| # taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch? | |
| > Warten aufs Unwort, Stöger statt Söder und die immer schön | |
| > verantwortungsbewusste SPD. Außerdem ein Wunschkonzert des Steuerrechts. | |
| Bild: Guckt trotz neuen Trainerstatus bei Borussia Dortmund nicht so glücklich… | |
| Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? | |
| Söder wird Trainer beim BVB. | |
| Und was wird besser in dieser? | |
| Albtraum. Sorry. Dann lieber Stöger. | |
| „Jamaika-Aus“ wurde zum Wort des Jahres 2017 gekürt. Irgendwelche | |
| Gegenvorschläge? | |
| Wollte gerade losstaunen über die Empfindsamkeit der Süddeutschen, die | |
| „latente Wutbürgerhaftigkeit“ herausliest aus „Jamaika-Aus“. Da knöte… | |
| Welt schon los: „Das politische Elend 2017 deprimierend gut | |
| zusammengefasst“ sieht sie in dem sprachlichen Modeartikel. Übers Jahr | |
| hinausleuchten werden „Obergrenze“, „Videobeweis“, „Ehe für alle“ … | |
| außerbezirkliche Empfehlung „#metoo“ oder „covfefe“. Das konkurrierende | |
| „Unwort des Jahres“ steht noch aus, da könnte man „Obergrenze“ wieder … | |
| und „atmender Deckel“. | |
| Martin Schulz wurde mit 82 Prozent erneut zum SPD-Chef gewählt und soll | |
| „ergebnisoffen“ über eine Große Koalition verhandeln. War was anderes zu | |
| erwarten? | |
| Die Hoffnung stirbt zuletzt. Oder tritt aus der SPD aus. Am Wahlabend | |
| konstatierte Schulz, man müsse sich personell und inhaltlich neu sortieren | |
| und der AfD nicht die Führung der Opposition überlassen. Tags drauf war von | |
| Beitrittswelle die Rede und zwei Wochen drauf erzielte die SPD einen | |
| putschartigen Wahlsieg in Niedersachsen. Jetzt wieder Ideenstaubsauger. Wer | |
| bei dunkelrot über die Ampel fährt, hat den Arsch offen, ab sofort sogar | |
| ergebnisoffen. Verantwortung hat die SPD übernommen, jetzt übernimmt sie | |
| sich mit Verantwortung. Ein realistischer Gegenvorschlag ist für eine | |
| Demokratie nicht weniger wichtig als eine stabile Regierung. Schulz’ | |
| Ergebnis ist besser als seine Lage und noch besteht Hoffnung, dass eine | |
| Minderheitsregierung mit Duldung bei manchen Projekten dabei herauskommt. | |
| Nach den drastischen Steuersenkungen für US-Unternehmen fordert nun der | |
| deutsche Industrieverband DIHK eine ähnliche Reform von der | |
| Bundesregierung. Ist das Steuerrecht ein Wunschkonzert? | |
| Die hohen Unternehmenssteuern sind ein Grund, warum US-Konzerne ihre | |
| Gewinne gern im Ausland, und dort gern wiederum gar nicht versteuern. Die | |
| deutschen Unternehmenssteuern dagegen sind bereits so niedrig, wie Trump es | |
| für die USA angekündigt hat. Trump will also die bucks back home holen – | |
| was löblich wäre, wenn sie dort unters Volk kämen. Damit liegt die Reaktion | |
| der deutschen Unternehmenslobbys ungefähr auf der Linie Hund-Wurst-wuff. | |
| Steuersenkungen in den USA bedienen den internationalen Wettlauf der | |
| Staaten, die sich um ihres Erhaltes wegen aufgeben. Das trifft zunächst | |
| wirtschaftlich schwache Länder, die Investoren Geld hinterherschmeißen | |
| müssen. Dann auch uns. | |
| Theresa May und Jean-Claude Juncker haben den ersten Brexit-Deal | |
| geschlossen: Die Rechte aller EU-Bürger in Großbritannien und aller Briten | |
| in der EU blieben garantiert. Also alles beim Alten, nur die Konten werden | |
| getrennt? | |
| Sie haben sich drauf geeinigt, dass sie sich noch nicht geeinigt haben. Die | |
| meisten Themen sind vertragt worden – wo endet die EU in Irland? Was zahlt | |
| Großbritannien aus bisherigen Verpflichtungen ? Wie sehen Handelsabkommen | |
| aus? Kurz: Wenn May und Juncker die deutsche Regierungsbildung verhandelt | |
| hätten, wären sie schon fertig. | |
| Die Frankfurter Allgemeine Zeitung produziert nun täglich eine digitale | |
| Ausgabe namens „Einspruch“, die thematisch auf Juristen und | |
| Rechts-Interessierte zugeschnitten ist. Wieso ist da nicht vorher jemand | |
| drauf gekommen? | |
| Wenn die FAZ eine Beilage für Juristen macht, tritt sie mutig dem Klischee | |
| entgegen, dass sie eine Beilage für Juristen sei. Und sobald Rechtsdreher | |
| ihr Print-Abo kündigen, weil es die digitale Neigungsbeilage auch tut, wird | |
| der Onlinedienst teurer werden. Auch die taz hat das Wochenend-Abo nicht | |
| erfunden, damit unter der Woche keiner mehr die Zeitung liest. | |
| Der Papst spricht sich für eine Neuübersetzung des „Vaterunser“ ins | |
| Deutsche aus. Zeit für eine genderneutrale Sprache in der Kirche? | |
| „Und besuche uns nicht in der Unterführung“ oder so, ausgerechnet der | |
| deutsche Klerus scheint am x-fach verdolmetschten Text festhalten zu | |
| wollen. In der Schweiz und in Frankreich betet es schon menschlicher: | |
| „Lasse uns in der Versuchung nicht allein“ oder wenigstens „Hilf uns aus | |
| der Versuchung heraus“. Man dürfe Jesus nicht schulmeistern, tönt es dem | |
| Papst entgegen. Wenn sich Gottesmänner nicht mit Gott verwechseln würden, | |
| wäre der Diskurs entspannter. | |
| Und was machen die Borussen? | |
| Ein Österreicher würde maximal fremdeln als Dortmunder Trainer. Ein Kölner | |
| wäre schlimmer. Willkommen Peter Stöger. | |
| FRAGEN: FAY | |
| 10 Dec 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Friedrich Küppersbusch | |
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