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# taz.de -- Hamburg verweigert Kostenerstattung: Kostbarer Kinderwunsch
> Hamburg lässt ungewollt Kinderlose mit den Behandlungskosten allein,
> anders als etwa Niedersachsen. Die FDP will das ändern
Bild: Kinderwunschbehandlung: Nicht jeder kann sich das leisten
Vor mehr als einem Jahr wurde der Antrag in den Familienausschuss
überwiesen, heute wird er wohl endlich debattiert. Die FDP-Fraktion will,
dass sich Hamburg, so wie andere Bundesländer auch, an den Kosten für
künstliche Befruchtungen beteiligt. Dabei sollen weder der Familienstand
noch die sexuelle Orientierung der Paare mit unerfülltem Kinderwunsch eine
Rolle spielen.
Bundesweit übernehmen die Krankenkassen derzeit die Hälfte der Kosten für
sogenannte Kinderwunschbehandlungen, für höchstens drei Versuche. Zur
Orientierung: Ein Versuch kostet in der Regel über 3.000 Euro. Seit 2012
ermöglicht eine Förderrichtlinie weitere Finanzhilfen. Ehepaare können die
Übernahme von 25 Prozent ihres Eigenanteils beantragen, für insgesamt vier
Behandlungen. Nicht verheiratete Paare bekommen seit 2016 für die ersten
drei Behandlungen 12,5 Prozent und für die vierte Behandlung 25 Prozent
Zuschuss. Voraussetzung: Bund und Länder teilen sich diese Kosten. Sechs
Bundesländer beteiligen sich an dem Programm. Niedersachsen zum Beispiel
stellt Gelder zur Kinderwunschbehandlung zur Verfügung, dank der
scheidenden rot-grünen Landesregierung. Das ebenfalls rot-grün regierte
Hamburg bisher nicht.
Die Förderrichtlinie für Kinderwunschbehandlungen sieht auch nach der
Einführung Ehe für alle ausschließlich die finanzielle Unterstützung
heterosexueller Paare vor. Laut einer Sprecherin des
Bundesfamilienministeriums soll das auch erst mal so bleiben.
Die FDP fordert den Senat in ihrem Antrag auf, sich auf Bundesebene auch
für die Finanzierung von Samenspenden einzusetzen. „Wir möchten alle
möglichen Lebensentwürfe unterstützen, auch wenn dafür technische
Hilfsmittel von Nöten sind“, sagt Daniel Oetzel, Sprecher für Familie,
Kinder, Jugend und Sport der Hamburger FDP-Fraktion.
„Wir haben die Möglichkeit, die Hamburger Familienpolitik mit Bundesmitteln
zu fördern“, sagt Oetzel. Im Moment würden die Mittel einfach nicht
genutzt. „Das ist ein Unding.“
Die FDP zielt mit ihrem Antrag zunächst auf eine Kosteneinschätzung
seitens des Senats. Dass Hamburg Probleme mit der Finanzierung bekommen
könnte, glaubt Oetzel nicht. „Im Vergleich zu anderen Posten des Haushalts
sprechen wir von einem marginalen Betrag, den Hamburg selbst in die Hand
nehmen müsste.“
Dass dem Antrag der FDP-Fraktion zugestimmt und damit der Weg für die
finanzielle Entlastung ungewollt kinderloser Paare freigemacht wird, ist
trotzdem unwahrscheinlich. In der Zielsetzung sei der Antrag zwar wichtig,
sagt Uwe Lohmann, familienpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, aber: „Wir
möchten keine Insellösung. Wir setzen uns für eine bundesweit einheitliche
Regelung ein.“ Eine jetzige Verhandlung im Ausschuss greife möglichen
Ergebnissen der aktuellen Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene vor.
Ginge es nach ihm, sollte die heute angesetzte Debatte vertagt werden.
Anna Gallina, grüne Sprecherin für Familie, Kinder und Jugend, stimmt mit
ein: „Es ist strukturell sinnvoller, wenn der Bund diese Angelegenheit
einheitlich regelt“, sagt sie.
Es gehe auch um Gerechtigkeit, sagt Lohmann. „Es ist doch nicht gerecht,
dass die Menschen in den verschiedenen Bundesländern nicht die gleiche
Unterstützung bekommen.“
2 Nov 2017
## AUTOREN
Marthe Ruddat
## TAGS
Kinderwunsch
Behandlung
Kosten
Geburt
Schwerpunkt Abtreibung
Ehe für alle
Regretting Motherhood
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