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# taz.de -- Medaille für Roland Koch: Kritik an Ehrung für „Raubauz“
> Der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch soll die höchste
> Auszeichnung des Landes erhalten. Das stößt vielen sauer auf.
Bild: Trauen wir uns das? Volker Bouffier (l.) und Roland Koch
Frankfurt/Main taz | Roland Koch, CDU, polarisiert, auch nach seinem
Ausstieg aus der Politik. Am 1. Dezember will Hessens Ministerpräsident
Volker Bouffier, CDU, seinen Parteifreund und Vorgänger mit der höchsten
Auszeichnung des Landes ehren. Zusammen mit der scheidenden
Bundesministerin Brigitte Zypries, SPD, und dem Vizepräsidenten des
Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, soll Koch die
Wilhelm-Leuschner-Medaille erhalten.
Die Auszeichnung erinnert an den von den Nazis ermordeten Gewerkschafter
und ehemaligen hessischen Innenminister. „Völlig unakzeptabel“, nennt der
DGB-Landesverband Bouffiers Plan.
Mit seiner Unterschriftenaktion gegen die Reform des deutschen
Staatsbürgerschaftsrechts habe Koch ausländerfeindliches Gedankengut
bedient, so der DGB. Den Gedanken der Einheit der Arbeitsbedingungen habe
Koch mit dem Austritt des Landes Hessen aus der Tarifgemeinschaft der
Länder „sprichwörtlich mit Füßen getreten“.
Mit einer Unterschriftenaktion gegen den Doppelpass hatte Koch 1999 die
hessische Landtagswahl gewonnen. „Wo kann ich gegen die Ausländer
unterschreiben“ fragten damals seine Fans. Mit der Parole, „Ypsilanti,
Al-Wazir und die Kommunisten stoppen“ hatte Koch mit ausländerfeindlichem
Unterton gegen die damalige SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti und ihren
grünen Wunschpartner Tarek Al-Wazir mobil gemacht.
## Unangemessene Medaillenvergabe
SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel findet Bouffiers Entscheidung
ebenfalls „unangemessen“. Der CDU-Mann stehe gerade nicht für
gesellschaftliche Integration und Zusammenhalt. Die Linkspartei wirft Koch
gar Rassismus vor.
Selbst Bouffiers Koalitionspartner, die Grünen, gehen vorsichtig auf
Distanz. „Uns Grünen wäre ein Preisträger Roland Koch nicht eingefallen“,
so die Landesvorsitzende, Daniela Wagner. Die Grüne Jugend postete, Kochs
Kampagne gegen den Doppelpass sei „ein extremes Negativbeispiel für
Wahlkampf“ gewesen. Es verbiete sich, die Leuschner-Medaille „für
parteipolitische Symbolik zu missbrauchen“, so der Nachwuchs von Bouffiers
Koalitionspartner.
Koch selbst schweigt. Auf seiner Homepage präsentiert er sich als Berater:
„Den Beruf des selbständigen Rechtsanwaltes übe ich – mit durch andere
Tätigkeiten bedingten Unterbrechungen – seit der Gründung meiner ersten
Kanzlei im Jahr 1985 aus“ – die politische Karriere als „Unterbrechung“.
Der Politiker Koch, der nach eigenen Worten gerne den „Raubauz“ gab, hilft
nun als Moderator „Auseinandersetzungen zu vermeiden und vernünftige
Kompromisse zu schmieden“.
Koch sitzt dem Aufsichtsrat des europäischen Ablegers der schweizerischen
Großbank UBS vor, die Bank, bei der die hessische CDU in den 80er Jahren
ihr Schwarzgeld deponiert hatte.
Bouffier lässt ausrichten, es sei üblich, ehemalige Ministerpräsidenten mit
der Medaille auszuzeichnen. Kochs Vorgänger Hans Eichel, SPD, steht
allerdings nicht auf der Liste. Und Bouffiers Stellvertreter, der grüne
Wirtschaftsminister, Tarek Al-Wazir, nimmt nicht am Festakt teil. Er ließ
ausrichten, er sei an diesem Tag auf Auslandsreise.
17 Nov 2017
## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
## TAGS
Volker Bouffier
Hessen
CDU
Volker Bouffier
Ganztagsschule
Halit Yozgat
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