# taz.de -- Hamburger Rapperin Ace Tee: Dissen ist nicht ihr Ding | |
> Tough, selbstbestimmt, hamburgerisch: Rapperin Ace Tee hatte mit „Bist du | |
> down“ einen Hit. Aus gutem Grund, auch wenn ihr der Schliff am Text | |
> fehlt. | |
Bild: Wippt mit dem Beat: Ace Tee | |
Es ist schon erstaunlich: Ausgerechnet die Tatsache, dass Ace Tee auf | |
Deutsch singt, macht einen Teil ihres internationalen Erfolgs aus. Mit | |
deutschsprachigen HipHop verbindet man bisher allerdings auch nicht | |
schwarze Rapperinnen in durchgestylten Videoclips, die rundum positive | |
Vibes senden und mainstream-tauglich sind. Genauso war es aber bei Ace Tee. | |
Mit ihrem Song „[1][Bist du down]“ landete die Hamburgerin vergangenes Jahr | |
aus dem Nichts in den USA und in Großbritannien einen Hit, nachdem das | |
dazugehörige Video, das ihre Posse beim Chillen unter einer | |
graffitibesprühten Straßenbrücke zeigte, massenhaft auf Twitter geteilt | |
wurde. | |
Dann ging alles im Eiltempo: Das Modemagazin Vogue [2][porträtierte die | |
junge Frau] mit einer großen Story. Nun erlangt die 24-Jährige auch | |
hierzulande größere Bekanntheit. Inzwischen hat Tarin Wilda, wie Ace Tee | |
bürgerlich heißt, allein bei YouTube mehr als zwei Millionen Klicks | |
eingeheimst. Kürzlich ist nun auch ihre Debüt-EP „Tee Time“ erschienen. | |
## Atmosphäre wie bei den Fugees | |
Ace Tees Sound ist einfach und klar strukturiert: Fette Beats, jazzige | |
Hooks, Samples und Soul-Vocals – mal von ihr selbst, mal von ihrem | |
Rap-Partner Kwam.e gesungen – dominieren das Klangbild. Genau wie „Bist du | |
down“, das von der Atmosphäre an „Killing me softly“ von den Fugees | |
erinnert, regiert bei „Tee Time“ erneut die Oldschool. | |
Anders als früher ist allerdings, dass Ace Tee alles in Eigenregie | |
produziert hat, auch das Beatbauen hat sie sich selbst beigebracht. Und die | |
Grooves überzeugen, sie hüpfen auf der Tonleiter auf und ab, im Hintergrund | |
flirrt immer wieder der gleiche Spruch: „Bist du down?“, singt sie und | |
meint damit, ob wir einverstanden seien, mit ihrer traditonsbewussten Idee, | |
HipHop und R&B zusammenzuführen. Ihr Sound ist dabei weltumarmend und | |
entspannt, wenngleich Ace Tees Reime etwas Tiefgang vermissen lassen. | |
Letztlich scheint es mehr um den Style zu gehen. Denn das Aufregende an Ace | |
Tee ist ihr Image: tough, selbstbestimmt, hamburgerisch. Bevor sie Ace Tee | |
wurde, versuchte sich Wilda unter dem Alias „Goddess Meduzv“ schon einmal | |
als Beatmakerin. Düsterer war sie damals, was ihre Stimmung angeht. | |
Aufgewachsen ist die gelernte Hairstylistin in Hamburg-Jenfeld, einem der | |
ärmsten Stadtteile der Hansestadt. 20,7 Prozent der Bewohner lebten 2015 | |
von Sozialleistungen. Angst vor Kommerz hat Ace Tee keine. Inzwischen wirbt | |
die gebürtige Berlinerin mit ghanaischen Wurzeln für eine Modelinie von | |
H&M, auch für die Sportmarke Nike drehte sie bereits einen Werbespot. | |
Der Auftakt-Song von „[3][Tee Time]“ heißt „Bounce auf dem Beat“. | |
Krachig-funkig klingen die Drums und treffen auf Sprechgesang, was | |
Erinnerungen an die Neunziger-Jahre-Girlgroup Tic Tac Toe aufkommen lässt. | |
Allerdings kann Ace Tee besser produzieren als ihre Vorgängerinnen. Sie, | |
die von Künstlerinnen wie TLC und Aaliyah beeinflusst ist, erzählt in dem | |
Song von ihrem Werdegang: „Kitzel dann noch mehr raus aus der Tonne, hinter | |
all der aufgestauten Wut versteckt sich auch die Sonne.“ | |
Der Beat bollert wunderbar funky, weil er von englisch gesungenen Texten | |
begleitet wird. Der Einsatz von Rapper Kwam.e macht den Song | |
facettenreicher, alles in allem ein Balsam für die Ohren. Die gute Laune | |
der Musiker wirkt trotzdem nie zu aufdringlich. Obwohl der raffinierte | |
Schliff am Text, der zwingenden HipHop ausmacht, fehlt. Letztlich tragen | |
die tollen Beats den Sound. | |
## „Frauen, respect yourself!“ | |
Ziel von Ace Tee ist es, optimistisch empowernden Pop zu machen. Sie habe | |
das Gefühl, sagt sie in einem Interview mit dem „Ersten“, hierzulande habe | |
sich HipHop erst durchsetzen können, als sogenannte „Diss-Songs“ aufkamen … | |
also vor allem männliches und aggressives Konkurrenzdenken mit | |
gegenseitigem Anpflaumen. Ace Tees Sache ist Dissen nicht. Ihre Message ist | |
denkbar einfach, aber total schlüssig: „Schluss mit dem Selbsthass, step an | |
das Mikrofon und zeig den Leuten, was du draufhast“, singt sie. Zur | |
Botschaft der Künstlerin gehört auch, keine nackte Haut in Videos zu | |
zeigen: „Wir wollen aufhören damit. Frauen, step up and show yourself, | |
respect yourself.“ Da gibt es definitiv schlechtere Botschaften. | |
8 Oct 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=-n7toRFqURk | |
[2] https://www.vogue.com/article/fashion-music-video-90s-style | |
[3] https://www.youtube.com/watch?v=beNAT-vIAxE | |
## AUTOREN | |
Mira Sonia Bahl | |
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