Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nach Erdbeben in Iran und Irak: Ankaras Zeichen an die Kurden
> Von dem schweren Erdbeben im Irak und Iran sind vor allem die Kurden
> betroffen. Die Türkei nutzt die Katastrophe für eine symbolische Geste.
Bild: Das Erdbeben hat vor allem in den Kurdengebieten schwere Zerstörung ange…
Istanbul taz | Unter Hochdruck haben Helfer am Montag nach Überlebenden
[1][des schweren Erdbebens] gesucht, das in der Nacht zu Montag die
Grenzregion zwischen Iran und Irak erschütterte. Nach offiziellen Angaben
forderte das Erdbeben auf iranischer Seite mindestens 348 Tote und Tausende
von Verletzten. Im Irak wurden mindestens sieben Personen getötet und
mehrere Hundert verletzt. Besonders hart traf es die iranische Kleinstadt
Sarpol-e Zahab in der Provinz Kermanshah, wo mehr als 240 Personen ihr
Leben verloren.
Ein Abgeordneter aus der Stadt sagte gegenüber einer staatlichen
Nachrichtenagentur, dass allein seine Familie 15 Tote zu beklagen habe. Auf
sozialen Medien veröffentliche Bilder zeigten schwer beschädigte Wohnhäuser
und Strassen voller Trümmer und Staub. Viele Menschen verbrachten die Nacht
aus Angst vor weiteren Beben auf der Strasse. Das geistliche und politische
Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, sprach den Bürgern von
Kermanshah und den betroffenen Familien sein „tiefstes Beleid“ aus.
Gleichzeitig forderte er die Rettungskräfte auf, schnell zu handeln.
Ähnliche äusserte sich auch Staatspräsident Hassan Rohani. Das Land wurde
in den letzten Jahrzehnten immer wieder von schweren Naturkatastrophen
heimgesucht. Im Jahr 1990 forderte ein Erbeben im Norden des Landes
Zehntausende von Opfern, 2003 wurde die historische Stadt Bam verwüstet,
wobei rund 26.000 Einwohner ihr Leben verloren. Trotzdem scheint die
Nothilfe auch diesmal schleppend zu verlaufen.
In einem Video beklagte sich am Montag ein junger Mann, die Regierung habe
die Bewohner im Stich gelassen. Sie habe weder Wasser noch Decken oder
andere wichtige Nothilfe geliefert, sagt der Mann. Unabhängige Beobachter
liess die Regierung zunächst nicht in das Erdbebengebiet. Sie müssten auf
eine Genehmigung des Innenministeriums warten, berichteten Journalisten
ausländischer Medien in Teheran.
## Vor allem Kurdengebiete betroffen
Nach Angaben der amerikanische Erdbebenwarte United States Geological
Survey (USG) hatte das Beben eine Stärke von 7,3. Sowohl auf iranischer wie
irakischer Seite leben in den betroffenen Gebieten vor allem Kurden. Die
Schockwellen waren aber bis nach Bagdad und über den Irak hinaus sogar in
der Südosttürkei und in Tel Aviv zu spüren.
Die USG verzeichnete am Montag schwere Nachbeben, vor allem in den beiden
Grenzstädten Halabja und Kifri im kurdischen Teilstaat des Nordirak. In
Derbendikhan, einer Kleinstadt westlich von Halabja und rund 65 Kilometer
südlich der Provinzhauptstadt Suleimaniya, wurden mindestens fünf Personen
unter den Trümmern von eingestürzten Häusern begraben. Der gleichnamige
grosse Staudamm hielt jedoch den Druckwellen jedoch stand.
Die türkische Regierung nutzte die Gelegenheit für eine symbolische Geste
gegenüber den irakischen Kurden. Begleiter von einem 20-köpfigen Hilfsteam
machte sich der Chef des staatlichen Katastrophendienst Afad, Mehmet
Güllüoglu, am frühen Montagmorgen auf den Weg in das Erdbebengebiet. Mit
einem Transportflugzeug brachte Afad 60 Zelte, 320 Decken und Medikamente
nach Suleimaniya, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.
Gleichzeitig machten sich mehr als 20 Afad-Lastwagen, beladen mit
Hilfsgütern, aus der Türkei auf den Weg in Richtung der kurdischen
Regionalhauptstadt Erbil.
Damit will Ankara offensichtlich ein Zeichen setzen. Nach dem unilateralen
Unabhängigkeitsreferendum der irakischen Kurden Ende September stellte die
Türkei die Flüge in den Teilstaat ein, Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan
drohte mit der Schliessung der gemeinsamen Grenze. Umgesetzt hat Ankara die
Drohnung freilich nicht. Das liegt nicht zuletzt an der enormen
wirtschaftlichen Bedeutung – eine Schliessung des Grenzübergangs brächte
der türkischen Wirtschaft Verluste in Milliardenhöhe.
Kurdische Vertreter lobten die Hilfe. Der Ministerpräsident der Region
Kurdistan, Nechirvan Barzani, nahm sie zum Anlass, um seinerseits den
Olivenzweig an den mächtigen Nachbarn auszustrecken. Er sei bereit in die
Türkei zu reisen, sagte Barzani. „Wir wollen gute Beziehungen mit Ankara.“
13 Nov 2017
## LINKS
[1] /!5462153/
## AUTOREN
Inga Rogg
## TAGS
Irak
Schwerpunkt Iran
Türkei
Kurden
Erbil
Erdbeben
Irak
Schwerpunkt Iran
Schwerpunkt Iran
Kurden
## ARTIKEL ZUM THEMA
Anti-IS-Koalition im Irak: US-Luftangriffe töteten viele Zivilisten
Bei jedem fünften Luftangriff gegen den IS sind Unbeteiligte ums Leben
gekommen – 31 Mal so oft, wie bisher bekanntgegeben. Das fand die „New York
Times“ heraus.
Nach Erdbeben in Iran und Irak: Viele Tote und Verletzte
Eine heftige Erschütterung in der iranisch-irakischen Grenzregion kostet
vielen Menschen das Leben. Hunderte werden verletzt. Die Rettungsarbeiten
laufen.
Türkei und Iran sind sich einig: Kein „neues Israel“ im Nahen Osten
Alles, bloß kein eigener kurdischer Staat: Das ist das Ergebnis nach dem
Treffen des türkischen und des iranischen Präsidenten.
Nachruf auf Dschalal Talabani: Kurdischer Spalter und Versöhner
Er war der erste kurdische Präsident des Irak und galt als jovialer
Vermittler. Nur mit Masud Barzani lieferte er sich einen blutigen
Machtkampf.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.