# taz.de -- NGOs gegen Elektrofischerei: Stromschlag trifft Flunder | |
> Das EU-Parlament berät über Elektrofischerei. Die Fangmethode ist | |
> umstritten. Kritiker merken ungeklärte Folgeschäden an. | |
Bild: Vermutlich ohne Elektro-Netz: ein Ostsee-Kutter vor Warnemünde | |
Kurze Stromschläge treiben Schollen und andere Plattfische, die sich in den | |
Meeresboden eingraben, nach oben. Einmal aus ihrem Versteck gerissen, sind | |
sie eine leichte Beute für die Netze der Fischerboote. | |
Seit einem Beschluss der EU-Kommission aus dem Jahr 2006 ist das Fischen | |
mit Stromschlägen in einem geringen Umfang erlaubt – 5 Prozent der | |
Fischerflotte eines Mitgliedstaates dürfen derzeit mit Elektroschocks auf | |
Fischfang gehen. Kommende Woche berät das EU-Parlament über eine Ausweitung | |
der Erlaubnis. Ein Zusammenschluss aus 17 Umweltorganisationen läuft | |
dagegen Sturm. Die zerstörerischen Folgen der Elektrofischerei seien | |
bekannt, schreiben die vor allem aus Frankreich und Großbritannien | |
stammenden Umweltorganisationen in einem offenen Brief an den | |
EU-Fischereikommissar Karmenu Vella. | |
Bei der Elektrofischerei stoßen kleine Elektroden, die an den Netzen | |
befestigt sind, Stromschläge aus – das verkrümmt die Muskulatur der Fische | |
und treibt sie nach oben. | |
Fischereiverbände argumentieren, dass die Fangmethode im Vergleich mit | |
Schleppnetzen die Umwelt schone. Weil die Elektronetze keinen Kontakt zum | |
Meeresboden haben, ließen sie ihn intakt, sagt Claus Ubl, Sprecher des | |
deutschen Fischerei-Verbandes im Gespräch mit der taz. Außerdem sinke | |
dadurch der Treibstoffverbrauch, weil es anders als bei Schleppnetzen keine | |
Reibung mit dem Boden gebe. „Das Netz wird nur noch durch das Wasser | |
gezogen, deshalb braucht man weniger Treibstoff“, so Ubl. | |
Dass keine schweren Ketten den Boden durchpflügen, sei ein Vorteil, sagt | |
auch die Leiterin des BUND-Meeresschutzbüros, Nadja Ziebarth. Sie | |
kritisiert aber, dass man zu wenig über die Auswirkungen wisse. Unklar sei | |
beispielsweise, ob durch die Elektrostöße auch andere Organismen beschädigt | |
werden. | |
Die Verfasser des offenen Briefes lehnen es derweil ab, die Schleppnetze | |
als Maßstab zu nehmen. Weder das eine noch das andere seien „akzeptable | |
Methoden für eine nachhaltige europäische Fischerei“, heißt es in dem | |
Schreiben. | |
9 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
Moritz Elliesen | |
Alexander Wenzel | |
## TAGS | |
EU-Kommission | |
EU-Parlament | |
Fischerei | |
Fischerei | |
Fischerei | |
Arktis | |
Schwerpunkt Brexit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Protest gegen Elektrofischerei: Nicht im selben Boot | |
In Flensburg beteiligen sich Kutter-Kapitäne am europaweiten Protest gegen | |
die Elektrofischerei: Unter dem Siegel der Forschung werde sie im großen | |
Stil betrieben. | |
Tod durch Überfischung: Aale sind bald alle | |
Die EU verbietet das Fischen des vom Aussterben bedrohten Aals nicht und | |
legalisiert die Überfischung vieler Bestände. | |
Fischfang in der Arktis: Zehn Länder und ein Moratorium | |
Welchen Einfluss hätte kommerzieller Fischfang auf die Ökosysteme in der | |
Arktis? Erst wenn das erforscht ist, wollen zehn Länder mit dem Fischen | |
beginnen. | |
Vor dem Brexit-Referendum: Die Fischer in Portsmouth wollen raus | |
Die Fischfang-Quoten sind der Grund für die Ablehnung der EU im Hafen von | |
Portsmouth. In der Stadt selbst herrscht eine ganz andere Stimmung. |