# taz.de -- Verschollener Friedensvertrag Bosniens: Abkommen, Top-Zustand, 50.0… | |
> Das Originaldokument des Friedensvertrages, der 1995 den Bosnien-Krieg | |
> beendete, galt lange als verschollen. Nun wurde es wiederentdeckt. | |
Bild: Zerstörte Hochhäuser in Sarajevo nach dem Ende des Bosnien-Kriegs | |
SARAJEVO taz | Eigentlich kann einen in Bosnien und Herzegowina gar nichts | |
mehr überraschen, entfuhr es dem Journalisten Dragan Bursać. Aber eine | |
solche Tragikomödie suche auch hier ihresgleichen: „Das wichtigste Dokument | |
des Landes wurde zuerst versteckt, verschwand dann und wurde schließlich in | |
dem Haus eines Fahrers gefunden, der bei einem Politiker angestellt war. | |
Was für eine Story.“ | |
Aber der Reihe nach. Das [1][Abkommen von Dayton aus dem Jahr 1995] ist für | |
die Geschichte des Staates Bosnien und Herzegowina von allerhöchster | |
Bedeutung. Mit ihrer Unterschrift auf dem Dokument beendeten die drei | |
Präsidenten Serbiens, Kroatiens und Bosnien und Herzegowinas den | |
dreieinhalb Jahre dauernden Krieg 1992 bis 1995 und verabschiedeten eine | |
Verfassung, die bis heute gültig ist. | |
Das Original wurde vom damaligen Präsidenten Alija Izetbegović aus Dayton | |
persönlich nach Sarajevo gebracht und im Archiv des wichtigsten | |
Regierungsgebäudes gelagert. Seither hatte es niemand zu Gesicht bekommen. | |
Der damalige Parlamentssprecher Miro Lazović gibt sich ahnungslos. „Ich | |
weiß wirklich nicht, wie diese Dokument abhandenkommen konnte. Das | |
Parlament hat in meiner Amtszeit bis Sommer 1996 niemals über das Abkommen | |
diskutiert, ich habe das auch nie gesehen.“ | |
Auch das kann die Menschen in diesem Land nicht wirklich überraschen. Dass | |
die Parlamentarier das Dokument nicht sehen wollten, sich also nicht um das | |
Abkommen kümmerten, obwohl es gleichzeitig die Verfassung des Landes | |
darstellt, sei zwar ein starkes Stück, aber irgendwie ja auch normal, | |
witzeln Anrufer von Radiosendungen. | |
## Einer forschte nach | |
Immerhin – einer forschte nach. Željko Komšić, ehemaliges kroatisches | |
Mitglied des dreiköpfigen Staatspräsidiums, wollte nachlesen, ob die | |
Behauptung seines serbischen Kollegen Nebojša Radmanović, die | |
Internetversion des Abkommens sei nicht authentisch, stimmte. Doch das | |
Dokument war nicht aufzufinden. Das war im Jahre 2008. | |
Es sollte erst November 2017 werden, bis das Original wiederauftauchte: Die | |
Polizei verhaftete am Dienstag einen Mann in dem Städtchen Pale, das in den | |
Bergen oberhalb Sarajevos liegt und einst Hauptstadt der nationalistischen | |
Serben während des Krieges war. Das Abkommen befand sich in der Wohnung des | |
Mannes, er hatte zuvor versucht, es für 50.000 Euro zu verscherbeln. Der | |
Mann wurde als Željko Kuntoš identifiziert, früherer Fahrer des | |
Parlamentssprechers der serbischen Teilrepublik, Dragan Kalinić. Man darf | |
gespannt sein, was er erzählen wird, wie er in den Besitz des Dokuments | |
kam. | |
3 Nov 2017 | |
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## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
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