 38,6
Prozent der Wähler ihre Stimmen gaben. Dicht auf den Fersen ist Zeman der
ehemalige Vorsitzende der Akademie der Wissenschaften Jiří Drahoš. Der
habilitierte Chemiker kam auf 26,6 Prozent. Damit wurde Drahoš im ersten
Wahlgang klar zum Anti-Zeman gekürt und wird den Amtsinhaber am letzten
Januarsamstag in einer Stichwahl herausfordern.
Für die einzige Aufregung der ersten Runde sorgte am Freitag eine
Aktivistin der ukrainischen Gruppe Femen. Sie schaffte es, sich direkt im
Wahllokal mit nackter Brust und dem Ruf „Putins Hure“ auf Miloš Zeman zu
stürzen, der seine Stimmabgabe sichtlich geschockt abbrach und von seinen
Leibwächtern gestützt werden musste.
Der Wahlerfolg des farblosen Akademikers Drahoš ist vor allem darauf
zurückführen, dass er als der aussichtsreichste von Zemans Gegenkandidaten
galt. Darum hatte sich Drahoš in seinem langen Wahlkampf auch redlich
bemüht. Im Gegensatz zu Zeman, der sich immer wieder eindeutig prorussisch
positioniert, eine Euro Einführung ablehnt und Flüchtlinge als organisierte
Invasoren bezeichnet, will Drahoš Tschechien in den harten Kern der EU
führen, Flüchtlinge aufnehmen und den Euro bald einführen.
## Gerüchte über Drahoš
Da Tschechien eine parlamentarische Demokratie ist, verfügt der Präsident
nicht über entsprechende Vollmachten. Selbst sein erklärtes Vorhaben, als
Präsident am Pfingsttreffen der Sudetendeutschen Landsmannschaft
teilzunehmen, müsste sich Drahoš vom Parlament absegnen lassen, was
unwahrscheinlich ist.
Ministerpräsident Andrej Babiš, der seine Anhänger zur Wahl Zemans
aufgerufen hatte, ließ Drahoš noch am Wahlabend ausrichten, es wäre besser,
sich nicht mit ihm anzulegen. Babiš braucht Zeman. Denn seine
Minderheitsregierung wird die Vertrauensfrage kommende Woche nicht
überstehen. Zeman hat Babiš zugesichert, ihn auch zum zweiten Mal mit der
Regierungsbildung zu beauftragen.
Nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen hat die eigentliche
Schlammschlacht begonnen. Und da ist das Zeman-Lager nicht zimperlich. So
veröffentlichen prorussische Server Gerüchte über Drahoš, der zweifache
Vater und Großvater, der seit 45 Jahren glücklich mit seiner Frau
verheiratet ist, hege eine Schwäche für kleine Jungen und habe in den
1980er-Jahren mit der kommunistischen Staatssicherheit zusammengearbeitet.
Die Zemanisten haben Grund nervös zu sein. Nach der Wahl riefen die vier
erfolgreichsten Kandidaten der ersten Runde und die bürgerliche Partei ODS
ihre Unterstützer auf, in der Stichwahl Drahoš zu wählen. Zeman wird jetzt
vor allem seine Wähler mobilisieren müssen. Klar aber ist: für das ein oder
andere Lager wird die Stichwahl mit einer bösen Überraschung enden.
14 Jan 2018
## AUTOREN
Alexandra Mostyn
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