Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Liberia: Weahs weihnachtlicher Wahlsieg
> Ersten Ergebnissen der Stichwahl in Liberia zufolge wird der ehemalige
> Fußballstar George Weah neuer Präsident. Offizielle Zahlen stehen noch
> aus.
Bild: Warten auf Wahlergebnisse vor Weah-Wahlplakat: Monrovia, 27. Dezember
Berlin taz | Zwölf Jahre nach seinem ersten erfolglosen Versuch wird der
einstige Weltfußballer George Weah allem Anschein nach Liberias nächster
Präsident. Lokale Medien riefen den 51-Jährigen am Mittwoch zum klaren
Sieger aus, nachdem er in 13 der 15 Provinzen des Landes bei der Auszählung
der Stichwahl vom 26. Dezember vorne lag. Die Wahlkommission wollte im
Laufe des Tages erste Ergebnisse veröffentlichen; Radiosender bestätigten
derweil Weahs Sieg unter Verweis auf die unveröffentlichten Zahlen.
„Die Hoffnung ist immens“, schrieb der mutmaßliche Wahlsieger auf Twitter
und dankte dem liberianischen Volk für sein Vertrauen. Weah hatte sich im
Wahlkampf als Kandidat der Veränderung dargestellt, der eines der ärmsten
Länder der Welt in eine neue Zeit führen werde – nach zwölf Jahren
Regierung der mittlerweile 79-jährigen Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf,
gegen die Weah bei seiner ersten Präsidentschaftskandidatur 2005 verloren
hatte.
Weahs Gegner bei dieser Stichwahl war Johnson Sirleafs bisheriger
Vizepräsident Joseph Boakai – somit war es eine klare Wahl zwischen
Kontinuität und politischem Wechsel.
Johnson Sirleaf hat Liberia zwar stabilisiert und den Wiederaufbau nach den
Bürgerkriegen zwischen 1990 und 2003 eingeleitet, aber immer noch lebt die
Mehrheit der Bevölkerung im Elend, und viele Menschen werfen einer neuen
Elite Bereicherung auf Kosten der Bevölkerungsmehrheit vor.
## Stichwahl monatelang verzögert
Den ersten Wahlgang am 10. Oktober hatte Weah mit 38,4 Prozent der Stimmen
gewonnen. Dass die Stichwahl gegen den Zweitplazierten Boakai, der auf 28,8
Prozent kam, erst ein knappes Vierteljahr später stattgefunden hat, liegt
daran, dass das Oberste Gericht am 1. November eine Klage der Opposition
auf Annullierung des ersten Wahlgangs annahm und die Wahlkommission anwies,
mit dem zweiten Wahlgang zu warten, bis darüber entschieden sei.
Die Klage wurde schließlich abgewiesen, aber die Verzögerung konnte nicht
mehr rückgängig gemacht werden.
Die unfreiwillige Pause hatte George Weah genutzt, um sein Wahlbündnis
auszubauen. So schlug sich zuletzt auch die Partei des drittplatzierten
Charles Brumskine, ein Veteran der Politszene von Monrovia, auf Weahs
Seite. Weah hat bereits die in ländlichen Gebieten beträchtliche
Wählerschaft des früheren Gewaltherrschers Charles Taylor hinter sich, da
er dessen Exfrau Jewel Howard-Taylor als Vizekandidatin aufgestellt hat.
Der ehemalige Rebellenführer Charles Taylor selbst, der Liberia von 1996
bis 2003 regierte und damals durch eine internationale Militärintervention
gestürzt wurde, sitzt seit seiner Festnahme 2006 in Nigeria hinter Gittern
und wurde 2012 vom internationalen Sierra-Leone-Tribunal wegen
Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 50 Jahren Haft
verurteilt; er sitzt seine Strafe in Großbritannien ab.
Befürchtungen, dass mit einem Präsidenten Weah auch die Taylor-Fraktion
zurück an die Macht käme, haben den ehemaligen Fußballstar bei seinen
Wahlkämpfen immer wieder begleitet. Aber die junge Generation, die seit dem
Krieg aufgewachsen ist, lässt sich davon offensichtlich weniger schrecken
als ihre Eltern.
Weah selbst hat es ausdrücklich abgelehnt, sich Forderungen nach einer
vorzeitigen Haftentlassung Taylors anzuschließen. Er tritt als Versöhner
auf, der die alten Spaltungen Liberias begraben werde. „Zeit für den
Wandel“ und „Wir sind ein Volk“ waren Weahs Parolen bei seiner
Abschlusskundgebung am vergangen Samstag gewesen.
27 Dec 2017
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Liberia
Monrovia
Ellen Johnson-Sirleaf
Sierra Leone
Liberia
Liberia
PPP
Ebola-Tagebuch
Ebola
## ARTIKEL ZUM THEMA
Präsidentschaftswahl in Sierra Leone: Maada Bio wird neuer Präsident
Vor sechs Jahren scheiterte Julius Maada Bio mit seiner Kandidatur. Nun
setzt er im zweiten Versuch der Herrschaft der radikalen APC ein Ende.
Präsidentschaftswahl in Liberia: Wenn er es schaffen kann – wer nicht?
Liberia feiert seinen alten Fußballstar George Weah als neuen Präsidenten.
Er soll das Land zum Erfolg führen – wie früher seine Vereine.
Wahl in Liberia: Dame von Welt, Hölle auf Erden
Ellen Johnson Sirleaf war zwölf Jahre Präsidentin Liberias. Jetzt tritt sie
ab. Zuhause wird sie kritischer gesehen als im Ausland.
Entwicklungshilfe in Liberia: Geschäftsmodell Schule
Liberia gibt sein Bildungssystem in die Hand einer US-Firma. Nun starten
die ersten Schulen mit Unterricht am Tablet.
Ein Jahr nach Beginn des Ebola-Notstands: Die Krankheit der Überlebenden
Vor einem Jahr rief die WHO den Gesundheitsnotstand aus. Und heute? In
Liberia haben viele der Überlebenden Familie, Job und Besitz verloren.
Ebola-Tagebuch - Folge 48: 91,44 Zentimeter Abstand
Liberia wählt die Hälfte seiner 30 Senatoren neu – unter
Seuchenbedingungen. Die Vorschriften der Wahlkommission sind drakonisch.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.