| # taz.de -- Bezahlen im Internet: Ka-Ching mit null Klicks | |
| > Der Mikro-Bezahldienst flattr stellt sich neu auf. Er will Bloggern, | |
| > Medien und Kreativen zu Einkünften verhelfen und nebenbei mitverdienen. | |
| Bild: Eine Paywall ist für viele keine Lösung – auch sie will flattr anspre… | |
| Die Idee des 2010 gegründeten schwedischen [1][Micropayment-Diensts flattr] | |
| ist, Webinhalte finanziell zu unterstützen – abseits von Paywall und Co. | |
| Dazu legen NutzerInnen monatlich einen Geldbetrag fest. Seitenbetreiber | |
| haben die Möglichkeit, einen flattr-Button in ihre Seite zu integrieren, | |
| den NutzerInnen klicken können. Am Ende des Monats wird ihr Geld dann | |
| entsprechend der von ihnen vergebenen Anzahl an Klicks an die Webseiten | |
| ausgeschüttet. | |
| Der Button wird nun abgeschafft, sagte flattr am Dienstag bei der | |
| Vorstellung seines neuen Konzepts. NutzerInnen bezahlen nun nicht mehr wie | |
| bisher per Klick, sondern im „zero click“-Verfahren. Dabei registriert eine | |
| Erweiterung für den Web-Browser die Benutzeraktivitäten und löst nach einer | |
| bestimmten Nutzungs- oder Lesdauer einen Bezahlvorgang aus, um einen | |
| Blogartikel oder eine Online-Zeitungsseite mit flattr zu honorieren. | |
| Die neue Browser-Erweiterung registriert nun Verweildauer und die | |
| Bewegungen des Nutzers auf der Seite. Diese Daten werden lokal auf dem | |
| Computer des Benutzers gespeichert, übertragen werden nur die ausgelösten | |
| Bezahlvorgänge, maximal fünf pro Seite und Tag. | |
| Die BenutzerInnen können Seiten „whitelisten“, die dann bei einem Besuch | |
| unabhängig vom flattr-Algorithmus autmatisch honoriert werden, oder | |
| „blacklisten“, falls sie einer Seite kein Geld zukommen lassen möchten. Die | |
| besuchten Seiten in Kategorien unterteilen, so daß man zum Beispiel den | |
| persönlichen 10 Lieblingsnachrichtenquellen monatlich einen festen Betrag | |
| zuordnen kann, ist leider nicht möglich. | |
| ## Flattr behält 7,5% der Zahlungen | |
| Auch, wenn das neue flattr-Konzept dem Nutzerverhalten weit mehr | |
| entgegenkommt als das der Paywalls, ist fraglich, ob die Medienportale ihre | |
| Paywalls dafür durchlässig machen werden. Denn flattr wurde im April 2017 | |
| von der deutschen eyeo GmbH übernommen, der auch der bekannte Werbe-Blocker | |
| „Adblock Plus“ gehört: Ihn benutzen viele, um auf Webseiten störende | |
| Werbung auszublenden. Adblock Plus geriet zuletzt wegen des Konzeptes der | |
| „akzeptablen Werbung“ [2][in die Kritik] der Medien. Den Betreibern wurde | |
| das Ausnutzen ihrer Marktmacht und gar Schutzgelderpressung vorgeworfen. | |
| Laura Sophie Dornheim, die Pressebeauftragte der eyeo GmbH, sieht die | |
| Übernahme von flattr als „logische Ergänzung“ des Angebotes. Flattr soll | |
| eine Bezahlmöglichkeiten unter vielen bleiben und die beiden Produkte | |
| unabhängig voneinander vermarktet werden. Dornheim hofft zudem, daß viele | |
| alte Benutzer ihre flattr-Konten reaktivieren. Unter den bestehenden über | |
| eine Million Konten sind viele inaktive. Das Ziel von flattr ist, in den | |
| nächsten zwölf Monaten die Marke von 100.000 zahlenden Nutzern zu | |
| erreichen. | |
| Übrigens: Flattr behält 7,5% der Zahlungen. Der Rest geht an die Anbieter | |
| der Inhalte. Dazu müssen Anbieter nicht mehr selbst zwangsläufig Geld über | |
| flattr ausschütten, wie in der Anfangszeit des Dienstes. Beides lässt sich | |
| nun getrennt voneinander betreiben. | |
| 26 Oct 2017 | |
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| [2] /!5063893/ | |
| ## AUTOREN | |
| Ulf Schleth | |
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