# taz.de -- Spekulationsblase Bitcoin: Finger weg! | |
> Die Bitcoin-Blase wird wie jede andere irgendwann platzen – und sowieso | |
> sind Bitcoins als Zahlungsmittel kaum zu gebrauchen. | |
Bild: Auch als Münze ist der Bitcoin kein Geld, sondern nur ein Stück Metall | |
Soll man nicht vielleicht doch Bitcoins kaufen?! Diese Frage stellen sich | |
inzwischen sogar Kleinanleger, seitdem der Kurs durch die Decke rauscht. Am | |
Sonntag kostete ein Bitcoin über 20.000 Dollar, am Montag waren es immerhin | |
noch 18.851 Dollar. Seit Jahresanfang hat sich der Wert eines einzigen | |
Bitcoins um 2.266 Prozent gesteigert. So etwas gab es noch nie. | |
Wie der Name Bitcoin schon sagt, soll es sich um digitales Geld handeln. | |
2008 wurde es von einem Anonymus erfunden, der sich das Pseudonym Satoshi | |
Nakamoto zugelegt hat. Wer sich dahinter verbirgt, konnte bis heute nicht | |
geklärt werden. | |
Bitcoins versprechen eine schöne neue Welt: Fans schwärmen, dass es eine | |
„demokratische Währung“ sei, die nur ihren Nutzern gehören würde. Nicht | |
mehr der Staat oder die Banken würden das Geld kontrollieren – sondern | |
gleichberechtigte Bürger an ihren Computern. | |
Bitcoins werden nämlich „geschürft“, indem Rechner komplizierte Algorithm… | |
lösen. Die ersten Bitcoins konnten noch zu Hause auf normalen Computern | |
produziert werden, doch inzwischen sind die Rechenaufgaben so schwierig, | |
dass riesige Computer und ebenso riesige Energiemengen erforderlich sind. | |
## Bitcoins sind kein Geld | |
Etwa 16 Millionen Bitcoins wurden bisher erzeugt, und die Software ist so | |
gestaltet, dass maximal 21 Millionen Bitcoins entstehen können. | |
Bitcoin-Fans glauben, dies würde ihre digitale Währung sicherer machen. | |
Tatsächlich folgt aus dieser absoluten Obergrenze, dass Bitcoins gar kein | |
Geld sind. | |
Zum Wesen des Geldes gehört, dass es sich der Nachfrage anpassen und bei | |
Bedarf expandieren kann. Wenn die Wirtschaft wächst, dann nimmt auch die | |
umlaufende Geldmenge zu. Deswegen steigt der Kurs des Geldes auch nie, wie | |
es jetzt die Bitcoins tun. Vom Euro hat man noch nicht gehört, dass er | |
plötzlich pro Stück 20.000 Dollar wert wäre. | |
Die Bitcoin-Gemeinde macht einen typischen Denkfehler: Sie glaubt, dass | |
Geld nur ein Zahlungsmittel sei. Doch echtes Geld ist viel mehr. Es | |
finanziert das Wachstum, indem Kredite vergeben werden. Doch über den | |
Zusammenhang von Schulden und Geld haben die Bitcoin-Fetischisten noch nie | |
nachgedacht. | |
## Gigantische Datenwellen | |
Aber selbst als Zahlungsmittel funktioniert Bitcoin ironischerweise nicht: | |
Transaktionen sind zu langsam und zu teuer. Jede einzelne Überweisung | |
verschlingt so viel Energie, wie acht US-Haushalte an einem Tag | |
verbrauchen. | |
Dieser Energieaufwand ist nötig, weil die Bitcoins mit der | |
Blockchain-Technologie operieren. Da es keinen Staat und keine Zentralbank | |
gibt, lässt sich Sicherheit nur garantieren, indem man alle | |
Buchungsvorgänge für immer speichert – und zwar dezentral auf vielen | |
Computern. Erst diese vielen Kopien sorgen dafür, dass das System | |
fälschungssicher ist. Der Nachteil: Jede einzelne Überweisung löst eine | |
gigantische Datenwelle aus, die viel Energie und Speicherplatz frisst. | |
Objektiv haben Bitcoins also keinen Wert. Selbst als Zahlungsmittel taugen | |
sie nur eingeschränkt. Wieso sind dennoch Anleger bereit, 20.000 Dollar für | |
eine virtuelle Münze zu bezahlen, die nur auf diversen Computern existiert? | |
## Sich selbst erfüllende Prophezeiung | |
So schwachsinnig es von außen wirkt: Für den einzelnen Spekulanten kann es | |
rational sein, der Herde zu folgen. Wenn alle Anleger glauben, dass die | |
Bitcoin-Preise steigen und deswegen die digitale Währung kaufen – dann | |
legen die Kurse automatisch zu. Eine Prophezeiung erfüllt sich selbst. | |
Bisher war es allerdings ziemlich mühsam, mit Bitcoins zu spekulieren, weil | |
man die digitalen Münzen tatsächlich erwerben musste. Doch auch diese Last | |
sind die Bitcoin-Anleger jetzt los: Die US-Aufsichtsbehörden haben vor | |
Kurzem Bitcoin-Derivate zugelassen. Jetzt kann man also Wettgeschäfte auf | |
den Bitcoin-Kurs abschließen, ohne dass man die digitale Währung noch | |
besitzen müsste. Seitdem hat der Bitcoin-Wahnsinn die Meta-Stufe erreicht: | |
Virtuell lässt sich mit einer virtuellen Währung spekulieren. Prompt ging | |
der Bitcoin-Kurs durch die Decke. | |
Wie jede Finanzblase wird auch der Bitcoin-Hype platzen; fragt sich nur, | |
wann. Die Verlierer sind dann jene, die als Letzte kamen. Also: bloß keine | |
Bitcoins kaufen! | |
19 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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