# taz.de -- Eintracht Frankfurt gegen die AfD: Spielt woanders! | |
> Laut Peter Fischer, Präsident von Eintracht Frankfurt, kann niemand, der | |
> AfD wählt, Mitglied in seinem Verein sein. Sein Signal erreicht die | |
> Richtigen. | |
Bild: Peter Fischer: „Es kann niemand bei uns Mitglied sein, der diese Partei… | |
Antidemokratisch. Faschistoid. Gutmensch. Ausgrenzung von Andersdenken. Wie | |
damals. | |
Die Reaktionen dürften Peter Fischer und die Presseabteilung von Eintracht | |
Frankfurt eingepreist haben, als sie das Interview in der Frankfurter | |
Allgemeinen Zeitung freigaben: „Ich traue niemandem mehr in diesem Land, | |
wenn Nationalpopulisten 13 Prozent der Stimmen bekommen können. Ich werde | |
auf der Mitgliederversammlung eine deutliche Position beziehen, dass es | |
sich mit unserer Satzung nicht verträgt, AfD zu wählen“, sagt Fischer | |
angesprochen auf die Internationalität des Eintracht-Kaders, die er als | |
Ausdruck der Weltoffenheit des Klubs sieht. | |
Ein politisches Bekenntnis gegen rechts. Wie einst von Werder Bremens | |
Extrainer Alexander Nouri („Ich hab gegen das Wort Europa nichts, ich bin | |
ja nicht die AfD“) oder dem Freiburger Coach Christian Streich (Wenn | |
Flüchtlingshelfern mit Hass begegnet würde, seien wir an einem Punkt | |
angelangt, „von dem man vor ein paar Jahren dachte, dass man da niemals | |
wieder hinkommen wird“) oder von Ewald Lienen vom FC St. Pauli. | |
Fischer geht allerdings einen Schritt weiter: „Es kann niemand bei uns | |
Mitglied sein, der diese Partei wählt, in der es rassistische und | |
menschenverachtende Tendenzen gibt.“ | |
Rumms! Tür zu. | |
## Nie wieder | |
Natürlich kann man sich fragen, ob man auf Ausgrenzung mit Ausgrenzung | |
reagieren sollte. Oder was solch eine Ankündigung eigentlich bewirken soll. | |
Und wie sie eigentlich umgesetzt werden soll. Und dass die AfD doch keine | |
verbotene Partei sei. Und, und, und. | |
Stimmt. Nur traf das alles auch auf eine Partei und eine Zeit zu, aus der | |
wir doch alle immer so viel gelernt haben wollen. Klar, sobald man von | |
damals, von Adolf und dem Aufstieg der NSDAP und den Autobahnen und dem | |
Holocaust und so anfängt, droht es, ins Pathetische zu kippen. Dennoch: | |
Wenn das Nie-wieder, auf das wir uns als Gesellschaft doch so viel | |
einbilden und auf das wir uns nach 1945 angeblich geeinigt haben, irgendwas | |
wert sein soll, muss das auch mal jemand mit Inhalt füllen. Dann muss auch | |
irgendwann mal jemand sagen: Nie wieder. | |
Fischer hat genau das getan. Er erinnert an die jüdische Vergangenheit des | |
Klubs, an die Zeit, als die Eintracht-Spieler die „Juddebube“ waren (weil | |
sie fast alle in der Weimarer Zeit bei einem jüdisch geführten Unternehmen | |
angestellt waren). Dieses Erbe verpflichte halt. | |
Jetzt ist das typische AfD-Rechtsaußengejammer natürlich groß. Einige | |
AfD-Abgeordnete und ein paar Rechte, die zu viel Zeit bei Facebook und | |
Twitter verbringen, mahnen: Nicht vor ihnen müsste die Demokratie geschützt | |
werden, sondern vor Leuten wie Peter Fischer, der im Dritten Reich oder in | |
der DDR bestimmt Karriere gemacht hätte, wie es hie und da heißt. Wir | |
Opfer, ihr Täter. Es ist die immer gleiche Umkehrung von Ursache und | |
Wirkung. | |
## Ein Zeichen setzen | |
Kurz zur Erinnerung: Die Ursache für Äußerungen wie jene von Fischer sind | |
Björn Höckes Forderung nach einer „erinnerungspolitischen Wende um 180 | |
Grad“ oder Alexander Gauland, der das Recht haben möchte, wieder „stolz zu | |
sein auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“, oder | |
Beatrix von Storchs „Ja“ auf die Frage, ob man Frauen mit Kindern mit | |
Waffengewalt am Grenzübertritt hindern müsste. | |
Und nun hat Fischer eben mal ein Zeichen gesetzt: Ihr könnt gern woanders | |
spielen, aber nicht hier, nicht mit uns. Natürlich gefällt das | |
AfD-PolitikerInnen und -WählerInnen nicht. Und sie regen sich ganz dolle | |
auf. Fischers Signal erreicht also genau die Richtigen. Ihn dürfte das | |
freuen. | |
Übrigens: Laut einem Zeit-Online-Artikel weigert sich der AfD-Abgeordnete | |
Tino Chrupalla beim FC Bundestag in einer Mannschaft mit Grünen zu spielen. | |
Das könne er nicht mit seinem „Gewissen vereinbaren“. | |
28 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Jürn Kruse | |
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