# taz.de -- Länderspiel der DFB-Frauen gegen Island: Rückkehr der Leaderin | |
> Am Freitag treffen die DFB-Frauen auf Island. Nach der enttäuschenden EM | |
> soll mit Alexandra Popp die Durchschlagskraft zurückkommen. | |
Bild: So wie nach dem Olympiasieg 2016 will Alexandra Popp wieder jubeln | |
Wiesbaden taz | Alexandra Popp hat die gesamte Frauen-EM in den | |
Niederlanden notgedrungen nur aus der Zuschauerperspektive erlebt. Als die | |
deutsche Frauenationalmannschaft an einem verregneten Sonntagmorgen in | |
Rotterdam in der Neuansetzung im Viertelfinale gegen Dänemark auf | |
erschreckende Art und Weise unterlag, saß die damals verletzte Angreiferin | |
des VfL Wolfsburg fassungslos auf der Tribüne in der letzten Reihe. | |
Die meisten anderen EM-Spiele verfolgte die 26-Jährige am Fernseher. Dabei | |
hat sie natürlich mitbekommen, dass sich auch bei diesem Frauenturnier das | |
schon bei der Männer-EM 2016 zum Kult gewordene Überkopfklatschen mit den | |
„Huh, huh, huh“-Rufen ausbreitete, wann immer Islands Fußballerinnen | |
vorspielten. | |
Nun trifft Deutschland am Freitag (16 Uhr/ZDF) in Wiesbaden vor vermutlich | |
knapp 4.000 Zuschauern auf ebendiesen EM-Teilnehmer, der in der | |
WM-Qualifikation als der mit Abstand härteste Prüfstein gilt. | |
Was würde Popp von der Wiederholung des Rituals halten? „Können die | |
Isländerinnen ja gerne machen – nachdem sie gegen uns verloren haben.“ Da | |
schwingt das Selbstbewusstsein mit, das Selbstverständnis des deutschen | |
Frauenfußballs schleunigst wiederherzustellen. Zwar ist der Olympiasieger | |
im September bei den Siegen über Slowenien (6:0) und Tschechien (1:0) in | |
die Erfolgsspur zurückgekehrt, doch viele Mängel sind geblieben. | |
## Zur Untätigkeit verdammte Leistungsträgerin | |
Das fehlende Durchsetzungsvermögen, die letzte Konsequenz, der unbedingte | |
Wille zum Tor gelten weiter als verbesserungsbedürftig. Popp, die | |
vergangenen Sommer zur Untätigkeit verdammte Leistungsträgerin, hat „die | |
Entschlossenheit“ vermisst. | |
Es sind Eigenschaften, die die zweimalige Fußballerin des Jahres (2014, | |
2016) verkörpert, die mit den wieder berufenen Melanie Leupolz und Simone | |
Laudehr (beide FC Bayern) zu jenen Mentalitätsspielerinnen zählt, die im | |
Hinblick auf die Frauen-WM 2019 dringend gebraucht werden. | |
Oder wie Steffi Jones sagt: „Alex ist für uns wichtig als Leaderin, die die | |
Mannschaft mit ihrer Leidenschaft und Präsenz mitreißen soll.“ Den von der | |
Bundestrainerin zugespielten Ball nimmt die Nummer 11 gerne auf. „Es gibt | |
keinen Grund, mich hinten anzustellen, weil ich zwei, drei Monate raus | |
war.“ Die Erklärung jedoch, dass die verletzte Stürmerin nicht adäquat | |
ersetzt werden konnte, ist selbst selbst Popp „zu einfach“. | |
Was sie als Mitglied aus dem Mannschaftsrat allerdings einräumt: dass die | |
ihr zugeschriebenen Wesenszüge seltener geworden sind. „Es gibt nicht mehr | |
so viele Charaktertypen.“ Sie habe manchmal gedacht, „da muss doch mal | |
einer auf den Putz hauen“ und würde sich wünschen, dass „man ein Zeichen | |
setzt, damit es knallt – das muss ja nicht zwingend dem Gegner wehtun“. | |
## Es darf ruppig werden | |
Auch wenn Abwehrchefin Babett Peter von der wegen eines Jochbeinbruchs | |
fehlenden Dzsenifer Marozsan die Kapitänsbinde bekommt: Popp gilt als eine | |
der wichtigsten Führungsspielerinnen auf dem Weg nach Frankreich. „Ich sehe | |
mich in der Pflicht, die anderen mitzuziehen.“ | |
Dafür darf der Umgang miteinander ruhig etwas ruppiger werden. Die 80-fache | |
Nationalspielerin (35 Tore), die schweren Herzens ihren Job als | |
Tierpfegerin aufgab, weil sie kaum noch regenerieren konnte, bestätigt, | |
dass sich in Jones’ Teamführung einiges verändert hat. „Es läuft anders … | |
es gibt weniger Späßchen. Ich würde sagen, es ist alles fokussierter.“ | |
Denn dass das Aushängeschild des deutschen Frauenfußballs bei einem großen | |
Turnier so früh in die Zuschauerrolle versetzt wird, soll so schnell nicht | |
wieder passieren. | |
20 Oct 2017 | |
## AUTOREN | |
Frank Hellmann | |
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